Apps für Ladestationen zeigen, wo geladen werden kann
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Verkehr

E-Autos: Lade-Angebot kaum zu überblicken

Das öffentliche Ladenetz für Elektroautos in Tirol gilt als gut ausgebaut. Nach Ober- und Niederösterreich gibt es in Tirol die drittmeisten Ladesäulen. Viele Anbieter und unterschiedliche Tarife sorgen aber für einen „Lade-Dschungel“. Eine neue EU-Verordnung soll das ändern.

Die Zahl der Elektroautos stieg in den vergangenen Jahren stetig an. Aktuell würden rund drei bis vier Prozent aller Autos mit Elektromotor betrieben, so Markus Meiler, Verkehrsexperte an der Uni Innsbruck. Vor allem dank des Tourismus sei die Lade-Infrastruktur in Tirol auf einem hohen Level. Allerdings würden zu viele unterschiedliche Anbieter das öffentliche Ladenetz undurchsichtig machen. Etwa beim ÖAMTC spricht man von Intransparenz.

Vieles intransparent im „Lade-Dschungel“

„Aus eigener Erfahrung: Wenn man fünf Karten im Auto hat, kommt man ganz gut zurecht“, so Andreas Waldhart, technischer Leiter beim ÖAMTC. Der Automobilclub habe das größte Ladenetz in Österreich und selbst damit könne man nicht überall laden. „Das ist die traurige Realität“, so Andreas Waldhart. Mittlerweile gibt es diverse Handy-Apps, die E-Auto-Lenkerinnen und Lenkern einen Überblick über Lademöglichkeiten liefern sollen. Auch einige Elektroautos selbst bieten diese Funktion an.

Apps für E-Autos zeigen, wo und womit geladen werden kann. Piktogramme zeigen die Lademöglichkeiten
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Handyapps sollen bei der Suche nach freien und kostengünstigen Ladesäulen behilflich sein

Bislang war an der Ladesäule selbst dann aber oft schwer zu durchblicken, auf welcher Grundlage abgerechnet wird. „Gewisse Ladebetreiber rechnen nach Minuten ab. Wir vom ÖAMTC rechnen nur Kilowatt-basiert ab. Das ist recht transparent. Die intransparenteste Variante ist eine Kombination aus beidem“, so Waldhart. Aufgrund dieser Unterschiede wurden von mehreren Seiten einheitliche Vorgaben auf EU-Ebene gefordert.

EU-Verordnung soll öffentliches Laden vereinfachen

Mit 13. April trat eine EU-Verordnung in Kraft, die das öffentliche Laden an Ladesäulen in erster Linie transparenter machen soll. Die Kilowatt-basierte Abrechnung soll demnach zum Standard und an der Ladestation ausgewiesen werden. „In weiterer Folge ist wichtig, dass eine Bezahlung mit Kredit- oder EC-Karte möglich sein muss. Dafür gibt es eben Vorgaben von der EU, die das öffentliche Laden erleichtern werden“, so Thomas Geisler, E-Mobilitätsexperte der Energieagentur Tirol.

Die Maßnahmen müssen seit 13. April bei allen neu errichteten Ladesäulen umgesetzt werden. Ältere Ladestationen sollen laut EU bis 2027 nachgerüstet werden. Daneben sollen laut den Plänen der EU bis 2026 an den Hauptverkehrsrouten alle 60 Kilometer Ladesäulen entstehen.

Netz in Tirol gut ausgebaut

Gerechnet in absoluten Zahlen belegt Tirol bei Ladepunkten im öffentlichen Netz derzeit Platz drei hinter Ober- und Niederösterreich. Heruntergebrochen auf die gesamte Ladeleistung sei Tirol sogar Spitzenreiter, so Thomas Geisler von der Energieagentur Tirol. Auch die Seitentäler seien unter anderem aufgrund des Tourismus gut erschlossen. Ein extrem dichtes öffentliches Ladenetz sei laut dem Markus Meiler aber gar nicht zwingend notwendig.

Ladesäule für E-Autos
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E-Auto-Besitzerinnen und Besitzer laden laut Untersuchungen zu über 90 Prozent daheim oder beim Arbeitgeber

„Wir wissen aus Untersuchungen, dass nur ungefähr vier Prozent der Fahrten, die mit dem Auto zurückgelegt werden, überhaupt länger als 50 Kilometer sind. Wenn man es am Tag zusammenrechnet, sind es im Schnitt weniger als 47 Kilometer, die pro Tag gefahren werden“, so Meiler. Batterien in E-Autos würden also schon jetzt reichen, um mehrere Tage damit unterwegs zu sein. Ladestationen seien dann vor allem dort sinnvoll, wo Autos über längere Zeit stehen – also zuhause oder in der Arbeit. Dort zu laden, ist auch billiger. Unter anderem deswegen legt man bei der Energieagentur Tirol den Fokus vor allem auf den Ausbau von Heimladestationen.