Signa-Logo am Firmensitz in Wien
APA/Eva Manhart
APA/Eva Manhart
Wirtschaft

Signa: Experten fordern mehr Transparenz

Mit Blick auf die Causa Signa fordern Experten der Universität Innsbruck mehr Transparenz und strengere Strafen für große Firmenkonstruktionen. Aus ihrer Sicht dürfe der Fall Signa nicht ohne Konsequenzen bleiben. Er zeige auf, wie viel Einfluss vermögende Menschen auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ausüben können.

Der Wirtschaftsethiker Ulrich Metschl und der Wirtschaftswissenschafter Andreas Exenberger von der Universität Innsbruck verfolgen den Fall Signa schon seit längerem. Sie fordern ganz klar Konsequenzen, vor allem mehr Transparenz für große Firmenkonstruktionen, etwa wenn es um Konzernbilanzen geht: „Es muss klar sein, dass transparente Informationen über diese größeren Konzerne geliefert werden müssen und dass auch Säumigkeit bereits zum Problem wird, um gar nicht zu reden von Falschangaben. Es braucht da empfindliche Strafen“, so Andreas Exenberger.

Wirtschaftswissenschafter Andreas Exenberger
ORF Tirol
Wirtschaftswissenschafter Andreas Exenberger, Universität Innsbruck

„Bei den Vorfällen, die wir in den letzten 30 bis 40 Jahren immer wieder beobachten konnten – die Enron-Pleite, die New Economy Bubble, die Finanzmarktkrise – zeigt sich, dass wir da immer nachjustieren mussten. Schön wäre gewesen, wenn man sozusagen ausreichend nachjustiert hätte und das stärker einfordert, dann ist schon viel gewonnen“, ergänzt Ulrich Metschl. Intransparenz biete generell Anreize für Korruption.

„Viele Stiftungen finanzieren Leben von Privatpersonen“

Aus Sicht von Andreas Exenberger ist auch ein Nachjustieren beim Stiftungsrecht notwendig: „Viele Stiftungen in Österreich haben den Zweck, dass sie den Lebensunterhalt von Privatpersonen finanzieren und das in der Regel sehr steuerschonend“, so der Wirtschaftswissenschafter. Angesichts der Tatsache, dass vermögende Personen – relativ betrachtet – eher weniger Steuern zahlen als der Mittelstand „braucht es endlich eine Reform.“

Einfluss auf Stadtentwicklung

Signa hätte auch großen Einfluss auf Stadtentwicklungen genommen. „Es gibt Projekte, die Stadtentwicklung in eine bestimmte Richtung gelenkt haben“, erläutert Exenberger. Es sei ein typisches Beispiel für den Einfluss von sehr vermögenden Menschen auf die Wirtschaft, die Politik und damit die Gesellschaft.

„In Summe bleibt über: ‚Gewisse Leute können es sich richten‘, ein Gefühl der Unfairness, von unmoralischem Verhalten vielleicht – auch das kann problematisch werden“, so Andreas Exenberger weiter. „Eine Schieflage, die durch sehr große Vermögen bei gleichzeitig stagnierenden Einkommen entsteht, hat langfristig natürlich auch eine gewisse Sprengkraft.“

Wirtschaftsethiker Ulrich Metschl
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Wirtschaftsethiker Ulrich Metschl, Universität Innsbruck

„Wir haben Strukturen geschaffen, die das fördern“

Die Signa-Pleite führe die negativen Auswüchse des Kapitalismus vor Augen, man könne fast von einem Kapitalismus-Exzess sprechen, so die Experten. Spekulation und Gewinnmaximierung an sich seien nicht das Problem, doch die Dimension der Insolvenzen und Konkurse wirft wirtschaftsethische Fragen auf.

„Benko bleibt vielleicht trotz dieser Unternehmenspleite ein wohlhabender Mann und man muss sagen, dass gar nicht so klar ist, ob es wirklich unverdient ist. Natürlich widerspricht es ein bisschen unserem Gefühl von Fairness und Gerechtigkeit. Wir müssen aber auch bedenken, dass wir Anreizstrukturen geschaffen haben, die dieses Unternehmertum fördern, ermöglichen, begünstigen sollen. Wir können uns da hinterher nicht beschweren, dass jemand es auch umgesetzt und davon profitiert hat“, argumentiert Wirtschaftsethiker Ulrich Metschl.

„Es ist ganz eindeutig ein riesen Schlamassel und man sollte Lehren daraus ziehen“, so das Fazit von Wirtschaftswissenschafter Andreas Exenberger. Die möglicherweise strafrechtlichen Folgen im Fall Benko sind noch nicht absehbar. Im Raum stehen laut Ermittlungsbehörden der Vorwurf der Geldwäsche, des Betrugs und der Konkursverschleppung.