Franz Hörl
APA/EXPA/Erich Spiess
APA/EXPA/Erich Spiess
Politik

Saisonniers: Hörl fordert Aus für „Kuhhandel“

Der Tourismussprecher der ÖVP, Franz Hörl, fordert das Aufheben der Regeln der Saisonnierkontingente. Die Entscheidung über Kontingente sollten stattdessen die regionalen AMS-Stellen treffen. Die Grünen sprachen von Pseudolösungen und kritisierten den Koalitionspartner ÖVP.

Es brauche eine Entkoppelung von der Politik, begründete der Zillertaler Hotelier Hörl seinen Vorstoß. Der jährliche, politische „Kuhhandel“ über Saisonnierkontingente müsse ein Ende haben, ließ Hörl auch in Richtung der Koalitionsparteien, zu denen auch seine ÖVP gehört, wissen: „Es braucht ein Umdenken bei der Rekrutierung von Arbeitskräften für die heimische Tourismusbranche.“

Regionale AMS-Stellen sollen Entscheidungen treffen

„Mehr Entscheidungsfreiheit für die AMS-Landesstellen“, gab Hörl, der in diesem Jahr wieder für den Nationalrat kandidieren will, als Devise aus. Es benötige bedarfsgerechte, vor allem regionale Lösungen. Nur so könne man mehr Treffsicherheit erlangen, so der Multiunternehmer.

Die AMS-Landesstellen sollten entscheiden, welche und wie viele Arbeitskräfte benötigt werden, denn sie würden aufgrund der Arbeitskräfteabfrage am besten wissen, welche Ressourcen im jeweiligen Bundesland benötigt werden, argumentierte Hörl.

Suche nach Personal bleibt Herausforderung

Im Vorjahr seien rund 1.000 Personen mittels Rot-Weiß-Rot-Karte und knapp 6.500 Personen über das Saisonnierkontingent beschäftigt gewesen, sagte Hörl. Insgesamt stamme bereits die Mehrheit der Mitarbeiter aus dem EU-Ausland bzw. Drittstaaten.

„Trotz der Aktivierung ausländischer Arbeitskräfte ist die Suche nach Personal von Saison zu Saison immer wieder eine neue Herausforderung. So zeigt die aktuelle Mangelberufsliste, dass Köchinnen und Köche den fünften Platz bei den Berufen mit offenen Stellen belegen“, unterfütterte Hörl seine Forderung nach einer geänderten Regelung.

Barbara Neßler
APA/Hans Klaus Techt
Barbara Neßler

Grüne Neßler mit Kritik an Hörl und ÖVP

„Es macht keinen Sinn, über Pseudolösungen zu diskutieren, wenn die ÖVP nicht bereit ist, echte Lösungen anzugehen, wie das vorhandene Potenzial der Menschen zu nutzen, die bereits hier sind“, reagierte unterdessen die grüne Tourismussprecherin und Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler gegenüber der APA auf die Äußerungen Hörls.

Praktikable Lösungen, von denen alle profitieren, würden auf der Hand liegen. „Es liegt ausschließlich am Willen unseres Koalitionspartners“, richtete Neßler der Volkspartei aus und verlangte, ernsthaft an einer Lösung zu arbeiten. Junge Menschen können während ihrer Lehre nach wie vor abgeschoben werden, Schutzberechtigte, die arbeiten wollen, „hindern wir daran“, meinte die Tiroler Abgeordnete: „Das ist sowohl ökonomisch als auch menschlich einfach sinnbefreit.“

EU Abgeordnete Barbara Thaler
zeitungsfoto.at
Barbara Thaler

Auch Thaler mit Forderung nach Abschaffung

Ende vergangenen Jahres hatte sich Tirols Wirtschaftskammerpräsidentin und Neo-Wirtschaftsbund-Chefin Barbara Thaler (ÖVP) für das Aus des Saisonnierkontingents für Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten ausgesprochen – mehr dazu in Thaler für Abschaffung von Saisonkontingent. Hörl plädierte bisher dafür, die Saisonnierkontingente viel großzügiger zu machen.

Die türkis-grüne Bundesregierung bzw. Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) erteilten einer vollen Abschaffung der Saisonnierkontingente im Tourismus bisher hingegen eine Absage.