Rettungshubschrauber bzw. Helikopter der ARA Flugrettung
ARA/Schulzer
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Chronik

Tauziehen um Hubschrauberstützpunkt

Seit Monaten sorgt der Notarzthubschrauberstützpunkt im Außerfern für Kontroversen. Der Krankenhausverband als Vermieter möchte die Niederlassung aufgrund von Lärmbeschwerden weghaben. Die ARA-Flugrettung will aber bleiben, da von hier aus auch das benachbarte Krankenhaus angeflogen wird.

Ein neuer Stützpunkt sei außerdem schwer zu finden und würde Millionen kosten. Wer diese Kosten tragen soll, sei laut Heli-Betreiber noch völlig unklar. Seit der Krankenhausverband der ARA-Flugrettung im Sommer 2023 signalisiert hat, dass ihr Heli-Stützpunkt beim Bezirkskrankenhaus Reutte weg soll, ist die Stimmung bei den ARA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angespannt – noch dazu, weil 2027 als konkrete Deadline für das Aus des Stützpunkts im Raum steht.

Dieses Datum peilt der Krankenhaus-Verband als Vermieter an, um die Belastungen durch den Fluglärm zu reduzieren, gerade für das Pflegeheim direkt daneben, aber auch für Anrainerinnen und Anrainer.

Stützpunkt ARA Flugrettung Reutte
(c)Tomas Kika/ARA Flugrettung
Direkt neben dem Heli-Landeplatz liegen das Pflegeheim und das Bezirkskrankenhaus Reutte

ARA-Geschäftsführer Thomas Jank kann das nur teilweise nachvollziehen: „Hubschrauber und das nahegelegene Pflegeheim ist eine Kombination, die sicher suboptimal ist. Das wissen wir und dazu haben wir uns immer klar geäußert. Aber auf der anderen Seite sollte man die Fakten sprechen lassen. Letztes Jahr wurden 893 Einsätze aus Reutte geflogen. Wenn man das hochrechnet, sind das pro Tag circa 2,4 Einsätze. Hier von einer Lärmbelästigung zu sprechen, das halte ich doch für etwas vermessen.“

Lärmbeschwerden vor allem in den Nachtstunden

Die Diskussion habe auch in der Bevölkerung zu Verunsicherung geführt. Beim Krankenhaus-Verband will man deshalb kein Öl ins Feuer gießen. Man betont in einer Stellungnahme, dass man die Flugrettung brauche. Allerdings würde nicht einmal die Hälfte der Heli-Einsätze das Krankenhaus Reutte betreffen, etwa wenn Außerferner Patienten in andere Krankenhäuser geflogen werden oder die ARA-Flugrettung zu Notfällen im benachbarten Allgäu gerufen wird.

Dazu kommt, dass der ARA-Helikopter nachtflugtauglich ist. Gerade nächtliche Heli-Einsätze hätten zu massiven Beschwerden geführt. Aufgabe der Politik sei es, unterschiedliche Interessen möglichst auszugleichen, heißt es in der Stellungnahme des Gemeindeverbandes.

Pattsituation und keine Lösung in Sicht

Laut ARA sei ihr Hubschrauber einer der leisesten weltweit. Durchschnittlich gebe es einen Nachteinsatz zwischen 21.00 und 24.00 Uhr pro Woche. Ein alternativer Standort, dem man grundsätzlich positiv gegenübersteht, würde aber zusätzliche Flugbewegungen bei Einsätzen, die das BKH Reutte betreffen, bringen. Im Jahr 2022 wären das beispielsweise 276 zusätzliche Flüge gewesen.

Wenn man will, dass die ARA vom jetzigen Standort wegkommt, dann müsse man eben einen neuen Stützpunkt anbieten, fordert der Flugrettungs-Chef: „Sich hier komplett aus der Verantwortung zu ziehen und zu sagen, dass das die Sache der ARA ist, das wird nicht gehen. Im Krankenhausverband sind alles Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden. Wir würden schon gerne im Außerfern bleiben. Dann wird uns einer der Bürgermeister notgedrungen aufnehmen müssen“, sagt Thomas Jank.

Bürgermeister spricht von Pattsítuation

Eine solche Lösung ist derzeit nicht in Sicht, genauso wenig wie eine Lärm-Entlastung für das Pflegeheim und Anrainer. Momentan stecke man in einer Pattsituation. Solange nämlich kein anderer gesicherter Standort möglich ist, wird es auch keine Kündigung des Heli-Stützpunkts geben, verspricht der Breitenwanger Bürgermeister Hanspeter Wagner als Spitalsverbands-Obmann. Auf der anderen Seite wolle die ARA erst ernsthaft auf Standortsuche gehen, wenn eine Kündigung definitiv ist.