Südtiroler Siedlung in St. Johann in Tirol
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Chronik

St. Johann: Neubau scheitert an Mietern

Ein großes Bauprojekt in St. Johann in Tirol (Bezirk Kitzbühel) steht seit Jahren still. Der Wohnbauträger Neue Heimat Tirol möchte statt der Südtirolersiedlung moderne Wohnhausanalagen errichten. Doch einige Bewohner wollen ihr Zuhause nicht verlassen.

Die Neue Heimat Tirol will die in den 1930er und 40er Jahren errichteten Häuser in der Bozner Straße abreißen und stattdessen moderne Anlagen mit 70 Wohnungen errichten. Doch nach dem ersten Bauabschnitt geriet das Projekt ins Stocken, denn fünf Parteien wollen ihre Wohnungen nicht verlassen.

Zumindest drei Parteien müssten ausziehen, damit der zweite Bauabschnitt beginnen könnte.

Johannes Tratter
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Neue Heimat wirbt mit 15.000 Euro

Johannes Tratter, Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, betonte im ORF-Interview, dass das Unternehmen bereit sei, den betroffenen Mietern nach dem Abriss und Neubau erneut einen unbefristeten Mietvertrag anzubieten. Zudem sei ihnen Unterstützung angeboten worden, um bestimmte Kosten abzudecken. „Das ist kein Geheimnis, es handelt sich dabei um 15.000 Euro“, so Tratter.

Die Mieter empfinden diesen Betrag jedoch als Hohn, da sie jahrzehntelang ihre Wohnungen erhalten und sogar Heizungen, Türen, Böden und Fenster auf eigene Kosten erneuert haben. Sie würden sich schon seit langem eine Sanierung der Häuser wünschen.

Häuser aus Sicht der Neuen Heimat abgewohnt

Diese Sanierung würde sich aber technisch und auch wirtschaftlich nicht auszahlen, so die Neue Heimat. Dass die Häuser abgewohnt sind, können hingegen die Mieter nicht verstehen. Immerhin gäbe es 300 Jahre alte Bauernhäuser, die nach wie vor bewohnt seien. „Warum sind dann diese Wohnungen abgewohnt?“, fragt sich eine Bewohnerin.

Südtiroler Siedlung in St. Johann in Tirol
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Auch fehlende Kommunikation wird von den Bewohnern angesprochen. Das dementierte die Neue Heimat wiederum, es habe viele Gespräche gegeben.

Mieter mit anonymen Drohbriefen konfrontiert

Die Situation entwickelte inzwischen eine brisante Eigendynamik – inklusive anonymer Drohbriefe gegen die Mieter. Das geplante Bauprojekt hat für die Gemeinde eine große Bedeutung, da derzeit rund 500 Menschen auf Wohnungssuche sind, wie Bürgermeister Stefan Seiwald erklärt.