Plakat auf Fassade der ÖVP-Zentrale
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Politik

Nach Wahldebakel sieht ÖVP Reformbedarf

Nach der empfindlichen Niederlage bei der Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl kommt bei der ÖVP der Reformruf aus den eigenen Reihen. Mit Blick auf den Wahlsieg des aus der Partei ausgeschlossenen Johannes Anzengruber zeigt man sich demütig und selbstkritisch.

Nur vier der 40 Sitze im Innsbrucker Gemeinderat konnte die ÖVP bei der Gemeinderatswahl ergattern. Und Bürgermeisterkandidat Florian Tursky kam trotz des enormen Wahlkampfbudgets nur auf rund zehn Prozent der Stimmen – das reichte gerade einmal für Rang fünf.

Jetzt geht die Partei in eine Phase der Selbstreflexion und Neuplanung. Im ORF-Interview spricht Sebastian Kolland, Geschäftsführer der ÖVP Tirol, über die Wahl, die Ursachen für das schlechte Abschneiden und die nächsten Schritte der Partei.

Anzengruber hat es der ÖVP vorgemacht

Sebastian Kolland gratulierte Johannes Anzengruber zu seinem ‚fulminanten Ergebnis‘ und sprach von einer klaren Entscheidung der Innsbrucker Bürgerinnen und Bürger für den neuen Bürgermeister. Kolland räumte ein, dass die ÖVP versucht habe, ein gutes Ergebnis zu erzielen, was ihr jedoch nicht gelungen sei. Es sei zu akzeptieren, dass andere Gruppierungen und insbesondere Anzengruber ein Angebot machten, das die Wählerinnen und Wähler annahmen. Das sei eine Lehre im Ein-Mal-Eins der Politik gewesen, so Kolland.

Partei in Innsbruck neu aufstellen

Für ÖVP-Geschäftsführer Sebastian Kolland ist ein Neustart der Partei mit neuen Ideen, Inhalten und Köpfen unausweichlich. Dass man mit Anzengruber im Vorfeld der Wahl zu keiner Einigung kam, sei die „schlechtmöglichste Grundlage“ gewesen.

ÖVP hinterfragt auch Kandidatenauswahl

Kolland glaubt, dass Kandidaten, die fest regional verankert sind, das Vertrauen der Menschen bekommen: „Für uns heißt das eigentlich wieder zurück zu den Wurzeln.“ Die Partei habe es nicht geschafft, in Innsbruck Glaubwürdigkeit zu erlangen und ihre Botschaft zu kommunizieren. Er betonte, dass die Stadt-ÖVP komplett neu aufgestellt werden müsse, mit neuen Ideen, neuen Inhalten und neuen Personen.

Wahlplakat von Johannes Anzengruber mit ÖVP-Zentrale im Hintergrund
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Anzengruber hat seine Ex-Partei in den Schatten gestellt.

Anzengruber hat vieles „richtig gemacht“

Kolland erkannte an, dass Johannes Anzengruber und sein Team vieles richtig gemacht haben. „Politik lebt immer von Vertrauen, das wir eben in Innsbruck nicht erhalten haben“, sagte er. Die ÖVP müsse demütig sein und akzeptieren, dass das Angebot der Partei nicht in der erhofften Weise angenommen wurde.