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Stadtarchiv Innsbruck
Stadtarchiv Innsbruck
Erlebnis Österreich

Café Schindler – Apfelstrudel und Antisemitismus

Das legendäre Café Schindler auf der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße kann viele Geschichten erzählen, von den Goldenen 1920er-Jahren, von durchtanzten Nächten und von ersten Liebeleien einiger Innsbrucker Großeltern. Hier das „Erlebnis Österreich“ nachsehen.

Erlebnis Österreich: Café Schindler – Apfelstrudel und Antisemitismus

Ein Kaffeehaus hat viel zu erzählen, so auch das Café Schindler auf der Innsbrucker Maria Theresien Straße. 1922 von Hugo Schindler gegründet, entwickelte sich das Café Schindler bald zum Szenetreff mit Apfelstrudel, Tanz und Live-Jazz.

Sendungshinweis:

Erlebnis Österreich
SA, 27. April, 16.30 Uhr, ORF 2

Unter den Kaffeehausfenstern sind aber auch die Nationalsozialisten aufmarschiert, um Adolf Hitler zuzujubeln. Meriel Schindler, die als Anwältin in London lebende Enkelin des Kaffeehausgründers, hat intensiv recherchiert und ein sehr persönliches Buch über die Geschichte ihrer jüdischen Familie geschrieben.

Fotostrecke mit 12 Bildern

Schindler
ORF
Meriel Schindler, die Enkelin des Kaffeehausgründers hat ein sehr persönliches Buch über ihre jüdische Familie geschrieben.
Schindler
Stadtarchiv Innsbruck
1922 gründete Hugo Schindler das Café Schindler auf der Innsbrucker Maria Theresien Straße. Es wurde zum Szenetreff.
Meriel Schindler
ORF
Alles was Meriel Schindler geerbt hat, sind 13 Fotoalben voll von Geschichten, von denen sie wenig Ahnung hatte.
Schindler
Stadtarchiv Innsbruck
Im Café Schindler wurde feine Patisserie serviert, es gab Räume für Bridge und Billard und zwei Tanzsalons.
Familie Schindler
Elisabeth Vickers
Sofie und Samuel Schindler kamen am Ende des 19. Jahrhunderts aus Böhmen und Preußen nach Innsbruck und eröffneten eine Schnapsbrennerei und eine Marmeladefabrik in Wilten.
Schindler
Projektarchiv Niko Hofinger
Die Spezialität der jüdischen Unternehmer war der Kräuterlikör „Andreas Hofer“.
Schindler
privat
Innovative Werbegeschenke wie dieses Dreh-Trink-Spiel sollten das Geschäft in Schwung halten.
Schindler
Projektarchiv Niko Hofinger
Im Frühjahr 1938 wurde die Kaffeehausfassade mit Hassparolen beschmiert: „Jude“, „Gute Reise nach Palästina“ und „Mander jetzt isch Zeit“. Das Café wurde arisiert und der glühende Nationalsozialist Franz Hiebl übernahm das Lokal.
Villa Schindler Rennweg 10
Stadtarchiv Innsbruck
1927 beauftragte Hugo Schindler den berühmten Berliner Baukünstler Hermann Muthesius mit dem Bau einer Villa am Rennweg. 1938 wurde die jüdische Familie enteignet und Gauleiter Franz Hofer zog mit seiner Familie in die Villa der Schindlers. In der Villa befindet sich heute das Institut für Alternsforschung der Universität Innsbruck
Schindler
Projektarchiv Niko Hofinger
Nach dem 2. Weltkrieg bekamen die Schindlers ihr Café wieder zurück. Das Bild zeigt die Wiedereröffnung – als ob dazwischen nichts passiert wäre.
Hugo Schindler Besitzer vom Café Schindler
Projektarchiv Niko Hofinger
Kurt Schindler, der Vater von Meriel Schindler und ihre Großeltern Edith und Hugo Schindler bei der Wiedereröffnung des Cafés
FOTOPROBE: „CAFƒ SCHINDLER“ IM TIROLER LANDESTHEATER
APA/Birgit Gufler
Die Inszenierung am Tiroler Landestheater ist keineswegs nostalgisch verklärend, sondern zeitgenössisch.

Die Schindlers waren verwurzelte Tiroler

Die Schindlers seien innovative Unternehmer gewesen, erzählt der Historiker Niko Hofinger. Hugo Schindler hätte einen mutigen Schritt gesetzt, im antisemitischen Innsbruck der 1920er-Jahre ein Café zu eröffnen. Sie seien „urbane Typen“ in einer ziemlich rückständigen Stadt gewesen, so der Historiker.

Hugo und Edith Schindler
Meriel Schindler
Der jüdische Unternehmer Hugo Schindler und seine Frau Edith betrachteten Tirol als ihre Heimat.

Die Schindlers bemühten sich um Assimilation, sie fühlten sich als Innsbrucker, trugen die Tiroler Tracht und waren begeisterte Alpinisten. Mit dem Anschluss 1938 waren die Glanzzeiten vorbei. Das Café Schindler wurde arisiert. Gauleiter Franz Hofer schanzte das erfolgreiche Lokal seinem Günstling Franz Hiebl zu. Der als „jüdische Negermusik“ verunglimpfte Jazz wurde 1939 im Gau Tirol-Voralberg offiziell verboten. Hugo Schindler wurde in der Pogromnacht von Nazi-Schergen brutal misshandelt und vertrieben. Mit Mühe gelang ihm und seiner kleinen Familie die Flucht nach London.

Familien- und Stadtgeschichte geschrieben

Seine Enkelin hat nicht nur die Geschichte ihrer eigenen Familie geschrieben, sondern auch die Geschichte der Stadt Innsbruck. Ihre biografische Erzählung wird nun als Theaterstück auf der Bühne des Tiroler Landestheaters gezeigt. Teresa Andreae begleitet Meriel Schindler bei ihrer Suche nach der Wahrheit an die Originalschauplätze in Innsbruck und das Theater-Ensemble beim Entwickeln des aktuellen Theaterstücks.

Eine Produktion von ORF Tirol gestaltet von Teresa Andreae.