Sendungshinweis
„Tirol heute“, am 5.8.2022
19.00 Uhr, ORF 2
Rund 14.000 Menschen wohnen in Hall. Sie schätzen die pittoreske Altstadt ebenso wie die Nähe zur Landeshauptstadt. Von der Salzgewinnung bis zur Münzprägung hat das ehemalige „Solbad Hall“ eine reiche Geschichte, in die einzutauchen durchaus lohnt. Beim sommerlichen Stadtspaziergang mit Manfred Zöschg ist uns das wunderbar gelungen.
Hall als kleines Dorf
Im Cafe seiner Frau Lizette im Zentrum der Altstadt starten wir den Stadtspaziergang durch Hall, das erstmals 1232 urkundlich erwähnt wurde. Die Haller Altstadt sei eines der schönsten Zentren weltweit, sagt Manfred Zöschg im Brustton der Überzeugung. Und Hall sei zudem ein Dorf, jeder kenne hier jeden. Einige schräge Vögel würden das Leben in Hall durchaus bunt gestalten, sagt der Kabarettist, der in Heiligkreuz wohnt, einem Ortsteil von Hall. Trotz seines dörflichen Charakters empfinde er Hall aber nicht als beengend, das sei das Südtiroler Ultental schon viel mehr.
Der 62-Jährige entdeckt vergleichsweise spät seine Berufung zum Alleinunterhalter, zum Kabarettisten. Er sei schon immer gern der Kasperl gewesen, habe immer gern Späße und Witze gemacht, sagt Manfred Zöschg. Aber erst 2001 stand er dann das erste Mal auf der Bühne – als 41-Jähriger. Seine Frau Lizette habe ihn nachdrücklich dazu ermuntert, erzählt der gutgelaunte Haller. Umgesetzt hatte er das schlussendlich in seiner ehemaligen Volksschule, im wunderschönen Barocksaal. Das war noch vor seiner Karriere als Luis von Südtirol, viele Bekannte und Freunde seien damals gekommen, der Saal bebte, der Kabarettist und Bühnenstar war geboren, schwelgt Zöschg in Erinnerungen. Danach folgte die steile Karriere als schräger Ultentaler, als Luis aus Südtirol.
Eine andere Leidenschaft ist für den Haller die Technik. Über viele Jahre war er als Pannenfahrer beim ÖAMTC unterwegs. Und im Gespräch vergleicht er seinen damaligen Brotberuf mit jenem des Darstellers auf der Bühne. Es brauche in beiden Jobs viel Kreativität, davon müsse man sich leiten und lenken lassen. Das funktioniere dann auch.
Als Technikfreak auf historischen Spuren
Der 62-Jährige führt uns in den Münzerturm zur allerersten Walzprägemaschine. Die hat sein Freund, der ehemalige Haller Vizebürgermeister und Drechsler Werner Nuding in 4.000 Arbeitsstunden nachgebaut. Dort kommt Manfred Zöschg ins Schwärmen, ein Wunder der damaligen Technik sei das. Und heute, eben nachgebaut, ein faszinierendes Dokument der damaligen Zeit.
Heute ist der vierfache Familienvater weit über Hall hinaus bekannt und spielt quer durch Tirol auf vielen Bühnen, hat viele Auftritte. Seine späte Berufung ist inzwischen sein Brotberuf, die Leidenschaft dafür sei auch das Erfolgsrezept, sagt Manfred Zöschg.
Die Hallerinnen und Haller beschreibt er übrigens als fröhliches Volk. Die Menschen in Hall würden gerne feiern, allerdings nicht immer so gerne ihre Häuser verlassen. Das spüre man auch in der Haller Altstadt, diese würde durchaus einige Lokale mehr vertragen, glaubt der umtriebige Kabarettist.