15 Biersorten vom Zapfhahn. Wirtshausbrauerei in Bozen.
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Craftbeer – der Boom des handgemachten Gerstensafts

Die ursprüngliche Craftbeer-Bewegung entstand in den 1970er-Jahren in den USA. In Europa ging dieser Boom ausgerechnet von Italien aus, das kaum eigene Biere braute. Ein Österreich Bild über Craftbeer – Kult und Lebensgefühl. Das Österreich Bild hier zum Nachsehen.

Die Craftbeer-Bewegung entstand als Reaktion auf den vorherrschenden von der Brauindustrie geprägten Biermarkt. Ausgehend von Hobbybrauern entwickelte sich ab den 1970er-Jahren ein Widerwille gegen diese Biere und ein Trend zu eigenem Brauen. Dafür wurden die Begriffe home brewing und craft beer (to craft deutsch: „handwerklich arbeiten“) verwendet.

Sendungshinweis:

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SO, 19. November,
18.25 Uhr, ORF 2

Erstes handwerklich gebrautes Bier aus Italien

In Europa ging dieser Boom ausgerechnet von Italien aus, das kaum eigene Biere braute und wo nie eine Bierkultur herrschte. Ein 20-jähriger Bauernbub aus dem Piemont sollte dies ändern. 1984 bastelte er sich einen Kupferkessel und braute Bier, das er in einem rudimentären Pub im kleinen Dorf Piozzo bei Barolo ausschenkte. Die dort in der Nähe angesiedelte „Slow Food Vereinigung“ wurde schnell auf Musso aufmerksam und rührte ordentlich die Werbetrommel. Der Begriff „birra artiganale“, also handwerklich gebrautes Bier, war geboren.

Der Braumeister und seine Gärtanks. Craftbeer-Kult in Bozen Brauerei
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Der Braumeister und seine Gärtanks. Craftbeer-Kult in Bozen

Dabei achtete man darauf, dass weitgehend lokale Grundprodukte verwendet wurden. Heute, 30 Jahre danach, gilt Teo Musso europaweit als der Craftbeer-Pionier schlechthin. Er war es auch, der den ersten Hopfen in Italien pflanzte, zwischen einem Weinberg und dem anderen. Der Erfolg Mussos hat viele andere experimentierfreudige Brauer beflügelt. Vor allem in Norditalien.

Frisch geernteter Hopfen im Piemont.
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Frisch geernteter Hopfen im Piemont.

Kaum eine andere Region Italiens zählt so viele kleine Brauereien wie das Trentino-Südtirol. Dort scheint die Kreativität besonders ausgeprägt zu sein. Zudem garantiert der Tourismus die nötigen Absätze. Teilweise setzen auch Südtiroler Bergbauern auf den neuen Nebenerwerb, bauen Hopfen und Gerste an und verkaufen ihre Biere auf Bauernmärkten.

Die „Berserker“ aus Rovereto brauen ihr eigenes Bier anprosten feiern Stammtisch
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Die „Berserker“ aus Rovereto brauen ihr eigenes Bier

Einige – die sogenannten Garagenbrauer – brauen auch nur für den eigenen Bedarf, können aber beachtliche Kenntnisse vorweisen. Der Craftbeer-Trend hat das Trinkverhalten völlig auf den Kopf gestellt. Viele kleinere Gaststätten mit eigener Brauerei entstehen und machen den internationalen Konzernen ordentlich das Leben schwer. Craftbeer ist eben Kult und Lebensgefühl gleichermaßen.

Wikinger mit Dudelsack, Craftbeer-Szene im Trentino.
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Wikinger mit Dudelsack, Craftbeer-Szene im Trentino