Klinik: Strukturplan steht, Okay fehlt

Die Kinderklinik in Innsbruck braucht dringend neue Strukturen und Einsatzpläne. Darüber sind sich Politik, Klinikverwaltung und das Rektorat der Med-Universität einig. Letztere hat Akutmaßnahmen angekündigt, für die Strukturreform fehlt nur das Okay des Unirats.

Seit Jahren - eigentlich seit dem Ausscheiden des langjährigen Leiters Heribert Berger - nehmen die Konflikte an der Kinderklinik kein Ende. Bergers Nachfolgern Wolf Endres und auch Lothar Zimmerhackl ist es in mehr als 15 Jahren ebensowenig wie Tilak und Universität gelungen, für die notwendige Ruhe innerhalb der Belegschaft zu sorgen und klare Strukturen zu schaffen. Negativmeldungen über interne Streitigkeiten verunsicherten zunehmend auch die Eltern, die sich schließlich zu einer Plattform formierten und seitdem die Kinderklinik nicht mehr aus den Augen lassen. Immer wieder spricht man öffentlich von möglichen Behandlungsfehlern und angeblichen Missständen.

Jüngste Fälle könnten Strukturreform beschleunigen

Ob in den jüngsten Fällen tatsächlich Behandlungsfehler vorliegen, wird derzeit untersucht. In einer Causa ermittelt die Staatsanwaltschaft und auch seitens des Krankenhausverwalters Tilak hat man lückenlose Aufklärung zugesagt. Kommende Woche sollen erste konkrete Ergebnisse vorliegen. Konkret werden will kommende Woche auch das Rektorat der Medizinischen Universität, das Akutmaßnahmen zur Verbesserung der internen Abläufe an der Kinderklinik sofort umsetzen will.

Diese Akutmaßnahmen sind ein erster Teil einer Strukturreform, die seit zwei Jahren in Planung ist. Dabei sollen die derzeit vier Departments an der Kinderklinik aufgelöst werden. Stattdessen wird die Kinderklinik in drei Bereiche aufgegliedert - in eine allgemeine Pädiatrie samt Ambulanz und Intensivbereich, eine Neonatologie für Früh- und Neugeborene und eine Kinderkardiologie. Letztere wird weiterhin Jörg Stein leiten, für die beiden anderen Bereiche müssen neue Leiter bestellt werden. Auf gute Führungsqualitäten dieser Klinikchefs wird wohl besonderes Augenmerk gelegt werden müssen.

Der Ball liegt beim Unirat

Über diesen Strukturplan herrscht seit April dieses Jahres bei Landespolitik, Tilak und Rektorat Einigkeit. Was fehlt, ist der Segen des Unirats, der im Dezember - so hofft man - endlich diesen Strukturplan Kinderklinik verabschieden wird. Dann würde es rund ein Jahr dauern, bis die jeweiligen Klinikchefs für die neuen Strukturen gesucht und bestellt sind. „Land, Tilak und Rektorat haben ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt liegt es am höchsten Uni-Gremium, dass dieser Plan auch umgesetzt werden kann“, drängt Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) auf eine rasche Entscheidung.

Verunsicherung bei Eltern aber auch bei Ärzten

Die regelmäßigen Negativschlagzeilen haben über die Jahre zweifelsohne am Image der Kinderklinik Innsbruck gekratzt. Dass dadurch auch Tirols Eltern zunehmend verunsichert worden sind, dessen ist man sich auch seitens der Tilak bewusst. „So schlimm jeder einzelne Fall, der nicht gut ausgeht, ist, werden an der Kinderklinik jährlich zigtausende Kinder geheilt und gesund entlassen“, versucht Tilak-Vorstand Stefan Deflorian dieser Verunsicherung entgegenzuwirken.

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Dies unterstreicht auch ein Arzt mit internationaler Erfahrung, der an der Kinderklinik Innsbruck arbeitet, aber nicht namentlich genannt werden will. Er spricht von medizinischen Leistungen, die den Vergleich mit namhaften Kliniken nicht zu scheuen brauche.

Im Gespräch mit ORF Tirol berichtet er aber gleichzeitig über wachsende Verunsicherung innerhalb der Ärzteschaft an der Kinderklinik. Verantwortlich dafür macht er neben teilweise unsachlichen Medienberichten auch den „permanenten und nicht immer gerechtfertigten Druck der Elternvertretung“. Umso mehr wünscht auch er sich, dass endlich rasch Ruhe einkehrt auf der Kinderklinik - in erster Linie im Sinne der jungen Patienten.

Staatsanwaltschaft will neue Vorwürfe prüfen

Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft will bei den am Donnerstag publik gewordenen, weiteren Fällen von angeblichen Behandlungsfehlern an der Innsbrucker Kinderklinik die Vorwürfe prüfen. „Wir haben von der Tilak Unterlagen angefordert, um die Fälle zunächst einmal zuordnen zu können“, sagte Hansjörg Mayr, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, der APA am Freitag.

Ärztekammer fordert klare Struktur

Der Präsident der Tiroler Ärztekammer Arthur Wechselberger fordert eine klare Führungskompetenz von den Verantwortlichen in Tilak und Universität. Die Ärzte hätten einen Anspruch darauf, in einem Unternehmen mit klarer Führungsstruktur ihre wissenschaftlichen und medizinischen Leistungen erbringen zu können, so Wechselberger.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at