Andrea Fuerstaller (links) und Thomas Veiter (rechts) mit Noriker Nero
Servus TV/Eichholzer/Degn Film
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Stehaufmenschen

Andrea Fürstaller: „Es geht nur nach vorne“

Mit 27 Jahren verliert Andrea Fürstaller bei einem Unfall auf dem Bergbauernhof ihrer Eltern in Taxenbach (Salzburg) ihr linkes Bein. Für die Pinzgauerin bricht eine Welt zusammen. Heute, sechs Jahre später, genießt sie ihr neues Leben voll und ganz. Und möchte mit einem Verein anderen amputierten Menschen Hilfe und Halt geben. Hier nachhören.

Hier nachhören:

Es ist ein ganz normaler Herbsttag, als Andrea mit ihrem damaligen Freund Thomas in den Traktor steigt. Kurz darauf stürzen sie 70 Meter ab. Beide werden schwerst verletzt. Andrea wird fünf Mal an ihrem linken Bein operiert. Doch die Ärzte können es nicht retten. Eine Nachricht, die sie völlig aus der Bahn wirft. „Plötzlich ist da dieser Klotz am Bein, der dich festhält und du bist nicht mehr frei“, erinnert sie sich.

Sendungshinweis:

Stehaufmenschen mit Diana Foidl und Marianne Hengl
SO, 7.04., 20.05 Uhr

Dass ihr Bein tatsächlich weg ist und auch nicht mehr wieder kommt, realisiert Andrea spät. Speziell zu beginn tut sie sich schwer mit ihrer neuen Prothese. „Ich hab mir nur gedacht: Ich kann nie mehr wieder den Obstbaum schneiden, weil ich nicht raufkomme. Ich kann nie mehr den Tieren nachlaufen, weil ich nicht hinterherkomme.“ Obwohl das ganze Team in der Reha extrem bemüht ist, fühlt sie sich nicht verstanden. Es fehlt ihr der Austausch mit jemandem, der die gleichen Erfahrungen gemacht hat und der ihr wieder eine Richtung gibt.

Andrea Fuerstaller (links) und Thomas Veiter (rechts) mit Noriker Nero
Servus TV/Eichholzer/Degn Film

Von Amputierten für Amputierte

Als sie Kathi Riedl, die ebenfalls am linken Oberschenkel amputiert wurde, trifft, ändert sich viel für Andrea Fürstaller – das merkt auch ihre Familie. Gemeinsam mit einer dritten im Bunde gründen sie den Verein „Bei(n) uns läuft’s“. Amputierte Menschen beraten dabei andere amputierte Menschen vor oder nach der Operation und auf ihrem weiteren Weg. Ziel ist es, dass Betroffene besser mit ihrer Situation zurechtkommen und wieder einen Lichtblick bekommen: „Es geht nicht zurück, es geht nur nach vorne. Wenn man die Situation akzeptiert wie sie ist, wird das Leben einfach schön“, sagt Fürstaller. Genau das wolle sie vermitteln.

Mit Humor durchs neue, schöne Leben

Im Gespräch erinnert sich Andrea Fürstaller an viele schlimme, aber noch mehr schöne Momente. Beispielsweise als kurz nach der Amputation ein befreundeter, älterer Bauer aus Südtirol anruft und sagt: „Nein Andrea, das schöne Tanzbein!“ „Das war seine Beileidsbekundung“, erinnert sich Andrea, „und das hat mich irgendwie zutiefst berührt.“

Heute tanzt Andrea auch wieder mit Stöckelschuhen auf Dorffesten, läuft den Kühen auf dem Bergbauernhof nach, geht wandern und skifahren. Sie zeigt wie wenig andere, was möglich ist, wenn man nur selbst an sich glaubt und ist überzeugt: „Grenzen setzt man sich nur selbst“