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APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Industriekonjunktur tritt auf der Stelle

Das negative Stimmungsbild in der heimischen Industrie setzt sich im neuen Jahr fort, wie eine Umfrage der Tiroler Industriellenvereinigung (IV) zeigt. Gründe seien etwa eine weiterhin schwache nationale und internationale Nachfrage und hohe Refinanzierungskosten. Für die zweite Jahreshälfte sei der Ausblick besser.

Lediglich um 0,5 Punkte sei der Geschäftsklimaindex – eine Umfrage der IV unter Industrieunternehmen – auf 10,5 Punkte im Vergleich zum vorigen Quartal gestiegen. Er gibt Auskunft über die Erwartungen und Stimmungen von Managern im Hinblick auf die künftige Markt- oder Konjunkturentwicklung. Damit bestätige man die Einschätzungen der Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS, so die Industriellenvereinigung.

Einschätzung der Lage setzt sich fort

Gründe für die Rezession seien eine weiterhin schwache (inter-)nationale Nachfrage, hohe Refinanzierungskosten und hohe Lohnausgaben durch die jüngsten Kollektivvertragsabschlüsse, so die Industriellenvereinigung. Das negative Stimmungsbild des letzten Quartals 2023 setze sich auch im ersten Jahresviertel 2024 fort.

Lediglich jedes zehnte Tiroler Industrieunternehmen schätze die derzeitige Geschäftslage als gut ein, rund die Hälfte bewerte sie als durchschnittlich und 39 Prozent der Befragten würden die Lage als schlecht beurteilen. Das seien acht Prozentpunkte mehr als im letzten Quartal.

Diagramm Geschäftsklimaindex
Industriellenvereinigung Tirol

Sinkende Auftragslage

Seit der letzten Befragung hätten sich die aktuellen Auftragsbestände im In- und Ausland verschlechtert. Während 67 Prozent der teilnehmenden Unternehmen im letzten Quartal noch von einem durchschnittlichen Auftragsbestand berichteten, seien es in der aktuellen Umfrage nur noch 47 Prozent. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Auslandsaufträgen.

Ein kleiner, aber wachsender Anteil der Betriebe berichte von einer guten Auftragslage: zwölf Prozent (Q4/23: 5 Prozent) bei den Inlandsaufträgen und 15 Prozent (Q4/23: 6 Prozent) bei den Auslandsaufträgen.

Verbesserte Stimmung im zweiten Halbjahr

Positiv sei der Ausblick in die Zukunft, insbesondere in die zweite Jahreshälfte. Elf Prozent der Industriebetriebe rechnen mit einer guten Geschäftslage in sechs Monaten, 82 Prozent mit einer durchschnittlichen Entwicklung und nur mehr sieben Prozent gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage in sechs Monaten aus – ein Rückgang von 43 Prozentpunkten im Vergleich zum 4. Quartal 2023.

Die IV interpretiert das als Zeichen dafür, dass sich die Stimmung in der Tiroler Industrie langsam verbessere. Die Erholung hänge aber von Faktoren, wie einer Senkung des EZB-Leitzinssatzes oder dem Ende der militärischen Eskalation im Nahen Osten ab.

Christoph Swarovski
ORF
IV-Präsident Christoph Swarovski

IV-Präsident will weniger Bürokratie

Tirols IV-Präsident Christoph Swarovski nutzt die Umfrage, um Forderungen an die Politik zu richten. „Anstatt die Einführung neuer Steuern zu fordern und immer wieder die Diskussion um die Reduktion der Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich anzufachen – beides Forderungen, die die Zukunft des ohnehin schon angeschlagenen Industriestandorts weiter gefährden – braucht es eine Entlastungsoffensive in Form einer deutlichen Senkung der im Europavergleich aktuell viel zu hohen Abgabenlast in Österreich von 43 auf mindestens 40 Prozent." Eine Senkung der Lohnnebenkosten würde auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute kommen, so Swarovski.

Er fordert zudem eine Reduktion der Bürokratie auf EU-Ebene. "In Zeiten, in denen Europa wirtschaftlich den Anschluss an die Vereinigten Staaten und Asien verliert, müssen viele EU-Gesetze und -Verordnungen, die die Wirtschaft lähmen, überdacht und im Sinne der Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit neugestaltet werden“, sagt Swarovski.