Kühe: Mutterkuh mit Kalb
APA/BARBARA GINDL
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Landwirtschaft

Heumilchwirtschaft ist Weltkulturerbe

Die Vereinten Nationen haben die heimische Heuwirtschaft als erstes „landwirtschaftliches Kulturerbe“ von globaler Bedeutung im deutschsprachigen Raum anerkannt. Samstagnachmittag gab es dazu einen Festakt in Salzburg. Die Arbeitsweise hat in Tirol einen großen Stellenwert.

Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, würdigt landwirtschaftliche Systeme, die seit Generationen von Bäuerinnen und Bauern entwickelt wurden, um Lebensmittel bereitzustellen, alte Traditionen zu bewahren und natürliche Ressourcen zu schützen.

Für das Weltkulturerbe sind bestimmte Kriterien zu erfüllen: Es muss ein einzigartiges landwirtschaftliches Produktionssystem sein, das räumlich abgegrenzt und dessen Erhalt für die Zukunft essenziell ist. Als Voraussetzung gilt unter anderem der geschichtliche Hintergrund eines Gesamtsystems, das sich ständig weiterentwickelt. "Ein landwirtschaftliches Weltkulturerbe muss eine weltweite Bedeutung als Modell für eine nachhaltige Landwirtschaft haben, die ein wertvolles Erbe darstellt. Die traditionelle Heuwirtschaft im österreichischen Alpenbogen erfüllt diese Kriterien in herausragender Weise. Sie gilt als das erste landwirtschaftliche Weltkulturerbe im deutschsprachigen Raum“, sagt Yoshihide Endo von der FAO beim Festakt in Salzburg mit rund 800 Gästen.

Verleihung Weltkulturerbe Heumilch Salzburg
ARGE Heumilch
Yoshihide Endo (FAO), Karl Neuhofer (Obmann ARGE Heumilch), Christiane Mösl (Geschäftsführerin ARGE Heumilch) und Bundesminister Norbert Totschnig (ÖVP) (v.l.n.r.)

Tirol als Vorreiter in Sachen Heumilch

Die Heumilch ist als Weltkulturerbe gleichauf mit dem Parmaschinken oder dem Champagner. Mitorganisiert wird das Erfolgskonzept von Innsbruck aus. Die ARGE Heumilch hat hier ihren Sitz. Die Heumilchwirtschaft ist die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Heumilchkühe bekommen frische Gräser und Kräuter im Sommer und Heu im Winter. Auf vergorene Futtermittel wie Silage wird gänzlich verzichtet. Als Basis gilt Dauergrünland, also Wiesen, Weiden und Almen, die auf natürliche Weise mindestens fünf Jahre ohne einen Umbruch zu einem Acker für die Futtergewinnung genutzt werden.

Die ARGE Heumilch…

…vereinigt ca. 7.000 Heumilchbäuerinnen und Bauern, sowie mehr als 70 Molkereien, Käsereien, Sennereien und Vermarkter in Österreich und dem Allgäu. Die Mitglieder der ARGE arbeiten nach strengen Normen, deren Einhaltung von unabhängigen, staatlich zertifizierten Stellen kontrolliert wird. Aktuell werden pro Jahr ca. 590 Millionen Kilogramm Heumilch gesammelt.

Dazu kommen einige weitere Qualitätsvorgaben. Tirol ist bei der Heuwirtschaft stark vertreten, sagt die Geschäftsführerin der ARGE Heumilch, Christiane Mösl. Was die Menge betreffe, ist „Tirol das stärkste Heumilch-Bundesland. Unsere Verarbeiter sammeln rund 158 Millionen Kilogramm, fast 50 Prozent der gesamten Milchmenge falle in Tirol auf Heumilch.“

Heumilch vor allem für die Käserei

Heumilch hat seit dem Jahr 2016 einen in ganz Europa geltenden Produktschutz. Dazu kommt das österreichische Heumilch-Regulativ. Dass die Wirtschaftsweise bis heute praktiziert wird, sei nicht nur den kleinen Strukturen mit familiengeführten Höfen in den Bergregionen, sondern vor allem der großen Käsetradition zu verdanken. Christiane Mösl: „Wir kommen ganz klassisch aus dem Käsebereich, weil Heumilch die Spezialmilch für die Käserei ist. Sie hat eine sehr hohe Güte, um daraus Rohmilch-Hartkäsespezialitäten wie einen Tiroler Bergkäse zu produzieren.“

Von der am Samstag gefeierten Würdigung erwartet man sich viel: „Wir bekommen dadurch natürlich auch internationale Sichtbarkeit und werden die Heumilch mit dieser Auszeichnung wieder über die Grenzen hinaus bekannter machen können“, sagt die Geschäftsführerin der ARGE Heumilch, Christiane Mösl.