Festnahme mit Handschellen
ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Mehr Anzeigen wegen Vergewaltigung

Im Jahr 2023 hat es in Tirol um 7,5 Prozent mehr Anzeigen gegeben als im Jahr davor, legte die Polizei am Montag in ihrer Kriminalstatistik vor. Zugenommen hätten vor allem Anzeigen wegen Vergewaltigung. Deutlich weniger geworden seien hingegen Tatverdächtige unter 14 Jahren.

Die Tiroler Polizei hat im Vorjahr mit 42.307 Anzeigen ein Plus um 7,5 Prozent verzeichnet. Die Aufklärungsquote fiel mit 59,6 Prozent knapp unter die 60-Prozent-Marke. Tirol trat damit den Spitzenplatz ab und lag nunmehr im Bundesländervergleich an zweiter Stelle. Bei Vergewaltigungen wurden indes mit 128 insgesamt 41 Fälle mehr angezeigt als im Vorjahr (plus 47,1 Prozent). Die Zahl der Unter-14-Jährigen Tatverdächtigen fiel um 23,2 Prozent, hieß es am Montag.

Mehr Anzeigen seien „kein Grund zur Besorgnis“

Der ansteigende Trend bei den Anzeigen sei nicht Tirol-spezifisch, betonte Landespolizeidirektor Helmut Tomac in einer Pressekonferenz. Die Bundesländer hätten jedoch mit unterschiedlichen Herausforderungen zu kämpfen – in Tirol seien das teilweise auch die Begleiterscheinungen von enorm hohem Tourismus und Transit. Der Landespolizeichef verwies etwa auf eine Vielzahl von Skidiebstählen im Bezirk Landeck, die bezüglich der Aufklärung eine besondere Herausforderung darstellen würden.

Trotz des Plus bei den Anzeigen sah Tomac das Bundesland indes „auf dem richtigen Weg“. Der Anstieg befinde sich im mehrjährigen Vergleich in einer „akzeptablen Bandbreite“, es bestehe „kein Grund zur Besorgnis“, versicherte Tomac. Auch die Tiroler Landeskriminalamtsleiterin Katja Tersch bezeichnete den Anstieg bei den Anzeigen als „nicht dramatisch“. Der Anteil der Anzeigen in Tirol an der österreichweiten Statistik bewege sich auch heuer mit rund acht Prozent auf konstantem Niveau. Die Aufklärungsquote sei trotz des Rückgangs auf knapp unter 60 Prozent „sehr erfreulich“, betonte Tersch.

Deutsche größte ausländische Tätergruppe

Bei den Tatverdächtigen (Gesamt: 29.719) sei der Anteil der Nicht-Österreicher mit 14.145 auf 47,6 Prozent gestiegen (2022: 42,3 Prozent). Etwas weniger als ein Drittel davon sei erwerbstätig (4.453), 2.732 waren Touristen, 1.771 nicht-erwerbstätige, aber hierzulande sozialversicherte Personen sowie 811 Asylwerber gewesen.

Weiterhin würden Deutsche mit rund einem Viertel die größte Gruppe stellen (3.365) gefolgt von Rumänen (919), Italienern (795) sowie Türken (756). Der mit 78,0 Prozent überwiegend größte Anteil der Tatverdächtigen war über 21 Jahre alt. Bei den Unter-14-Jährigen wurde ein Rückgang von 23,2 Prozent verzeichnet, teilte Tersch mit. 831 Tatverdächtige seien dieser Altersgruppe zuzuordnen gewesen.

Deutlich mehr Anzeigen wegen Vergewaltigung

Bei den Kriminalitätsbereichen stand am Jahresende überall ein Plus. Bei der Gewaltkriminalität stieg die Anzahl der Anzeigen mit 7.737 um 8,2 Prozent, die Suchtmittelkriminalität mit 3.395 um 8,5 Prozent, die Eigentumskriminalität mit 10.814 Anzeigen um 14,8 Prozent, die Internetkriminalität mit 5.363 Delikten um 26,1 Prozent sowie Wirtschaftskriminalität mit 7.080 Anzeigen um 17,6 Prozent. Bei sogenannten „echten Wirtschaftsdelikten“, worunter unter anderem Untreue fiele, wurde indes ein Rückgang um 26,2 Prozent verzeichnet.

Innerhalb der Gewaltkriminalität wies Tersch auf ein deutliches Plus bei Vergewaltigungen hin. 128 Fälle wurden 2023 angezeigt, das waren um 41 Fälle und damit 47,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Viele Fälle seien hier auf das familiäre Umfeld zurückzuführen, hieß es. Generell gebe es in 58,9 Prozent der Gewaltdelikte ein Bekanntschaftsverhältnis zwischen Täter und Opfer. Die Aufklärungsquote sei in der Gewaltkriminalität mit 84,1 Prozent dementsprechend hoch.

Ibk: Höchste Aufklärungsquote aller Landeshauptstädte

Über den ersten Platz für Innsbruck bei der Aufklärungsquote im Ranking der Landeshauptstädte mit 62,4 Prozent freute sich Stadtpolizeikommandant Romed Giner. Bei den Anzeigen sei das Plus mit 6,31 Prozent und 12.624 Anzeigen geringer ausgefallen als im gesamten Bundesland.

Die Zahlen der Landeshauptstadt würden sich „relativ stabil“ präsentieren, fasste Giner zusammen. Man befinde sich aktuell in etwa auf einem Niveau der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019. „Die hohe Aufklärungsquote ist nicht nur ein momentanes Blitzlicht“, zeigte sich auch Tomac mit Verweis auf den mehrjährigen Vergleich erfreut. Noch vor zehn Jahren seien weit weniger Taten aufgeklärt worden.