Am Donnerstag startete die Deutsch-Matura, in der Folgewoche am Dienstag, dem 7. Mai, folgt dann Mathematik, am 8. Mai Englisch, am 13. Französisch, am 14. Mai Italienisch. Den Abschluss bildet die Griechisch- und Latein-Prüfung am 16. Mai. Die mündlichen Prüfungen finden zwischen 5. Juni und 12. Juli statt.
Bis kurz vor den verschiedenen Terminen gibt es noch Wiederholungsprüfungen an den Schulen, weshalb die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die heuer tatsächlich zur Matura antreten, noch variieren kann. Im aktuellen Schuljahr besuchen insgesamt 3.354 Jugendliche eine Maturaklasse in Tirol. Erfahrungsgemäß kann der größte Teil davon auch zur Reifeprüfung antreten. Die meisten Maturantinnen und Maturanten gibt es auch heuer an den Tiroler Allgemeinbildenden höheren Schulen (1.583), gefolgt von den Höheren Technischen Lehranstalten (604), den Höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe (585), den Handelsakademien (444) und den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (138).
Mehr Zeit und Unterstützung für VWA
Die beiden Tiroler Landesschulsprecher für AHS und BHS, Maximilian Steinlechner und Markus Thaler, machen dieses Jahr selbst Matura. Als Prüfungsform an sich sei die Reifeprüfung durchaus noch zeitgemäß, erklärten beide – so könne man schließlich sein über die Jahre gelerntes Wissen präsentieren.
AHS-Sprecher Maximilian Steinlechner plädiert aber für mehr Zeit für die verpflichtende vorwissenschaftliche Arbeit (VWA): „An meiner Schule werden Workshops angeboten, es braucht aber an allen Schulen Angebote, wo man Unterstützung fürs richtige Zitieren erhält oder für die Themenwahl. Wenn man die VWA bereits ab der 5. oder 6. Klasse thematisieren würde, entstresst das und nimmt viel Angst.“
Matura aus drei Teilen
Die Reifeprüfung besteht aus drei Säulen: Zum einen müssen die Schülerinnen und Schüler eine schriftliche Arbeit verfassen. Diese haben sie bereits eingereicht, die mündlichen Präsentationen dieser Arbeiten fanden im März und April statt. Weiters gilt es, schriftliche und mündliche Prüfungen zu bestehen. Wer schriftlich ein „Nicht genügend“ bekommen hat, kann Anfang Juni zu einer mündlichen Kompensationsprüfung antreten.
Jene junge Erwachsene, die jetzt maturieren, haben 2020/21 die CoV-Maßnahmen an den Schulen maßgeblich miterlebt, als sie in die Oberstufe eingetreten sind. Man sei dennoch sicher gleich gut wie andere Generationen auf die Reifeprüfung vorbereitet, erklärten Steinlechner und Thaler. Bei vielen Schülerinnen und Schülern habe durch Isolation und Heimunterricht allerdings die mentale Gesundheit gelitten. Hier gelte es, die Schulpsychologie aufzustocken und diese Jugendlichen möglichst gut zu unterstützen, forderten sie.
Beurteilung: „Corona“-Regelung bleibt
Die in Zeiten der Pandemie eingeführte Regelung, dass die Maturanote zur Hälfte aus der Jahresnote besteht, bleibt bestehen. Dafür müssen allerdings mindestens 30 Prozent der gefragten Leistung in der Maturaprüfung erreicht werden – ein leeres Blatt abzugeben, ist also nicht möglich.
Hat man als Jahresnote jedoch ein „Befriedigend“ und bekommt bei der Reifeprüfung ein „Nicht genügend“, steht im Maturazeugnis mit der Regelung letztlich ein „Genügend“. Bei einer Zwischennote hat die Maturaprüfung das größere Gewicht. Die Schülervertreter begrüßen diese Art der Notengebung, da es ein wenig den Druck von diesem einen, wichtigen Prüfungstag nehme, wie sie erklärten.
Veränderungen bei der BHS-Mathe-Matura
An den berufsbildenden höheren Schulen gibt es heuer zwei Änderungen für die Mathematik-Matura: Zum einen werden halbe Punkte eingeführt, zum anderen gilt es nur mehr 42 statt den ursprünglichen 48 Aufgaben zu lösen: „Im Prinzip bedeutet das, dass man weniger Aufgaben in der gleichen Zeit lösen muss, die Aufgaben sind dafür aber etwas komplexer“, führte Thaler aus. Er glaubt, dass sich diese beiden Änderungen aber nicht groß auswirken werden, außer, dass man jetzt bereits für halb gelöste Problemstellungen schon halbe Punkte erreichen kann, was gut sei.
Fachtheorie: Beispiel-Maturas würden helfen
Generell habe man dank der Zentralmatura als Schülerin oder Schüler einen tollen Aufgaben-Pool, auf den man zur Matura-Vorbereitung zugreifen könne, erklärte der BHS-Schulsprecher. So können die Pfüflinge etwa die Maturas der letzten Jahre ansehen und Beispiele selbst durchrechnen oder lösen, um sich auf die Art der Prüfung einzustellen.
In der BHS gebe es jedoch auch das Prüfungsfach der „Fachtheorie“, wo schultyp-spezifische Inhalte abgefragt werden – etwa das Fach „Konstruktion“ in der HTL. Diese Reifeprüfung erstellt jede Schule selbst: „Es wäre fein, hier auch Probematuras zu haben, um zu üben und auch zu wissen, wie ich mir die Zeit einteilen muss, damit ich rechtzeitig fertig werde“, forderte Thaler.
Chatbots Thema bei schriftlichen Arbeiten
Wie generell im Bildungsbereich spielt das Thema „Chatbots“ auch bei der Matura eine Rolle. Kritische Stimmen befürchten, dass damit etwa die vorwissenschaftliche Arbeit überwiegend von der künstlichen Intelligenz verfasst werden könnte – und nicht mehr von den Schülerinnen und Schülern selbst. AHS-Sprecher Maximilian Steinlechner sieht dieses Problem nicht: „Ein Teil der VWA ist es ja, diese auch zu präsentieren und Fragen dazu zu beantworten, was man kaum schafft, wenn man die Arbeit nicht selbst schreibt. Zumal ist das wissenschaftliche Arbeiten ja auch an den Unis gefragt, worauf einen die vorwissenschaftliche Arbeit vorbereitet.“ Steinlechner sieht KI als zusätzliches Hilfsmittel, mit dem man gerade lernt, umzugehen.
Generell wird noch nicht an allen Schulen gleich mit technischen Möglichkeiten umgegangen, erklärte Markus Thaler – so müsse man an manchen Schulen die Deutschmatura etwa noch mit der Hand schreiben: „Das finde ich falsch, weil das auch nicht der späteren Berufsrealität entspricht, wo man lange Texte natürlich am Computer tippt. An meiner Schule dürfen wir für die Deutsch-Matura die Schul-PCs verwenden, inklusive Duden und Rechtschreibprüfung aber ohne Zugang zum Internet, damit keine KI meinen Text verfassen kann“, schlug er einen möglichen Kompromiss in dieser Frage vor.