Sendungshinweis:
„Trommelfell Spezial“
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Helmut Kritzinger blickt auf ein turbulentes Leben zurück. Als Obmann der Südtiroler Volkspartei im Sarntal setzte er sich Anfang der 1960er Jahre für die Rechte der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol ein. „Antinationale Propaganda“ lautete die Anklage, Kritzinger kam für acht Monate ins Gefängnis.
Es war eine schlimme Zeit, berichtete Kritzinger von damals. Er habe sich in den Monaten in Haft geschworen, dass er sich niemals wieder einsperren lasse. Er habe zu Gott gebetet, dass er vor einer erneuten Verhaftung flüchten könne. 1962 musste er dann wirklich flüchten, er floh wegen einer drohenden Wiederverhaftung nach Innsbruck. Durch Alt-Landeshauptmann Eduard Wallnöfer landete er auch in Tirol in der Politik.

Start für den Seniorenbund der ÖVP
Wallnöfer habe ihn gefragt, ob er die Pensionisten organisieren könne. Für sie gebe es noch keine politische Gemeinschaft, und es würde immer mehr Pensionisten geben. Da habe er gleich zugesagt, so Kritzinger. Er baute den Seniorenbund der Tiroler Volkspartei mit auf. Heute hat der ÖVP-Seniorenbund über 27.000 Mitglieder und ist damit eine nicht zu unterschätzende politische Macht. Über 50 Jahre, 22 Jahre davon als Landesobmann, blieb Kritzinger dem Seniorenbund treu.
Er startete auch eine Zeitung für die Mitglieder – der gab er den passenden Namen „Horizonte“. „Der ältere Mensch hat einen weiten Überblick“, er könne mit Rückblicken Schlussfolgerungen ziehen und habe viel zu sagen, so Kritzinger. Das beherzigte er auch für sein eigenes Leben: Erst mit über 90 Jahren legt er im April 2019 das Amt als Landesobmann beim Seniorenbund zurück.
Interessante Tirolerinnen und Tiroler am Wort
Gemeinsam mit dem Land Tirol und der Tiroler Tageszeitung lädt der ORF Tirol spannende Menschen ein, aus ihrem Leben zu berichten. Durch das Gespräch führt Krimi-Autor Bernhard Aichner.