Schwimmbad
APA/TOBIAS STEINMAURER
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Chronik

Langes Warten auf die Bäderstudie

Während immer mehr Gemeinden in ganz Tirol aufgrund der hohen Energiekosten die Notbremse ziehen und Schwimmbäder schließen, heißt es weiterhin Warten auf die Bäderstudie des Landes. Gegen die Schließung der Schwimmbäder wurden mittlerweile in einer Petition rund 13.000 Unterschriften gesammelt.

Seit 2011 gibt es 69 Bäder weniger in Tirol. Viele kämpfen momentan ums Überleben. Auch das Hallenbad in Axams ist seit der Revision im Herbst geschlossen. Aufgrund der hohen Energiekosten ist die Höhe des Abgangs auf über eine Million Euro gestiegen, sagt der Bürgermeister Thomas Suitner: „Die Gemeinde Axams erhält seit Jahrzehnten zu 100 Prozent ein Schwimmbad, was zu 70 Prozent von nicht ansässiger Bevölkerung genutzt wird.“ Außerdem stehe ein Neubau für 25 Millionen Euro an. Für die Gemeinde allein sei das unmöglich zu stemmen.

Thomas Suitner Schwimmbad
ORF Tirol
Laut dem Axamer Bürgermeister Thomas Suitner braucht es für den Erhalt auch die umliegenden Gemeinden

Schwimmbad Fieberbrunn soll vorerst weitergeführt werden

Auch eine Schließung des sanierungsbedürftigen Schwimmbades in Fieberbrunn steht seit Jahren im Raum. Das Bad war über mehrere Saisonen vorübergehend geschlossen. Vergangenen Winter wurde es nach einem Beschluss des Gemeinderates wieder geöffnet. Auch ein Förderverein setzt sich für den Erhalt ein. Nun soll, zumindest die nähere Zukunft, gesichert sein. Aufgrund der erfolgreichen Besucherzahlen geht Bürgermeister Walter Astner davon aus, dass der Gemeinderat Anfang Mai auch die Öffnung in der nächsten Wintersaison beschließen wird. Die Besucherzahlen sind laut Astner im Vergleich zum Winter 2019 um 82 Prozent gestiegen. Insgesamt gab es über 30.000 Zutritte, das sind durchschnittlich 136 pro Tag. Der Abgang betrage knapp 200.000 Euro, den die Gemeinde und der TVB stemmen müssen. Der Bürgermeister selbst hatte sich letztes Jahr noch gegen eine Öffnung im Winter ausgesprochen, stehe einem Weiterbetrieb aber offen gegenüber, solange die anderen Pflichtaufgaben in der Gemeinde finanziell erfüllt werden können.

Schwimmbad Fieberbrunn
ORF Tirol
Das Schwimmbad in Fieberbrunn war diesen Winter sehr gut besucht

Anstehende, wichtige Sanierungsarbeiten im Schwimmbad könne die Gemeinde allein aber nicht stemmen. Dafür warte man noch immer auf die die Bäderstudie des Landes. Wie so viele Schwimmbäder in ganz Tirol. Die Studie soll darüber entscheiden, welche Schwimmbäder erhaltenswert sind.

Kritik der Opposition an verspäteter Bäderstudie

Sportlandesrat Georg Dornauer (SPÖ) räumt ein, dass es bei der Vergabe der Bäderstudie zu Verzögerungen gekommen sei: „Das gebe ich alles zu und diesbezüglich vertrage ich auch Kritik. Jetzt werde ich alles daran setzen, um die Ergebnisse im Juni präsentieren zu können. Woran ich arbeite, ist natürlich ein notwendiges Finanzierungsmodell. Letztendlich müssen wir die Kosten auf breitere Schultern verteilen. Das Land Tirol, die Tourismusverbände und die Gemeinden müssen sich daran beteiligen“, so Dornauer.

Das stieße auf große Zustimmung. Doch bis Maßnahmen gesetzt werden, fließe noch viel Wasser den Bach hinunter, befürchtet die Opposition. Evelyn Achhorner von der FPÖ: „Es braucht einen Plan, wo wir diese Schwimmbäder neu bauen, erhalten oder wiedereröffnen. Es braucht die Bäderstudie und dann kann man wirklich Entscheidungen treffen.“

Für Markus Sint von der Liste Fritz ist die Präsentation im Juni deutlich zu spät: „Wenn diese Bäderstudie im Sommer kommt, dann hat sie noch Handlungsanleitungen. Bis die umgesetzt werden, vergeht auch dieses Jahr wieder. Würden die Tiroler so schwimmen lernen, wie die Landesregierung arbeitet, dann wären schon alle ersoffen.“

Schwimmbäder Tirol Entwicklung
ORF Tirol
69 Bäder mussten in den letzten zehn Jahren in Tirol zusperren

Wirtschaftskammer fordert rasche Unterstützung

Auch die Wirtschaftskammer (WK) pochte bei einer Pressekonferenz am Dienstag auf eine rasche finanzielle Unterstützung, um weitere Bäderschließungen zu verhindern. Man setze sich, ebenso wie Dornauer, bei der Finanzierung für ein 3-Säulen-Modell aus Land, Gemeinden und TVBs ein. Damit solle nicht nur der laufende Betrieb, sondern auch notwendige Investitionen gedeckt werden. Laut einer Studie der WK sprechen sich 93 Prozent der Tiroler für die öffentliche Finanzierung und den Erhalt der Bäder aus.

Petition mit 13.000 Unterschriften

Wie wichtig den Tirolerinnen und Tirolern Hallenbäder sind, zeigt auch eine neue Petition mit mittlerweile knapp 13.000 Unterstützern. „Man muss sich an einen Tisch sitzen, um gemeinsame Lösung finden. Wenn jeder bereit ist, etwas dazu zu tun, finanziell das zu unterstützen, dann ist es möglich, zumindest die bestehenden Hallenbäder zu retten – nicht in einem Jahr, sondern jetzt“, sagt Sabine Porta von der Interessensgemeinschaft „Wir für Hallenbäder“. Auch Ulla Zenz fordert ein klares Bekenntnis, dass Hallenbäder wertvolle Sportinfrastrukturen sind, „die einen sozialen, gemeinschaftlichen, gesundheitlichen, aber auch unfallpräventiven Nutzen haben.“ Laut Zenz erhöhe sich durch das Bädersterben die Nichtschwimmerquote und die Ertrinkungsgefahr. Speziell Kinder könnten immer weniger oft schwimmen.

Steter Tropfen höhlt aber bekanntlich den Stein – so hoffen zumindest jene, die für den Erhalt der Schwimmbäder in Tirol kämpfen. Und wollen dies in einer Veranstaltung am Landhausplatz am Samstag mit Vertretern der Politik auch kundtun.