Landespolizeidirektor Helmut Tomac
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Chronik

Illegale Einreise nach Tirol gesunken

Die Tiroler Polizei hat im Vorjahr weniger illegal aufhältige bzw. eingereiste Personen aufgegriffen als im Jahr 2022. 4.612 Aufgriffe bedeuteten ein Minus von 17,4 Prozent. Landespolizeidirektor Helmut Tomac sprach von einer sich zunehmend beruhigenden Situation und einem positiven Trend.

Die Ankünfte in Italien stiegen von 105.000 im Jahr 2022 auf 167.000 im Vorjahr. Die Gegenüberstellung von Ankünften Anlandungen in Italien und Aufgriffen in Tirol zeige, dass sich diese nicht 1:1 an der südlichen Grenze Tirols niedergeschlagen hätten, führte Harald Baumgartner, Leiter der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung, aus. Im Gegenteil – die Aufgriffe in Tirol seien zurückgegangen.

Migranten weichen vermehrt Richtung Westen aus

Baumgartner sah eine Routenverlagerung – auch durch eine hohe Kontrolldichte bedingt. Migranten würden etwa zunehmend statt Richtung Brenner in Richtung Westen – „sprich Schweiz, Frankreich, Spanien und Portugal“ – ausweichen, so Tomac.

Aufgriffe von aus Italien kommenden Personen zeichneten im Vorjahr demnach auch nur noch für 45 Prozent der Gesamtzahl verantwortlich – in der Vergangenheit war dieser Prozentsatz noch deutlich höher gewesen, erklärte Baumgartner. Die restlichen Aufgriffe seien aus dem Osten nach Tirol eingereiste Personen gewesen.

Harald Baumgartner, Leiter der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung
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Harald Baumgartner spricht von einer geringen Anzahl von Personen, die von Italien kommend aufgegriffen wurden

Im Vorjahr habe man rund 50 bis 70 Aufgriffe pro Woche verzeichnet, 2022 waren es 150 bis 170 gewesen. „2016 hatten wir noch einzelne Züge mit dieser Anzahl“, blickte Tomac zurück. Die Situation habe sich zunehmend beruhigt.

Polizeiarbeit nach Flüchtlingskrise 2015 neu aufgestellt

Es seien im Vorjahr auch Vorkehrungen getroffen worden, um die Polizeiarbeit zu optimieren, führte der Landespolizeidirektor aus. Man habe sich seit der Flüchtlingsbewegung 2015 organisatorisch und personell neu aufgestellt. Im Vorjahr sei etwa die Neuorganisation der Fahndung auf der Autobahn und die Eröffnung der Polizeiinspektion Brenner zu diesem Zweck erwähnenswert.

Auch spielte Tomac auf die gemeinsame Operation „Fox“ von Österreich und Ungarn an, im Rahmen derer österreichische Beamte Polizeiarbeit in Ungarn leisten würden. Zudem lobte er bilaterale Anstrengungen der Bundesregierung, was Rückführungen betreffe. Allgemein zeichne sich ein „positiver Trend“ ab, zeigte sich Tomac zufrieden. Es gelte unverändert: „Tirol ist Transit-, nicht Zielland“, so der Landespolizeidirektor. 1.322 Asylanträge habe man im Vorjahr registriert – wiederum deutlich weniger als noch 2022 (1.948). Ein Teil der Anträge resultiere auch aus Überlaufregelungen aufgrund eines nicht mehr vom Burgenland bewältigbaren Andrangs.

277 Personen nach Deutschland bzw. Italien abgeschoben

Insgesamt 277 Personen seien im Vorjahr nach Italien bzw. Deutschland zurückgeschoben worden, im Gegenzug wurden 2.415 Personen rückübernommen. 29 Schlepper wurden angezeigt (2022: 28). Die „Top-Herkunftsländer“ im Bereich illegaler Migration waren im Vorjahr Syrien (540 Personen) vor Marokko (377), der Türkei (366) und Pakistan (238). 2022 hatte noch Pakistan (649) vor Syrien (617) und Marokko (475) sowie Indien (441) die Statistik angeführt.

61,57 Prozent der Aufgriffe seien auf der Straße erfolgt, 38,53 Prozent auf der Bahn. „Die größte Gruppe sind weiter junge Männer“, betonte Baumgartner, 3.697 Männer stünden in der Statistik 704 Frauen sowie 211 Kindern gegenüber.

Was die weitere Entwicklung angehe, müsse man „beobachten, wie es in der Balkangegend weitergeht“, erklärte Baumgartner auf Nachfrage. Auch seien derzeit viele Flüchtlinge im Libanon aufhältig, weshalb man eine etwaige Fluchtbewegung in Richtung Europa im Auge behalten müsse.