Handys liegen auf Couch
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Wirtschaft

Refurbished-Geräte für mehr Nachhaltigkeit

Gebrauchte, aber generalüberholte Geräte mit entsprechender Garantie finden auch in Tirol verstärkten Zuspruch. Bei der Tiroler Arbeiterkammer sieht man den Trend zu solchen Refurbished-Geräten durchaus positiv. Gerade bei Smartphones gibt es einen wachsenden Markt für Gebraucht- und Refurbished-Angebote.

Bis 2027 soll laut dem Marktforschungsinstitut IDC der weltweite Markt für Gebraucht- und Refurbished-Smartphones jährlich um 8,8 Prozent wachsen. Aber auch andere Geräte wie Laptops, Tablets oder auch Haushaltsgeräte werden inzwischen in generalüberholtem Zustand angeboten. So wird bei Handys oder Notebooks etwa der Akku erneuert und dem Gerät ein zweites Leben geschenkt.

Günstigere Alternative zu Neugeräten

Warum ein teures neues Handy kaufen, wenn es billiger auch geht? Diese Frage stellen sich immer mehr Österreicherinnen und Österreicher – und greifen zu elektronischen Geräten die „refurbished“ sind – also aus zweiter Hand, aber von Fachbetrieben geprüft und gegebenenfalls erneuert. Vor allem wenn es nicht das neueste Modell sein muss, kann ein Gebrauchtgerät für Normalanwendungen oft eine günstigere Alternative sein, die auch nachhaltiger ist.

Refurbished Produkte sind gebrauchte elektronische Geräte, die vor dem Verkauf professionell gereinigt und bei Bedarf repariert werden. Im Gegensatz zu klassischen gebrauchten Geräten aus zweiter Hand, die man inklusive Abnutzungsspuren und ohne Garantie direkt vom Vorbesitzer kauft, werden Refurbished-Produkte von einem spezialisierten Händler inklusive entsprechender Garantie verkauft.

Die „dunkle Seite“ der Smartphone-Produktion

„Grundlegendes Problem bei Smartphones ist, dass sie 50 bis 60 Metalle enthalten, die teilweise unter sehr fragwürdigen Arbeitsbedingungen und sehr laxen Umweltauflagen in Ländern des globalen Südens gewonnen werden. Auch in der Fertigung der Smartphones trifft das zu“, sagt Manuel Flür, Experte für Nachhaltigkeit und Klimaveränderungen bei der Arbeiterkammer Tirol.

Kobalt ist eines dieser Metalle. Es spielt eine Schlüsselrolle in der Akkuproduktion, die sowohl für Smartphones als auch für Laptops oder Elektroautos benötigt werden. Mehr als die Hälfte des weltweit abgebauten Kobalts stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. Hier wird laut Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) Kobalt teils unter „grausamen Bedingungen“ gewonnen, Korruption und Kinderarbeit seien keine Seltenheit. Smartphones in Österreich werden laut Flür im Schnitt alle 18 bis 24 Monate gewechselt. Ein Telefon könne man aber weitaus länger nutzen. Mit dem Refurbished-Modell könnte diese Lebenszeit sehr stark verlängert werden.

Elektroartikel im Kreislauf

Im Rahmen einer Studie von Fraunhofer Austria Research zu Refurbished-Produkten ergab, dass damit 69 bis 83 Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen eingespart werden können. Das Wiederverwerten von Elektrogeräten spart nicht nur beim CO2. Die Neuproduktion von Smartphones benötigt große Mengen an Wasser. Ein Apple iPhone herzustellen, benötigt im Durchschnitt 12.075 Liter. Beim Refurbishment desselben werden hingegen nur 1.695 Liter Wasser verbraucht. Man könne auch zwischen 60 und 93 Prozent des anfallenden Elektroschrotts reduzieren.

Die Studie des Fraunhofer Instituts wurde im Auftrag des österreichischen Unternehmens „Refurbed“ durchgeführt. Das Ziel des Unternehmens ist laut Mitbegründer Kilian Kaminski klar:
„Am Ende des Tages hoffen wir, dass jeder Mensch zukünftig in der Lage ist, nachhaltiger zu konsumieren und eine Alternative für einen Neukauf zu finden. Durch ein Refurbishment kann ein Gerät mehrere Jahre weiterverwendet werden und das hat wiederum einen positiven Effekt auf die Umwelt. Menschen hinterfragen zunehmend ihre Entscheidung, immer wieder neue Geräte zu kaufen. Ich bin überzeugt, dass ein Umdenken stattfindet“, sagt Kaminski.

Reparaturtrend erreicht EU

Ein großes Problem sei laut Kaminski, dass der Begriff „Refurbished“ nicht geschützt ist. Jeder könne sein Gerät als „refurbished“ deklarieren. Die Zahl an Unternehmen, die generalüberholte Produkte reparieren bzw. verkaufen, wächst stetig, doch die gesetzliche Lage dafür sei unzureichend. Je nach Unternehmen gebe es verschiedene Kriterien und Auflagen, die unterschiedliche Standards garantieren.

Im vergangenen Monat hat sich die EU auf ein „Recht auf Reparatur“-Gesetz geeinigt. EU-Staaten und Unterhändler des Europaparlaments einigten sich darauf, dass Hersteller von Geräten wie Kühlschränken, Staubsaugern und Handys, diese künftig auf Wunsch reparieren oder so produzieren müssen, dass eine Reparatur jedenfalls möglich ist. Das Ergebnis wird von manchen als Durchbruch für den Verbraucherschutz und Umweltschutz bezeichnet.