Kemater Firma will Gaslager vergrößern

In Kematen herrscht große Aufregung um den geplanten Ausbau des Gaslagers der Firma Tunap Cosmetics. Die Firma gehört zu den sogenannten Seveso-Betrieben. Um die vorgeschriebenen Sicherheitsrichtlinien einzuhalten will die Firma zwei Millionen Euro investieren.

Kematen ist eine Gemeinde, die den Seveso-Richtlinien unterliegt. Denn mit dem Kosmetikhersteller Tunap ist im Ort ein Betrieb angesiedelt, der gefährliche Stoffe lagert. Um diesen Betrieb ist laut EU-Richtlinie ein Sicherheitsradius von knapp 350 Metern einzuhalten. Darin wohnen 1.200 Menschen. Für sie bedeutet Seveso eine Einschränkung und einen Eingriff ins Eigentum. „Wenn der Sicherheitsradius gleich bleibt, dann darf man eigentlich nichts mehr umbauen. Das ist natürlich auch eine Entwertung der Gebäude. Das kauft dir ja keiner mehr ab, wenn er weiß, dass er damit nichts mehr tun kann“, befürchtet Wolfgang Hofer, Sprecher der Anrainer.

Die Seveso-Richtlinie hat die Verhütung von schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen und die Begrenzung der Unfallfolgen für Mensch und Umwelt zum Ziel. Um Betriebe, die gefährliche Stoffe lagern, muss ein Sicherheitsradius eingehalten werden.

Zwei Millionen-Investition

Um den Sicherheitsradius zu verkleinern will Tunap zwei Millionen Euro in die Betriebssicherheit investieren. Frank Hummel, der Sprecher der Geschäftsführung von Tunap erklärt: „Wir wollen in ein modernes Gaslager investieren als Ersatz für das bestehende, das 30 Jahre alt ist. Die Sicherheitsradien werden dann natürlich deutlich reduziert. Auf der anderen Seite möchten wir natürlich auch die Chance haben, zukünftig durch die Installation modernerer Anlagen auch neue Arbeitsplätze zu schaffen.“

Das Produktionslager soll um das Sechsfache vergrößert werden, das Gaslager um das Dreifache.

Kematen, Tunap, Gefahrenzonenplan

ORF

Die Sicherheitszone reicht bis zur Kirche.

„Entspricht nicht dem Geist der Richtlinie“

Die Anrainer sind besorgt. Sie sehen trotz der Investition in die Sicherheit die Gefahr steigen. „Ich wüsste nicht, weshalb da jetzt weniger Gefahr sein sollte, wenn dann drei mal mehr explosive und brennbare Stoffe gelagert werden“, formuliert der Sprecher der Anrainer seine Sorgen. Die Anrainer werden von Andreas Brugger, er ist auch Landtagsabgeordneter der Liste Fritz, vertreten. „Anstatt zu sagen, wir tun alles Menschenmögliche, um diese Gefahr zumindest zu verringern, geht man jetzt her und setzt die Gefahr im Siedlungsgebiet noch hinauf. Das entspricht auch gar nicht dem Geist dieser EU-Richtlinie, wo ganz klar drinnen steht: Langfristig soll die Entflechtung von Gefahr und Wohnsiedlungen passieren. Da kann ich doch nicht die Kapazität erhöhen“, sagt Brugger.

Durch Investition weniger Häuser betroffen

Die Firma Tunap versucht zu beruhigen. Es komme der absolut neueste technische Standard zum Einsatz. Laut Gemeinde würden viele Häuser durch die Investitionen in die Sicherheit aus der sogenannten roten Zone fallen. Bürgermeister Rudolf Häusler erklärt, dass letztendlich 26 Wohnhäuser übrig bleiben würden. „Das Ansinnen der Gemeinde Kematen im Einvernehmen mit der Firma Tunap und dem Amt der Tiroler Landesregierung wird es sein, dass wir auch diese 26 Objekte, die letztendlich noch betroffen wären, aus dieser Sicherheitszone herausbringen“, so der Bürgermeister.

Für Dienstag ist bei Tunap die gewerberechtliche Verhandlung für die geplanten Umbauten und Erweiterungen anberaumt. Obwohl sie keine Parteistellung haben, wollen auch auch besorgte Anrainer ihre Fragen stellen.

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