Buchgeschäft in Innsbruck (Haymon?)
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Wirtschaft

Heimischer Buchhandel schlägt Alarm

Der Buchhandel leidet seit Jahren unter der Konkurrenz des internationalen Onlinehandels. Aktuell setzen der Branche zusätzlich stark gestiegene Kosten zu. In Tirol geht die Zahl der Buchhandlungen Jahr für Jahr zurück. Um gegenzusteuern, wird eine Umsatzsteuersenkung gefordert.

Die Teuerung macht auch vor dem Buchhandel nicht halt. Doch anders als in anderen Handelssparten können die Buchgeschäfte die Preise nicht einfach erhöhen. Wie viel ein Buch mindestens kosten muss, wird per gesetzlicher Buchpreisbindung festgelegt.

Diese Buchpreisbindung schütze die heimischen Händler zwar vor Dumpingangeboten internationaler Onlineriesen und sei deshalb auch absolut notwendig, so Sonja Altenburger, Obfrau der Buch- und Medienwirtschaft in der Tiroler Wirtschaftskammer. Sie lasse in der aktuellen Situation aber auch keinen Spielraum, die höheren Kosten im Verkauf hereinzubringen. Die Buchpreisbindung definiert einen Mindestpreis. Wird mehr verlangt, ist der lokale Buchhandel preislich wieder gegenüber dem internationalen Online-Handel im Nachteil.

Ausgestellte Bücher in Buchgeschäft
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Der Buchhandel ist in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft

„Unsere Branche steht aktuell mit dem Rücken zur Wand. In so manchen Buchhandlungen sind die Lichter bereits endgültig ausgegangen. Es werden weitere folgen, wenn wir nicht rasch gegensteuern“, warnte Altenburger. Ursachen für die prekäre Situation des Buchhandels seien die enorme Verteuerung von Papier, Energie und Transport, hohe Personalkosten und eben die problematische Preisgestaltung.

Seit 2018 ein Viertel weniger Buchgeschäfte in Tirol

Gab es 2018 in Tirol noch 48 Buchhandlungen, ist die Zahl inzwischen auf 37 Geschäfte gesunken. Dabei stünden zwei weitere Betriebe vor dem Zusperren, unterstrich die Obfrau der Branche die dramatische Entwicklung.

Die Buchhändler appellieren deshalb an die Politik, die Branche nicht alleine zu lassen. Bei Büchern handle es sich um Kulturgut, argumentierte Altenburger in einer Aussendung: „Damit unsere ‚geistigen Tankstellen‘ nicht endgültig von der Bildfläche und aus dem Stadtbild verschwinden, braucht es jetzt dringend eine deutliche Senkung der Umsatzsteuer auf Bücher. Wenn die Vielfalt im Handel verloren geht, hat das nicht nur Konsequenzen für die betroffenen Betriebe, es sind in Folge auch die vielen kleinen österreichischen Verlage sowie Autorinnen und Autoren, die zunehmend unter die Räder geraten.“

Verpackung von Büchern für die Zustellung in Buchgeschäft
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Die schnelle Verfügbarkeit von Buchtiteln erfordert eine aufwendige Logistik, die sich in hohen Kosten für den Buchhandel niederschlägt

Umsatzsteuer auf Bücher höher als in vielen EU-Ländern

In einem offenen Brief an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) forderte der österreichische Buchhandel eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher. Österreich sei hier ein Hochsteuerland im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern. In Österreich liegt die Umsatzsteuer für Bücher bei zehn Prozent. Viele andere Staaten haben hier einen geringeren Steuersatz. In Deutschland liegt er bei sieben Prozent, in Frankreich bei 5,5 Prozent, Italien und Spanien verrechnen für Bücher vier Prozent Umsatzsteuer.

Während der Coronavirus-Pandemie hatte Österreich die Umsatzsteuer für Bücher vorübergehend auf fünf Prozent gesenkt. Ohne diese Maßnahme hätte der Buchhandel nicht überlebt, zeigte sich Altenburger überzeugt. Jetzt brauche es ähnliche Maßnahmen, um ein weiteres rapides Geschäftssterben im Buchhandel zu verhindern.