Kinder und Jugendliche mit Transparenten am Pumptrack
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Chronik

Protest gegen Rückbau von Pumptrack

In Baumkirchen (Bezirk Innsbruck-Land) sorgt der bevorstehende Rückbau einer Fahrrad-Parcoursanlage für Kinder und Jugendliche für Enttäuschung. Der Pumptrack im geschützten Auwald war in den vergangenen Jahren von Jugendlichen selber gebaut worden, Bewilligung gab es keine.

Vor Jahren begannen Kinder und Jugendliche in Baumkirchen, einen Pumptrack in einem Auwald am Inn anzulegen. Die Anlage wuchs und wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für Familien aus der Umgebung. Bis Mitte Mai muss der Pumptrack nun rückgebaut werden.

Pumptrack

Ein Pumptrack ist eine künstlich angelegte Mountainbikeanlage, die man ohne in die Pedale zu treten, befahren kann. Stattdessen sorgen „pumpende“ Bewegungen und Bodenwellen für Antrieb.

Enttäuschung in der Umgebung

Dass es keine naturschutzrechtliche Bewilligung für die Anlage gibt, war bereits vor zehn Jahren klar. Dennoch ist der Protest von Familien groß. „Auch wenn es vielleicht juristisch richtig sein mag, ist es ein Wahnsinn, wenn man 20.000 bis 30.000 Euro, wie der Bürgermeister gesagt hat, ausgibt, um etwas kaputt zu machen“, äußerte Stefan Lerchner, ein Vater aus Fritzens, Unverständnis. Denn es funktioniere ohne Steuergeld, auf Eigeninitiative der Kinder.

„Die Kinder finden es nicht toll, ich auch nicht, weil es eine tolle und kostenlose Möglichkeit ist, etwas zu machen – im Freien, ohne Handy und Computer“, sagt Patricia Rausch, eine Mutter aus Fritzens. Enttäuscht zeigte sich bei einem Lokalaugenschein auch der 14-jährige Baumkirchner Manuel Hintner. „Wir haben viel getan dafür, viele Generationen waren vor uns. Jetzt sind wir dran mit Bauen, aber jetzt wird es uns genommen.“

Beliebter Pumptrack wird aus Naturschutzgründen zurückgebaut

Zehnjährige Historie geht Rückbau voraus

Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Innsbruck habe 2014 der Gemeinde Baumkirchen mitgeteilt, dass der gesetzmäßige Zustand wieder herzustellen sei, teilte das Land Tirol auf Anfrage mit. Es folgte ein jahrelanges Hin und Her zwischen Behörde und Gemeinde. Nachträglich genehmigt wurde der Pumptrack nicht, da „der dauerhafte Erhalt der betroffenen Auwaldfläche für den Naturhaushalt als Genpool, als Lebens- und Rückzugsraum für die Tier- und Pflanzenwelt aber auch im Sinne des Landschaftsbildschutzes von großer Wichtigkeit ist“, so das Land.

2018 wurde kam hinzu, dass die Republik Österreich neue Eigentümerin des Auwaldes wurde. Sie lehnte das Bestehen der Anlage einmalmehr ab. Nachdem gerichtlich festgestellt wurde, dass die Gemeinde Baumkirchen und nicht die Republik für den Rückbau verantwortlich sei, steht fest, dass der Originalzustand bis 15. Mai 2024 wiederhergestellt sein müsse. Die Gemeinde Baumkirchen habe bereits Bäume und einen Zaun, der die Fläche schützen soll, bestellt. Der Rückbau koste zwischen 20.000 und 30.000 Euro, so Bürgermeister Josef Schindl.

Kinder und Jugendliche fahren auf Pumptrack
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Der Pumptrack im Auwald ist ein beliebter Ort bei Familien und Jugendlichen

Letzter Rückzugsort für bestimmte Pflanzen und Tiere

Dass es für den Pumptrack keine Bewilligung gebe, sei von Anfang an klar gewesen, erklärte Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer. „Deswegen, weil man es länger genutzt hat, wird es nicht legaler“, erklärte er. „Diese Auwälder, die wir entlang des Inns noch vorfinden, diese Reste von den ursprünglich großen Auwaldflächen, sind die letzten Rückzugsgebiete für verschiedene Amphibienarten, aber auch für Reptilien, Eidechsen, aber auch zahlreiche Vogelarten.“ Diese Arten seien auf diesen spezifischen Lebensraum angewiesen.

Der Gemeinde wurde deshalb vorgeschrieben, welche Pflanzenarten zu setzen seien, darunter etwa Bergahorn, Silberweide oder Sommerlinde. Gegen einen alternativen, genehmigten Standort spreche nichts, so Kostenzer. „Andere Plätze gibt es, glaube ich, in Baumkirchen genug. Wo man sagen kann, da möchte man vielleicht auch den Kindern selbst eine Gestaltungsmöglichkeit überlassen, wie sie sich einen neuen Pumptrack bauen wollen“, so der Landesumweltanwalt. Der Ball liege bei der Gemeinde.

Blüten im Auwald
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Für spezielle Pflanzen und Tiere sind Auwälder laut dem Landesumweltanwalt wichtige Rückzugsorte

Suche nach Alternativen

Die Gemeinde habe versucht, im Zuge des Neubau des Bahnhofes Baumkirchen, eine Alternativfläche zu bekommen. Das sei allerdings nicht geglückt, so der Bürgermeister. „Nächste Woche gibt es noch eine Besprechung, ob man eine Alternativfläche findet.“ Es müsse nicht unbedingt in Baumkirchen sein, aber hier sei die Lage ideal, erklärte Schindl.

Unabhängig davon gibt nördlich von Baumkirchen am Fuße des Bettelwurfs in Absam Bestrebungen, einen Bikepark mitsamt Pumptrack zu errichten. Das Projekt befindet sich laut Initiatoren kurz vor der Einreichung.