Schild am Eingang Gewaltschutzambulanz
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Gesundheit

Gewaltschutz-Ambulanz an Klinik eröffnet

Mit der Eröffnung einer Gewaltschutz-Ambulanz an der Klinik Innsbruck wird ein weiterer Schritt zur umfassenderen Betreuung und Behandlung von Opfern gesetzt. Sieben Femizide in Österreich bereits im heurigen Jahr sind eine Tatsache, auf die auch die Politik reagiert.

Die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, wenn jemand Opfer von körperlicher oder massiver psychischer Gewalt ist, wird geringer, je vertrauensvoller das Fachpersonal und je sicherer das Umfeld ist. Mit der Eröffnung einer Gewaltschutzambulanz am Gelände der Klinik Innsbruck sollen Betroffene nach schweren Verletzungen noch besser versorgt werden können, psychisch wie körperlich.

Drei Fragen an die Patienten

Der ärztliche Leiter des Kompetenzzentrum Gewaltschutz an der Innsbrucker Klinik, Klaus Kapelari, verweist auf drei Fragen, die in allen Notfallbereichen alle Patienten gestellt bekommen. Diese seien: Gibt es jemanden der weiß, dass Sie hier bei uns sind? Gibt es jemanden, der nicht wissen darf, dass Sie hier bei uns sind? Gibt es irgendjemanden, der Ihnen Unbehagen bereitet? Speziell bei der dritten Frage könnten sich Betroffene öffnen, so Kapelari.

Eingang Gewaltschutzambulanz
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Die Ambulanz befindet sich am Klinikgelände im Haus 12

Die neue Einrichtung sei nicht als herkömmliche klinische Ambulanz zu verstehen, wie es bei der Eröffnung am Mittwoch hieß, es werde gleichzeitig ein Kompetenzzentrum etabliert. Man setzt gezielt auch auf Vernetzung mit anderen Tiroler Krankenhäusern. Für die Schulung des Krankenhauspersonals aller Abteilungen stehen 26.000 Euro Bundesfördergelder zur Verfügung.

Pawlata sieht Politik und Gesellschaft gefordert

Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) sieht es nicht als positiv, dass ein Aufschrei nur passiere, wenn Frauen umgebracht werden und dann möglicherweise auch eine gewisse Anlassgesetzgebung folge. Politik und Gesellschaft müssten breit aufgestellt daran arbeiten, dass Gewalt an Frauen und Menschen allgemein möglichst wenig oft passiere. Wenn es passiere, müsse das System danach so schnell wie möglich einschreiten können, so Pawlata.

Symbolische Gewaltdarstellungen
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Häusliche Gewalt kommt leider sehr häufig vor

Intensive Gewaltschutzarbeit wird an der Klinik Innsbruck bereits seit 15 Jahren geleistet, das Notrufsystem mit dem Codesatz „Ich muss zu Dr. Viola“ war eine Eigenerfindung, aber es braucht noch viel mehr, vor allem finanzielle Mittel, heißt es aus Gewaltschutzberatungsstellen in den Bezirken.

Forderung nach mehr Geld aus Öffentlicher Hand

Die Obfrau des Frauenberatungszentrum im Bezirk Kitzbühel, Renate Magerle, verweist auf die Notwendigkeit von Prävention. Wenn Frauen in die Gewaltschutzambulatorien kämen, sei es ohnehin schon zu spät. Es brauche mehr Geld für Prävention, „und ich weiß nicht wer das sonst machen soll, als die Öffentliche Hand“, so Magerle.

Für die neue Gewaltschutzambulanz an der Klinik Innsbruck stellt das Land jährlich 250.000 bis 300.000 Euro bereit. Übrigens ist ein Viertel aller Menschen, die in einer Klinikambulanz behandelt werden, Opfer von häuslicher Gewalt.