Der kleine Florentin inhaliert mit seiner Mutter
ORF/Matl
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Politik

Forderung: Mehr Fairness bei Pflegearbeit

Tiroler Landespolitikerinnen fordern eine faire Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern. 70 Prozent dieser Arbeit wird in Tirol von Frauen geleistet, wie eine Erhebung der Statistik Austria zeigt.

Viereinhalb Stunden pro Tag verwenden Frauen in Tirol durchschnittlich für Hausarbeit, Kinderbetreuung oder die Unterstützung erwachsener Haushaltsmitglieder. Tirols Männer kommen auf knapp zwei Stunden. Dadurch sind viele Frauen teilzeitbeschäftigt und damit finanziell schlechter gestellt. Doch auch wenn Frauen und Männer gleich viel arbeiten, gibt es eine Einkommensdifferenz zulasten der Frauen. Der Gender Pay Gap liegt in Tirol heuer bei knapp 17 Prozent, das sind 61 Tage. Der Equal Pay Day fällt somit in Tirol heuer auf den 1. März – österreichweit fand er am 14. Februar statt.

Eva Pawlata und Astrid Mair
Land Tirol/Dorfmann
Die beiden Landesrätinnen fordern eine fairere Verteilung unbezahlter Sorgearbeit

Von Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) und Arbeitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) heißt es, Care-Arbeit müsse nicht nur sichtbar und wertgeschätzt, sondern vor allem auch fair verteilt werden. „Nur dann funktioniert die gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben, die zugleich die Voraussetzung für eine eigenständige Existenzsicherung ist.“

Tagung im Landhaus am 11. März

Landesrätin Pawlata lädt am 11. März zu einer Arbeitstagung unter dem Titel „Die Folgen des Patriarchats – oder der lange Weg zur Gleichstellung“ in das Landhaus ein. Dabei soll es um nach wie vor bestehende Hindernisse zur Gleichstellung gehen.

Aktuelle Studien zeigen laut Pawlata, dass zwar immer mehr Männer intensiver an der Kindererziehung und -betreuung sowie Pflege mitwirken wollen. Der Weg zu einer gleichberechtigten Aufteilung der Sorgearbeit aber dennoch noch nicht zu Ende gegangen ist. Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei unmittelbar mit dem ökonomischen Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern verknüpft und es gelte daher sowohl bei Frauen als auch Männern ein Bewusstsein dafür zu schaffen“, so Pawlata.

Kampagne zur Sensibilisierung der Männer

Eine Sensibilisierung für die partnerschaftliche Aufteilung bei Kinderbetreuung und häuslicher Pflege war das Ziel der Kampagne „Sorgende Männer“, die im Sommer 2023 in Tirol ausgerollt wurde. Im Rahmen der Kampagne wurden unterschiedliche Modelle der Freistellung vorgestellt.

Beratungs- und Coachingangebot

Mit dem Projekt „riseup“ gibt es seit Oktober 2023 ein Beratungs- und Coachingangebot, das karenzierte Eltern, karenzierte pflegende Angehörige sowie aufgrund von Betreuungspflichten Teilzeit arbeitende bzw. nicht erwerbstätige Personen dabei unterstützt, die Betreuungsarbeit partnerschaftlich aufzuteilen und wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Dieses vom Land Tirol und dem Europäischen Sozialfonds Plus geförderte Projekt richtet sich neben Einzelpersonen auch an Unternehmen und bietet ein kostenloses Coaching für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an.