Ansicht Rattenberg
ORF/Ursula Aichner
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Neun Plätze, neun Schätze 2021

Rattenberg, die kleinste Stadt Österreichs

Klein, aber fein und charmant – so lässt sich Rattenberg gut beschreiben. In der schönen Altstadt mit der Fußgängerzone gilt es viel zu entdecken. Malerische, kleine Hinterhöfe wollen erkundet werden. Und vielleicht hat man Lust, einem Glasbläser bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Oder man besucht die Schlossbergspiele unter freiem Himmel.

Malerisch liegt das kleinste Städtchen Österreichs zwischen Inn und dem Schlossberg. Früher war die Stadt ein Umschlagplatz für Waren der Innschifffahrt. Das historische Zentrum ist im Inn-Salzach-Stil gebaut worden. In der mittelalterlichen Fußgängerzone gibt es zahlreiche liebevoll und sorgfältig restaurierte Bürgerhäuser und eine ganze Reihe von entzückenden Innenhöfen. Fast die ganze Stadt ist Fußgängerzone. Auffällig sind die vielen Brunnen, die man hier findet. Besonders bekannt sind der Notburgabrunnen und auch der Kremerbrunnen.

Ansicht Rattenberg mit Inn
ORF/Ursula Aichner
Besonders reizvoll ist der Blick auf die Stadt vom Innufer aus

Kein Zusammenhang mit frechen Nagern

Rattenberg hat übrigens mit den kleinen, gleichnamigen Nagern nichts zu tun. Woher der Name kommt, ist nicht genau geklärt. Urkundlich erwähnt worden ist die Stadt im 13. Jahrhundert zum ersten Mal als „Ratinberch“. Das könnte auf die Männernamen Radolt oder Ratpot zurückgehen. Dieser Name ist bei den reichen Grafen Andechs, die in dieser Gegend gelebt haben, sehr beliebt gewesen.

Häuserzeile Rattenberg mit Kopfsteinpflaster
ORF/Ursula Aichner
Viele der Häuser in Rattenberg stehen unter Denkmalschutz

Die rund 440 Bewohnerinnen und Bewohner haben Sonne im Herzen, das ist auch notwendig. Drei Monate im Winter liegt ein Teil der Stadt aufgrund des angrenzenden Schlossbergs im Schatten. Es gab Pläne, diesen Altstadtteil mit riesigen Spiegeln mit Sonnenlicht zu versorgen. Das Projekt wurde aber fallengelassen.

Bekannt für die Kunst der Glasbläser

Die Tradition der Glasverarbeitung in Rattenberg geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals siedelten sich dort Glasveredler an, um die alte Tradition der kunstvollen Glasverarbeitung zu pflegen. So schaut die Stadt zurück auf ein geschichtsträchtiges Handwerk und ist stolz darauf. Auch heute gibt es noch viele Glasbetriebe und Glasgeschäfte, die Rattenberg neben Kramsach zu einer der schönsten Glasstädte Tirols machen.

Häuserzeile Rattenberg mit Kopfsteinpflaster
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An allen Ecken und Enden findet man Kunstwerke aus Glas

Bekannt ist Rattenberg auch für seine Schlossbergspiele. Fast jeden Sommer wird die Burgruine zur Bühne für ein engagiertes Laienensemble. Seit 1951 wurde – oft auch mit Unterstützung professioneller Regisseure und vieler freiwilliger Helfer – jährlich ein neues Stück gespielt. Von der Burgruine aus hat man einen großartigen Blick auf die Stadt. Jetzt sieht man erst, wie klein Rattenberg mit seinen gerade einmal zehn Hektar wirklich ist. Bei unserem Besuch hat gerade ein Turm-Falkenpaar dort genistet.

Kreuzgang Augustinermuseum Rattenberg
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Der traumhaft schöne Kreuzgang des Augustinermuseums

Am Schlossberg ist außerdem einem der bekanntesten österreichischen Expressionisten ein Denkmal gesetzt worden. Ein 2,30 Meter hoher Eisenturm zeigt ein eher unbekanntes Bild von Egon Schiele auf Glas gepresst. Durch die Konstruktion kann man die Zeichnung direkt mit dem Original – den Dächern Rattenbergs – vergleichen.

Lange hat man die Darstellung mit der Stadt Krumau verwechselt, aber es sind die Dächer der kleinsten Stadt Österreichs. Die Ansicht hat sich 100 Jahre später kaum verändert. Fast jedes noch so kleine Detail, die Giebel, Kamine und auch die Fassaden schauen noch genauso aus wie früher. Das Bild entstand im Jahr 1917, ein Jahr vor Egon Schieles Tod.