Der Publizist und Kritiker Karl Kraus aufgenommen im Studio der Berliner Fotografin Charlotte Jo‘l
Brenner-Archiv
Brenner-Archiv
Wissenschaft

Veranstaltungsreigen zu Kraus-Jubiläum

Zum 150. Geburtstag von Karl Kraus, dem österreichischen Schriftsteller und ‚Fackel‘-Herausgeber, organisiert die Universität Innsbruck eine Reihe von Veranstaltungen. Das universitäre Literaturarchiv Brenner-Archiv präsentiert dabei seine umfangreiche Sammlung zu Karl Kraus.

Obwohl Karl Kraus vorwiegend in Wien tätig war, bestanden schon vor mehr als einem Jahrhundert lebhafte Verbindungen nach Tirol. Ludwig von Ficker, der Begründer und Herausgeber der Kunst- und Kulturzeitschrift „Der Brenner“, gestaltete seinen „Brenner“ nach dem Vorbild von Kraus’ „Die Fackel“. Eine persönliche Beziehung verband Ficker und Kraus seit 1911. Ein von Ficker geschriebener Brief an Kraus während des Krieges wurde sogar in Kraus’ Weltkriegstragödie „Die letzten Tage der Menschheit“ integriert.

Lesungen, Manuskripte und Bilddokumente

Im Jubiläumsjahr werden drei Vorträge Karl Kraus und seinem Umfeld gewidmet. Jens Malte Fischer, Theaterwissenschaftler aus München, beschreibt am 29. April das ungleiche Paar „Karl Kraus und Ernst Krenek“. Am 6. Mai diskutiert der Tübinger Germanist Dietmar Till über Kraus und die Rhetorik. Im Herbst konzentriert sich der Innsbrucker Germanist Sigurd Paul Scheichl auf „Karl Kraus’ Glossen – die schärfste Waffe des Satirikers“.

Im Rahmen des Journalismusfestes Innsbruck werden Markus Ender und Ulrike Tanzer am 3. Mai Exponate aus der herausragenden Karl-Kraus-Sammlung präsentieren, die 2019 von Friedrich Pfäfflin an das Brenner-Archiv übergeben wurde. Die Sammlung umfasst eigenhändige Manuskripte, Korrespondenzen und seltene Bilddokumente von Karl Kraus und aus seinem Umfeld. Ein besonderer Höhepunkt ist der handschriftliche Entwurf des berühmten Gedichts „Man frage nicht, was all die Zeit ich machte“, mit dem Kraus auf die Machtübernahme Hitlers reagierte.

Der Publizist und Kritiker Karl Kraus aufgenommen im Studio der Berliner Fotografin Charlotte Jo‘l
Brenner-Archiv

Ausstellung „Ins Bild gerückt: Charlotte Joël (1887-1943)“

Die Ausstellung „Ins Bild gerückt: Charlotte Joël“, die von Markus Ender kuratiert wird, beschließt den Veranstaltungsreigen im Herbst. Die Fotografin Charlotte Joël betrieb in Berlin-Charlottenburg ein Studio und porträtierte im Frühjahr 1921 auch Karl Kraus. Die Ausstellung zeigt Exponate aus dem Bestand sowie Materialien, die Friedrich Pfäfflin zur Dokumentation von Leben und Werk der Fotografin gesammelt hat. Bei der Vernissage zur Ausstellung am 24. September wird Franz Schuh Texte von Kraus, für Kraus und gegen Kraus lesen, begleitet von Suyang Kim am Klavier.