Vorhofflimmern ist weltweit die häufigste Herzrhythmusstörung, sie bleibt aber oft lange Zeit unerkannt. Man gehe davon aus, dass rund ein Drittel aller Schlaganfälle durch Vorhofflimmern bedingt ist, so Klinikdirektor und Kardiologe Axel Bauer. Gerade derartige Schlaganfälle seien oftmals sehr schwere Schlaganfälle, so Bauer.
Kameralinse des Smartphones kommt zum Einsatz
Axel Bauer leitet das „Austrian Digital Heart Program“, eine großangelegte Studie in Zusammenarbeit mit dem „Austrian Institute of Technology“ zur Früherkennung von Vorhofflimmern. Der Startschuss dafür fiel vergangenen September. „Die Vision dieses digitalen Projektes ist, dass jeder Mensch, der ein Handy hat, tatsächlich selber die Rhythmusstörung diagnostizieren kann“, so Bauer.
Gemessen wird dabei mithilfe der Lichtsensoren der Kameralinsen des Smartphones und mittels einer eigens entwickelten App. Wenn man den Finger auf den Sensor legt, könne dieser feine Farbunterschiede über die Zeit erfassen und diese Farbunterschiede würden den Pulswellen entsprechen, so Bauer. „Wenn diese Pulswellen sehr irregulär sind, spricht das für Vorhofflimmern. In einem zweiten Schritt muss man das dann in einem EKG überprüfen.“
In einer Pilotstudie sei bereits erwiesen worden, dass die Messung am Smartphone ein taugliches Mittel ist, um Vorhofflimmern früh zu erkennen, so Bauer.
Österreichweite Studie mit 40.000 Teilnehmenden
In einem auf acht Jahre angelegten Projekt will man nun nachweisen, dass man mit dieser Strategie tatsächlich die Zahl der Schlaganfälle in der Bevölkerung reduzieren kann. Derzeit werden die technischen Voraussetzungen für die Studie geschaffen. In zwei Jahren wird dann eine große randomisierte Studie mit circa 40.000 Teilnehmenden österreichweit starten. „Letztendlich kann jeder mitmachen, der ein gewisses Grundrisiko für Vorhofflimmern hat, wo es also Sinn macht zu screenen. Nach sechs Jahren wird überprüft, ob wir tatsächlich Schlaganfälle in der Behandlungsgruppe reduziert haben oder nicht.“ Gefördert wird das Studienvorhaben von der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft mit acht Millionen Euro.