Volle Garderobe im Kindergarten
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Bildung

Vor Pilotprojekt: Kindergärten am Limit

Um den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung in Tirol flächendeckend zu ermöglichen, wird ab Herbst in vier Pilotregionen getestet. Doch bereits jetzt herrscht Personalmangel in der Elementarpädagogik. Kindergärten, Horte und Kinderkrippen sind gleichermaßen betroffen.

Beispielgebend für viele Gemeinden fordern die Angestellten des Seefelder Kindergartens mit 100 Kindern in fünf Gruppen bessere Rahmenbedingungen. Man arbeite am Limit, heißt es. Für Karoline Zorzi und ihr Team wird es zunehmend schwierig, bei gleichzeitig wachsenden Aufgaben den Personalnotstand zu kompensieren.

Kindergartengruppe
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Fünf Gruppen gibt es im Kindergarten Seefeld

Kritik: Qualität kommt zu kurz

Die Politik habe stark die Quantität im Fokus, es werde massiv ausgebaut. „Nur schnell schnell Häuser bauen, Gruppen eröffnen, Öffnungszeiten erweitern“, kritisiert Zorzi. Das habe keinen Qualitätsanspruch und sei zu kurz gegriffen, „Kinder haben sich einfach mehr verdient.“

Quereinsteiger belasten Stammpersonal zusätzlich

Durch die neuen Ausbildungsmöglichkeiten, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken sollen, kommen nun auch Quereinsteigerinnen in den Beruf. Regelmäßig sei man mit der Einschulung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konfrontiert, all das koste Zeit, sagt die Leiterin. Meistens würden sie mit der Arbeit starten und hätten nur die Auflage, innerhalb der nächsten drei Jahre die Ausbildung nachzuholen. „In dieser Zeit sind wir gefordert, sie auszubilden und das müssen wir auch noch nebenher stemmen“, so Zorzi.

Karoline Zorzi
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Quereinsteiger belasten laut Zorzi das Personal zusätzlich

Zusatzausbildungen bringen nicht mehr Geld

Auch bei der Bezahlung fühlt man sich nicht entsprechend wertgeschätzt, Zusatzausbildungen wirken sich nicht auf das Gehalt aus. Zuletzt hatten auch bundesweite Proteste die wunden Punkte der Berufsgruppe aufgezeigt. Wenn man vom Ausbau rede, werde die Situation immer noch prekärer.

Es gebe schon Hochrechnungen, nach denen 2030 über 700 Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen fehlten, sagt Zorzi. Das sei ein riesiges Alarmzeichen, dass es so nicht gehe. Die Leid tragenden seien die Kinder und das gut ausgebildete Personal, das ausbrenne und teilweise in andere Bereiche flüchte, so Zorzi. An der grundsätzlichen Leidenschaft für den Beruf liege es nicht, aber die Rahmenbedingungen müssten sich verbessern.