Junge Marillenfrüchte an Baum
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Landwirtschaft

Frost gefährdet die Tiroler Obsternte

Die Tiroler Obstbauern zittern vor den für die kommenden Tage prognostizierten Frösten. Auch Frostberegnung hilft bei einem derartigen Wintereinbruch nicht und Mittel wie Wärmekerzen haben sich zumindest teilweise ebenfalls nicht bewährt.

In Prutz befindet sich einer der größten Obstbau-Betriebe Österreichs. Die Familie Maass kultiviert hier 12.000 Marillenbäume. Auf 860 Metern Seehöhe habe es früher gut funktioniert, doch Wintereinbrüche im Frühjahr kommen in den letzten Jahren häufiger vor.

Zwei Männer in Obstplantage
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Bei der Familie Maass zeigt man sich in diesen Tagen besorgt

Frostberegnung funktioniert bei Wintereinbrüchen nicht

Matthias Maass sagt, man habe mittlerweile Sorten, die etwas frostresistenter seien. Die Vollblüte sei schon vorbei, in der Blüte halte die Marille bis zu minus drei oder vier Grad aus. Nach der Blüte halte sie aber nur null bis minus einen Grad aus. Auch Frostberegnung würde bei einem Wintereinbruch nicht funktionieren, man könne daher nur abwarten.

Junge Marillenfrüchte an Baum
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Die kleinen Früchte sind stärker frostgefährdet als die Blüte

Frostberegnung funktioniere nur bei normalen Frostnächten mit klarem Himmel bei minus ein, zwei oder drei Grad. Da werde die Frucht eingeeist und in der Frucht habe es um die null Grad. Am Tag taue die Sonne das Eis auf und die Marille könne trocknen, erklärt Matthias Maass. Bei einem Wintereinbruch sei es hingegen zu kalt und zu feucht. Man hätte drei bis fünf Tage Eis oben, das würden Bäume, Äste und Marillen nicht aushalten, so Maass. Seit 25 Jahren setzt die Familie Maass auf Marillenbäume. Eine gute Ernte kommt nur alle zehn Jahre vor. Die Devise lautet daher, „sparen, wenn es gut läuft“, denn dem Wetter lässt sich fast nichts entgegensetzen.

Schnapsflaschen und Schnapstheke
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Nach Jahren mit guter Ernte wird reichlich Schnaps gebrannt

Mit guter Ernte lassen sich schlechte Jahre überbrücken

Wenn die Ernte ausfällt hat man mit dem Schnitt und der Pflege der Bäume mehr Arbeit, als in normalen Jahren. Ob die ganze Ernte ein Ausfall ist, wird sich noch zeigen. Bei einer guten Marillenernte brenne man immer fünf bis sechs Jahre im Voraus, sagt Maass, „dass uns der Schnaps ja nicht ausgeht“. Der Marillenschnaps ruht außerdem fünf Jahre, bevor er verkauft wird.

Zittern auch bei den Stanzer Zwetschkenbauern

Aber nicht nur Marillen sind gefährdet, zwölf Kilometer Luftlinie nordwestlich von Prutz bewirtschaftet Stefan Nothdurfter in Stanz 25 Hektar Zwetschken auf 1.000 Metern Seehöhe. Auch hier tragen die Bäume bereits kleine Früchte und sind somit im empfindlichsten Stadium. Es gebe zwar noch eine Nachblüte, aber ab minus fünf Grad stehe man vor einem Totalausfall, sagt Nothdurfter.

Zwetschken am Zwetschkenbaum in Stanz bei Landeck
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Ob es heuer in Stanz eine gute Zwetschkenernte gibt, ist fraglich

Man habe schon versucht, mit Wärmekerzen gegen den Frost vorzugehen, aber von den hier direkt darüberliegenden 3.000 Meter hohen Kalkalpen ströme die kalte Luft talwärts. Man habe selbst direkt oberhalb der Kerzen Totalausfälle gehabt, „man kann das bei bestem Willen einfach nicht aufhalten“, so Nothdurfter.