Malerisch liegt das kleinste Städtchen Österreichs zwischen Inn und dem Schlossberg. Früher war die Stadt ein Umschlagplatz für Waren der Innschifffahrt. Das historische Zentrum ist im Inn-Salzach-Stil gebaut worden. In der mittelalterlichen Fußgängerzone gibt es zahlreiche liebevoll und sorgfältig restaurierte Bürgerhäuser und eine ganze Reihe von entzückenden Innenhöfen. Fast die ganze Stadt ist Fußgängerzone. Auffällig sind die vielen Brunnen, die man hier findet. Besonders bekannt sind der Notburgabrunnen und auch der Kremerbrunnen.

Kein Zusammenhang mit frechen Nagern
Rattenberg hat übrigens mit den kleinen, gleichnamigen Nagern nichts zu tun. Woher der Name kommt, ist nicht genau geklärt. Urkundlich erwähnt worden ist die Stadt im 13. Jahrhundert zum ersten Mal als „Ratinberch“. Das könnte auf die Männernamen Radolt oder Ratpot zurückgehen. Dieser Name ist bei den reichen Grafen Andechs, die in dieser Gegend gelebt haben, sehr beliebt gewesen.

Die rund 440 Bewohnerinnen und Bewohner haben Sonne im Herzen, das ist auch notwendig. Drei Monate im Winter liegt ein Teil der Stadt aufgrund des angrenzenden Schlossbergs im Schatten. Es gab Pläne, diesen Altstadtteil mit riesigen Spiegeln mit Sonnenlicht zu versorgen. Das Projekt wurde aber fallengelassen.
Bekannt für die Kunst der Glasbläser
Die Tradition der Glasverarbeitung in Rattenberg geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals siedelten sich dort Glasveredler an, um die alte Tradition der kunstvollen Glasverarbeitung zu pflegen. So schaut die Stadt zurück auf ein geschichtsträchtiges Handwerk und ist stolz darauf. Auch heute gibt es noch viele Glasbetriebe und Glasgeschäfte, die Rattenberg neben Kramsach zu einer der schönsten Glasstädte Tirols machen.

Bekannt ist Rattenberg auch für seine Schlossbergspiele. Fast jeden Sommer wird die Burgruine zur Bühne für ein engagiertes Laienensemble. Seit 1951 wurde – oft auch mit Unterstützung professioneller Regisseure und vieler freiwilliger Helfer – jährlich ein neues Stück gespielt. Von der Burgruine aus hat man einen großartigen Blick auf die Stadt. Jetzt sieht man erst, wie klein Rattenberg mit seinen gerade einmal zehn Hektar wirklich ist. Bei unserem Besuch hat gerade ein Turm-Falkenpaar dort genistet.

Am Schlossberg ist außerdem einem der bekanntesten österreichischen Expressionisten ein Denkmal gesetzt worden. Ein 2,30 Meter hoher Eisenturm zeigt ein eher unbekanntes Bild von Egon Schiele auf Glas gepresst. Durch die Konstruktion kann man die Zeichnung direkt mit dem Original – den Dächern Rattenbergs – vergleichen.
Lange hat man die Darstellung mit der Stadt Krumau verwechselt, aber es sind die Dächer der kleinsten Stadt Österreichs. Die Ansicht hat sich 100 Jahre später kaum verändert. Fast jedes noch so kleine Detail, die Giebel, Kamine und auch die Fassaden schauen noch genauso aus wie früher. Das Bild entstand im Jahr 1917, ein Jahr vor Egon Schieles Tod.