E-Card steckt in Lesegerät
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Gesundheit

Ärztekammer gegen Zwangsverpflichtung

Die Österreichische Gesundheitskasse will Wahlärztinnen und -ärzte verstärkt ins öffentliche Gesundheitssystem einbinden. Sie sollen unter anderem zur Nutzung der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) und zu Bereitschaftsdiensten verpflichtet werden. Zwang helfe nicht, sagt dazu Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner.

Die Ankündigungen der Österreichischen Gesundheitskasse landen laut Tirols Ärztekammerpräsidenten Stefan Kastner bereits zum wiederholten Mal auf dem Tisch. Für Kastner müsste aber an anderen Stellschrauben gedreht werden, um die teils angespannte Situation zu verbessern.

Stefan Kastner
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Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner

Der Kassenvertag sei in den vergangenen zehn Jahren zunehmend zum Ladenhüter geworden, so Kastner. Deshalb müsse man die Frage nach dem Warum stellen. Die Patientinnen und Patienten und Teile der Ärzteschaft würden laut Kastner vielfach keine „Drei -Minuten-Medizin“ mehr haben wollen. Im Wahlarztsystem fänden beide Seiten derzeit deshalb vielfach ein attraktiveres System vor. „Bessere Bedingungen, beim Bürokratieaufwand aber auch bei der Finanzierung von Kassenstellen würden also mehr bringen als Zwang“, so Stefan Kastner gegenüber ORF Tirol.

„ELGA und E-CARD nicht für alle Wahlärzte geeignet“

Bei der Tiroler Ärztekammer geht man auch davon aus, dass viele Wahlärztinnen und Wahlärzte das ELGA-System nutzen oder in Zukunft wegen seiner Vorteile nutzen würden. Zu bedenken sei dabei, dass die Systeme nicht für alle Kolleginnen und Kollegen gleich gut geeignet seien, so Kastner: „Es gibt auch Wahlärztinnen und -ärzte, die neben einer hauptberuflichen Tätigkeit, zum Beispiel in einem Krankenhaus, für einzelne Patienten da sein möchten. Für Gutachten oder ähnliches. Für diese ist die ELGA- und die E-Card Struktur eine sehr teure, weil es dafür ein komplettes Ordinationssoftwaresystem mit hohen Fixkosten braucht. Das ist dann schwierig, das heißt diese würde ich aus dem System vertreiben, ohne dass ich einen Gewinn davon habe“ so Kastner.

Gespräche zu Bereitschaftsdiensten

Darüber hinaus würden bereits Gespräche zu allgemeinmedizinischen Bereitschaftsdiensten zwischen der Tiroler Ärztekammer, dem Land Tirol und der österreichischen Gesundheitskasse laufen. Dem Tiroler Ärztekammerpräsident schwebt dazu auch ein erweitertes, telefonisches Angebot vor.

„Wir wollen vor allem in dem Bereich später Nachmittag und in den Abendstunden eine bessere Versorgung erreichen und dann in der Nacht vielleicht mehr auf eine telefonische Beratung mit einem Arzt im Hintergrund umstellen. Das würde in der Zeit nach 23:00 Uhr eine Entlastung der Kolleginnen und Kollegen bedeuten. Hier könnte man zum Beispiel dann auch einmal einen Spitalsarzt oder einen Wahlarzt einbinden. Die Bedingungen müssen aber auch hier attraktiv sein.“ Man sehe derzeit jedenfalls, dass die Bereitschaft auch abschreckend bei Kassenverträgen wirken könne. „Wenn man es neu aufstellt, kann es hingegen sein, dass man auch Kolleginnen und Kollegen in das System hineinbekommt“, so Stefan Kastner.

Generell brauche es darüber hinaus Bemühungen, damit genügend Medizinerinnen und Mediziner ausgebildet werden, die dann auch in Tirol arbeiten.