Statt Widerstandes gab es damals in der Bevölkerung vor allem Freude über die neue Verbindung. Als „schöne Alpenstraße“ wurde die Brennerautobahn bei der Eröffnung 1974 gefeiert. Da die Brenner-Staatsstraße in den siebziger Jahren bereits oft verstopft war, konnte es die Bevölkerung kaum erwarten, bis sie in Betrieb ging.
Sehnsucht nach Verlagerung des Verkehrs auf die Autobahn
Toni Jöchler war zehn Jahre alt, als vor seinem Hof in Vahrn die Bagger auffuhren. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er die Brennerstraße damals kaum überqueren konnte, weil ein Auto nach dem anderen gestanden sei. Man habe sich danach gesehnt, dass die Straße entlastet werde und der Verkehr auf die Autobahn komme.
Faszinierende Bauarbeiten
Auch Konrad Messner, heute Bürgermeister in Feldthurns, hat den Bau der Brennerautobahn noch bestens in Erinnerung. Er wohnte nur einen halben Kilometer entfernt. Als Bub habe er den großen Baggern stundenlang zugeschaut.
Widerstand aus der Bevölkerung gegen den Bau gab es keinen. Vielmehr bewunderte man die technische Meisterleistung. Das Teilstück zwischen Klausen und Bozen war eines der aufwendigsten. 17 Kilometer Brücken und neun Kilometer Tunnel waren nötig, um die Trasse durch das enge Tal führen zu können.
Konflikt zwischen Klausen und Brixen um Anschlussstelle
Helmuth Kusstatscher ist Anrainer in Klausen. Dort wurde mit den Brixnern um die Ausfahrt gerungen. Man habe die Ausfahrt nicht in Klausen, sondern in Brixen gewollt, erzählt er. Gemeinsam mit den Bürgermeistern von Gröden habe man sich in Klausen für die Ausfahrt Klausen eingesetzt.
Plan für Autobahn über Meran
Auch Meran wollte eine Autobahn haben. So wurde kurzerhand eine Variante über das Passeiertal ins Etschtal erstellt. Hermann Schnitzer erinnert sich an den Plan des Ingenieurs Wackernell. Meran sei schon damals vom Verkehr geschädigt gewesen, und deshalb sei das eine interessante Variante gewesen. Heute müsse man heilfroh sein, dass sie nicht zustande gekommen sei, so Schnitzer.
Segen und Fluch der Autobahn
Im Eisacktal war damals noch nicht absehbar, dass aus dem ursprünglichen Segen, der auch die Wirtschaft stark ankurbelte, ein Abgas- und Lärmfluch entstehen würde. Bereits zehn Jahre später hatte sich das Verkehrsaufkommen auf der Brennerautobahn verdoppelt.
Nun hoffen die Anrainer auf eine Entlastung durch das nächste große Verkehrsprojekt auf der Brenner-Achse, den Brenner-Basistunnel.