Thema „Kindergarten/Kinderbetreuung“: Eine Betreuerin mit Kindern
APA/HARALD SCHNEIDER
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Politik

Kinderbetreuung: Pilotregionen fixiert

Die Landesregierung hat erste Pilotregionen zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Kinderbildung und -betreuung festgelegt. Ab Herbst 2024 sollen vier Regionen in den Bezirken Reutte, Lienz sowie im Unterland eingebunden werden. Eine große Herausforderung werde der finanzielle Ausgleich zwischen den Gemeinden werden, hieß es .

Konkret werden der Planungsverband Wattens und Umgebung gemeinsam mit der Gemeinde Weer, die Stadtgemeinde Schwaz und die Gemeinde Vomp im Tiroler Zentralraum (Bezirke Schwaz und Innsbruck-Land) dabei sein. In Osttirol beteiligt sich der Planungsverband Lienzer Talboden und im Bezirk Reutte die Verbände Tannheimertal, Reuttener Talkessel und Zwischentoren. Mit dem erwarteten Beschluss eines weiteren Planungsverbandes im Außerfern werde der gesamte Bezirk Reutte teilnehmen, kündigte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) an. Die betroffenen Regionen seien damit zum Teil urban und zum Teil ländlich und hätten ganz unterschiedliche Startvoraussetzungen.

System sollte dann tirolweit funktionieren

Es gelte eine Lösung dafür zu finden, wie hoch die Beträge für einen Betreuungsplatz sein sollen, da ja angedacht sei, die Betreuung über die Gemeindegrenzen hinweg zu organisieren. Dies sei insbesondere dann schwierig, wenn eine Kommune viel investiert hat und die Kinder der Nachbargemeinde dann diese Infrastruktur nutzen, so Mattle.

„Wir haben nach wie vor eine Gemeindeautonomie“, erinnerte indes der bei der Pressekonferenz im Landhaus ebenfalls anwesende Gemeindeverbandspräsident Karl-Josef Schubert. „Von den Pilotregionen erwarten wir uns ein System, das für alle Gemeinden funktioniert“, sagte er und pochte darauf, dass die Vorhaben machbar und leistbar bleiben sollen. Schubert bekannte sich gleichzeitig dezidiert – im Sinne einer Chancengleichheit – zum Rechtsanspruch ab dem zweiten Geburtstag und nannte als Positivbeispiel die funktionierende interkommunale Zusammenarbeit etwa bei den Musikschulen.

PK mit K.J. Schubert, G. Dornauer, A. Mattle, A. Hagele
Land Tirol/Krepper
V.l.n.r.: Karl-Josef Schubert, Georg Dornauer, Anton Mattle, Cornelia Hagele

Auch die zuständige Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) räumte ein, dass man sich die Verrechnung unter den Gemeinden genau anschauen müsse. Sie sprach sich dafür aus, dass die Beiträge der Eltern tirolweit harmonisiert sein sollten und zeigte Sympathie für eine soziale Staffelung. Tirols Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) betonte, dass der Rechtsanspruch ein zentrales Wahlversprechen der Regierungsparteien und ein wichtiger Schritt zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zur Entlastung von Frauen sei.

Eltern können Bedarf online melden

Im Rahmen der Einführung der Pilotregionen werden nun drei Vollzeit-Projektstellen geschaffen, um die Regionen bzw. Planungsverbände bei der Koordinierung zu unterstützen und die Vermittlung zu erproben. Dabei wird auch eine Online-Plattform zum Einsatz kommen, bei der Eltern ihren Bedarf melden können.

Auf der Suche nach Personal

Fest steht, dass es bis zur Etablierung des Rechtsanspruchs im Jahr 2026 mehr Personal brauchen wird. Hagele schätzte diesen auf ein Plus von acht bis zehn Prozent. Derzeit gibt es laut Angaben des Landes rund 3.200 Pädagoginnen und Pädagogen, 3.000 Assistenzkräfte und knapp 130 Tageseltern in Tirol. Die Landesrätin ging davon aus, dass es nötig sein werde, dass auch schon im Beruf stehende Pädagoginnen und Pädagogen mehr arbeiten werden müssen und etwa bereits in den Pilotregionen das Beschäftigungsausmaß angehoben werden soll.

Die Tiroler Landesregierung hatte für den Rechtsanspruch zusätzliche 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. 30 Millionen Euro sollen in die Infrastruktur fließen, 20 Millionen Euro wurden für die Ausbildung vorgesehen. Insgesamt gibt das Land im laufenden Jahr rund 160 Millionen Euro für Kinderbildung und Kinderbetreuung aus. Bei dem vorgelegten Zehn-Punkte-Plan zur Etablierung des Vorhabens sahen sich ÖVP und SPÖ indes auf einem guten Weg: Acht von zehn Maßnahmen befanden sich in Umsetzung oder wurden bereits umgesetzt. Offen war noch die Novelle des Dienst- und Besoldungsrechts (geplant für 2025) sowie die Vorlage eines Finanzierungskonzepts, das nun auf Basis der Pilotregionen erarbeitet werden soll.