Die Tirolerinnen und Tiroler sind sammelfreudig. Rund 2.500 Tonnen Altkleider kommen allein in den gelben Containern des Vereins Wams jährlich zusammen – rechnet man den Müll, der darin landet, weg. Der stellt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig vor Herausforderungen. Die Container würden manchmal missbraucht, um anderen Abfall loszuwerden, erklärt Wams-Geschäftsführer Christian Kammeringer. „Das fängt an bei Jausensackerln, Coladosen und geht bis hin zu Sackerln mit vergammeltem Fleisch.“
Manche wollen nicht für Recyclinghöfe zahlen
Negativ ausgewirkt habe sich zudem, dass in manchen Gemeinden Recyclinghöfe und damit die Sperrmüllentsorgung kostenpflichtig geworden seien. „Manche Leute glauben, da kann ich es kostenlos reinwerfen. Damit hat sich die Müllmenge vermehrt, die wir auf unsere Kosten entsorgen müssen“, so Kammeringer. Zwei- bis dreimal wöchentlich müsse Wams alleine am Standort Kirchbichl (Bezirk Kufstein) mit einem vollen Auto zur Müllentsorgung fahren.
Diesen Trend bestätigt auch der Innsbrucker Indoorflohmarkt Ho&Ruck, wo Abfall oft verdeckt als Spende abgegeben werde. „Das kann alles Mögliche sein, vom Ölikübel, der halb voll ist, über eine benutzte Klobürste, Bücher komplett verstaubt und kaputt“, erklärt Maria Rainer von der Warenannahme von Ho&Ruck. Das sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber nicht wertschätzend. Es sei auch körperlich anstrengend. „Es sind kleine Gegenstände, nichtsdestotrotz hat man gleich einmal einen Rollwagen Zeug, das sind 800 Kilo“, so Rainer. Die Entsorgung bereitet zusätzliche Arbeit.
Ho&Ruck
Ho&Ruck betreibt in Innsbruck einen Indoorflohmarkt sowie Räumungen und Transporte. Menschen, die auf Jobsuche sind, finden hier vorüber-gehend Arbeitsplätze.
Nur eine große Sortieranlage in Österreich
Der Verein Wams könne ein Zehntel der gespendeten Kleidung in Tirol weiterverarbeiten und damit in den fünf Secondhandgeschäften verkaufen, erklärte Kammeringer. „Der Rest geht, aufgrund dessen, dass wir in Österreich nur eine Sortieranlage in Vorarlberg haben, an internationale Partner, die dort für den Re-Use sortieren.“ Diese befinden in Polen und in Deutschland. Die Kleidung werde in Secondhandshops in Osteuropa, etwa in der Ukraine oder Bulgarien verkauft. Aus Artikeln, die nicht verkauft werden können, entstehen etwa Füllmaterial für Autositze oder Abdeckvliese für Malerarbeiten.
Verein Wams
Der Verein Wams betreibt fünf Secondhandläden. Waren können in Sammelstellen abgegeben werden. Für Textilien und Schuhe gibt es Container. Wams schafft Arbeitsplätze für Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Der Markt mit Kleidung aus Europa geht oft über die Grenzen hinaus. Doch der Handel mit Altkleidung ist nicht nur ein lukratives Geschäft. Die riesigen Mengen an Kleidung belasten auf Deponien in Asien und Afrika, etwa in Ghana, Menschen und Umwelt. Dass gespendete Kleidung in afrikanischen Ländern auf Deponien lande, könne man zwar nicht zu 100 Prozent ausschließen, erklärte Kammeringer von Wams. „Aber wir haben langfristige Partner, die uns immer wieder zusichern, dass diese Ware nicht nach Afrika exportiert wird, sondern in Europa bleibt“, versicherte er.
Wenig Fast Fashion in Tiroler Containern
Die Masse an Altkleidern nimmt nicht zuletzt deshalb stetig zu, weil Kleidung immer billiger wird. Darunter leidet oftmals auch die Qualität, was sich auf den Secondhandmarkt negativ auswirkt. Denn die Stücke könnten oftmals nicht weiter verkauft werden, so Kammeringer.
In Tirol sei die Ware nach wie vor sehr hochwertig, erklärte der Wams-Geschäftsführer. „Das Problem ist in den großen Städten, wie Berlin, München oder Berlin, wo die Fast Fashion immer mehr hineinkommt. Diese Ware ist für den Re-Use Gebrauch überhaupt nicht zu gebrauchen. Aber die Tiroler haben sehr hohe Qualität, und spenden auch hohe Qualität.“