Rotunde
Politik

Zukunft der baufälligen Rotunde weiter offen

Wie geht es weiter mit der Rotunde in Innsbruck? Diese Frage beschäftigt das Land, die Stadt Innsbruck und die Opposition, nicht zuletzt, weil der dortige Gastronomie-Pächter eine hohe Abfindung erhalten hat. Abreißen oder sanieren – noch gibt es keine Entscheidung.

Die denkmalgeschützte Rotunde in Innsbruck gehört dem Land Tirol, seit 14 Jahren wurde zu ihrem Erhalt nichts mehr unternommen. Die Sanierung würde Millionen kosten. Im Dezember 2023 bot Landeshauptmann Anton Mattle sie der Stadt Innsbruck zum Geschenk an. Zuvor wurde sie noch lastenfrei gemacht. Nun lässt die üppige Abfindung an den Pächter des Gasthauses die Opposition rotieren.

Baufälliges Innere der Rotunde in Innsbruck
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Blick ins Innere des historischen Bauwerks

Die achteckige, denkmalgeschützte Rotunde am Inn beherbergte einst das Riesenrundgemälde mit der Schlacht am Bergisel vom 1809. Seit 2010 befindet sich das Kolossalgemälde im Museum „Tirol Panorama“ am Bergisel. Die Rotunde steht seitdem leer und zerfällt. Sie wurde in der Vergangenheit nur notdürftig in Stand gehalten, im Inneren des Gebäudes herrscht Betretungsverbot.

Statiker stellten dem Baukörper in einem Gutachten vom Juni 2022 ein verheerende Zeugnis aus. Demnach gibt es keine statisch wirksame Bodenplatte, der Zustand des Mauerwerks ist teils sehr desolat. Die Wände sind mit lediglich 13 Zentimetern viel zu dünn, eine normgemäße Tragsicherheit der Ziegelmauer ist nicht gegeben. Vor sechs Jahren gingen Schätzungen von knapp 18 Millionen an Sanierungskosten aus.

Foto von desolatem Mauerwerk in einem Gutachten
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Sachverständige bewerten das Mauerwerk als „sehr desolat“

Abreißen oder weiter nützen?

Sogar die Opposition im Landtag ist diesbezüglich gespalten. FPÖ-Kultursprecherin und Architektin Evelyn Achhorner sieht keinen Sinn mehr darin, die Rotunde zu erhalten. „Es gibt kein Fundament und auch der Dachstuhl ist dermaßen gestützt und unterstützt, dass es eigentlich keinen Sinn ergibt, so etwas zu erhalten, weil dann nichts mehr übrig bleibt von dem Gebäude. Es ist keine Substanz, die wirklich erhaltenswert ist“, so Achhorner.

Markus Sint von der Liste Fritz bemängelt das Fehlen einer Kostenschätzung für die Sanierung. „Dem Landtag liegt keine Unterlage vor, wie viel die Sanierung kostet, dies ist einmal dem Tiroler Landtag vorzulegen. Dann kann man entscheiden, steht es dafür oder nicht? Fakt ist: Wir haben hier ein Baujuwel. Es gibt nicht mehr viele dieser Rotunden und die haben Stadt und Land zur Ruine verkommen lassen“, so Sint. Die Liste Fritz ist dafür, die Rotunde wieder zum „Juwel“ zu machen, das sie vor über 100 Jahren einmal war, statt sie abzureißen.

Stützkonstruktion am Hauptpfeiler der Innsbrucker Rotunde
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Ohne Stützkonstruktion wäre der zentrale Mast nicht tragfähig

Gemeinsame Kritik der Opposition an Abfindung

Einig sind sich die Oppositionsparteien, was die Abfindung an den Pächter des dortigen Gasthauses anlangt. Bevor die Rotunde von Landeshauptmann und Kulturreferent Anton Mattle (ÖVP) der Stadt Innsbruck zum Geschenk angeboten wurde, wurde sie lastenfrei gemacht. Das Land hat den Pächter mit 300.000 Euro „hinausbezahlt“, der Gastronomiebetrieb hatte seit den 1980er Jahren einen unbefristeten Mietvertrag.

Die Opposition sieht in der Ablöse für den Pächter eine Steuergeldverschwendung. „Dafür, dass man ein Gasthaus schließt, noch 300.000 Euro hintennach werfen? Sonst haben wir in Tirol Initiativen, dass man Wirtshäuser erhaltet oder Gasthäuser öffnet und hier wirft man noch Geld nach dafür, dass man einen Ort stilllegt“, wettert Grünen-Klubobmann Gebi Mair.

Laut NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer habe der Pächter das Lokal verlottern lassen. Das wäre Grund genug für das Land, aus dem Vertrag auszusteigen: „Als ich die Bilder gesehen habe, wie dieses Lokal, wo vor wenigen Wochen noch gekocht worden ist, ausgeschaut hat – unfassbar! Da hätte man sicherlich dem Pächter nicht 300.000 Euro nachwerfen müssen, damit er auf den Pachtvertrag verzichtet, sondern einmal die Lebensmittelpolizei herschicken sollen zum Kontrollieren“, so Oberhofer.

heruntergekommene Gastronomieküche
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Bis vor kurzem wurde in dieser Küche noch für Gäste gekocht

Hochbaureferent Dornauer: „Erfolgreiche Verhandlungen“

Zuständig für die Liegenschaft ist SPÖ-Hochbaureferent und Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer. Dieser habe das laut Opposition wörtlich „verbockt“. Dornauer kontert: „Da sieht man wieder einmal die Kurzsichtigkeit unserer Tiroler Opposition. Eigentlich müsste sie mir eine Ehrenadel verleihen. Ehrlich gesagt, wir haben bei einer Million Euro begonnen zu verhandeln. Und letztendlich ist es mir gelungen, mich mit dem Mieter auf 250.000 Euro netto zu einigen. Und ich finde, das ist ein voller Erfolg. Man weiß nicht, was wir alles investieren hätten müssen, damit wir unseren Vertrag gerecht worden wären. Also ich bin heilfroh, dass wir das nicht mehr mitschleppen“, erklärte Dornauer im ORF-Interview.

Offen ist allerdings nach wie vor, wie es mit der Rotunde weitergeht. Die Stadt hat das „Geschenk“ bislang noch nicht angenommen. Es gibt Gespräche zwischen Bürgermeister Georg Willi und Landeshauptmann Anton Mattle, über die Vertraulichkeit vereinbart wurde.