Spaltenwunder Fall für Wissenschaft

Die Grenzen der Wissenschaft verschoben hat jener Deutsche, der sechs Tage in einer Gletscherspalte überlebt hat. Wissenschaft und Alpinmediziner haben schon jetzt interessante Erkenntnisse gewonnen.

Sechs Tage in einer Gletscherspalte eingepfercht zu sein war eine unglaubliche körperliche und psychische Belastung für den 70-jährigen Franken, aber ein Glücksfall für die Alpinmedizin. Der Alpinmediziner Peter Paal sagt, der Fall sei bisher einzigartig und habe die Grenzen der Medizin in diesem Fall in das Unbekannte verschoben.

Bisher war so ein Fall undenkbar

Bisher sei es absolut undenkbar gewesen, dass jemand in einer Gletscherspalte sieben Tage überleben kann. Auswirkungen wird der Fall auch für zukünftige Rettungsaktionen haben. Man müsse bei solchen Fällen dranbleiben und man müsse versuchen, die Personen mit maximal vertretbaren Einsatz zu retten, sagt Paal.

Zum Schutz vor der Kälte hatte der Mann einzig eine Rettungsdecke, das ist eine Folie, die auf einer Seite gold- und auf der anderen Seite silberbeschichtet ist. Was eine solche Decke über Tage bringt, war nicht am Menschen testbar. Es sei faszinierend, dass dieser Herr nur mit 0,5 Grad pro Tag abgekühlt sei, sagt Paal. Nach Tagen zerriss die Folie, mit den Fetzen machte er weiter und hüllte sich an den feuchteren Stellen mehr ein, so konnte er der Feuchtigkeit Einhalt gebieten.

Gefahr durch Verdursten

Der Mann wäre in der Spalte aber in ein paar Tagen verdurstet, schneller als bislang angenommen. Das Gletschereis sei hart wie Beton und er hätte keinen Pickel dabeigehabt, mit dem er sich Eis herausbrechen hätte können, sagt der Alpinmediziner. Dazu kam der extreme Schlafmangel. Wäre der 70-Jährige eingeschlafen, wäre er gestorben, die Angst davor ließ ihn überleben. Das komme einer psychischen Folter gleich, so Paal. Da sei noch nicht abzusehen, was da die Folgen seien, eventuell könne man Depressionen oder Panikattacken entwickeln.

Ungewollt hat der 70-Jährige in der Spalte die Grenzen der Wissenschaft überschritten. Der Deutsche gab auch sein Einverständnis, dass sein Fall für die Wissenschaft ausgewertet wird.

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