Forstgarten Nikolsdorf
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Wissenschaft

Nikolsdorf bekommt neues Saatgut-Haus

Am Areal des Forstgartens Nikolsdorf (Bezirk Lienz) soll ein neues Saatgut-Haus gebaut werden. Nikolsdorf ist derzeit der einzige Standort für Samengewinnung und -lagerung in Westösterreich. Mit dem neuen Gebäude soll der Bedarf an Forstpflanzen aus heimischer Produktion gesichert werden.

Im Landesforstgarten in Nikolsdorf in Osttirol wird Saatgut von Lärchen, Fichten, Kiefern, Tannen oder Laubbaumarten wie Bergahorn oder Stieleichen gewonnen und gelagert. Nur zwei solcher Standtorte gibt es in ganz Österreich. Dieser sei den Anforderungen nicht mehr gewachsen, teilte das Land Tirol in einer Aussendung mit. 2025 soll deshalb ein neues Saatgut-Haus gebaut werden.

Widerstandsfähige Jungpflanzen trotzen Klimawandel

Nach den vielen Schadensereignissen der vergangenen Jahre sind forstliches Saatgut und Jungpflanzen verschiedener Baumarten notwendig, um geschädigte Wälder wieder aufzuforsten. Auch europaweit gebe es einen großen Bedarf, um einen klimafitten Wald sicherzustellen, betonte das Land. Vor allem Mischbaumarten sind gefragt. Das neue Saatgut-Haus soll Platz für die Aufbereitung und die langfristige, fachgerechte Lagerung der Samen bieten.

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Damit die Samen erfolgreich keimen, müssen sie artenspezifisch vorbehandelt und auch bei unterschiedlichen Temperaturen gelagert werden. Das ist in Nikolsdorf derzeit aber noch nicht möglich, erklärte Landesforstdirektor Josef Fuchs. Zwar steht im Forstgarten Nikolsdorf Westösterreichs einzige Samenklenge mit angeschlossenem Kühlraum, wo die Samen von Lärche, Kiefer und Fichte bei minus sechs Grad Celsius über 30 Jahre lang ohne Qualitätsverlust gelagert werden können, für andere Baumarten ist der Forstgarten Nikolsdorf aktuell aber nicht ausgerüstet. Die Samen von Tanne und vor allem von Laubholz werden deshalb im Forstgarten Laufen der Bayerischen Staatsforste zwischengelagert. Auch dort gibt es allerdings Engpässe.

Vergangenes Jahr kaum Samen in den Zapfen

In Spitzenjahren wie zuletzt 2018 wurden 58.000 Tonnen Zapfen unterschiedlichster Baumarten geerntet und in den Landesforstgarten Nikolsdorf gebracht. 2023 gab es zwar viele Zapfen, die jedoch kaum Samen enthielten. „Die Saatgutgewinnung richtet sich nach der Natur. Über die fachgerechte Lagerung stellen wir eine durchgängige Versorgung sicher“, erläuterte Christian Annewanter von den Tiroler Landesforstgärten. Gutes Saatgut ist viel wert: Rund 900 Euro kostet etwa ein Kilo Lärchensamen.

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Vom Zapfen zur Jungpflanze

Die angelieferten Baumzapfen und Früchte werden in Nikolsdorf zuerst getrocknet. In der sogenannten Samenklenge werden dann daraus Samen gewonnen. Diese werden anschließend entflügelt, gereinigt und gelagert, bis sie auf den Flächen der drei Landesforstgärten zu kleinen Bäumen heranwachsen. Für die Arbeiten in den Landesforstgärten steht jeweils nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Die Jungpflanzen müssen bei trockenem, kühlen Wetter ausgehoben, gesammelt und sortiert werden.

Knapp drei Millionen Forstpflanzen verlassen Jahr für Jahr die Landesforstgärten in Stams (Bezirk Imst), Bad Häring (Bezirk Kufstein) und Osttirol. Für die Wiederbewaldung der durch Sturm- und Borkenkäfer geschädigten Wälder werden heuer und im kommenden Jahr in Tirol bis zu 4,4 Millionen Forstpflanzen benötigt. Um den Arbeitsanfall zu bewältigen, werden in allen drei Landesforstgärten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. Vermehrt helfen auch externe Arbeitskräfte mit.

Baubeginn für 2025 geplant

Noch stehen die Planungen für das neue Saatgut-Haus in Nikolsdorf am Anfang – für den Baubeginn wird das kommende Jahr angepeilt. Das Land Tirol finanziert demnach den Bau selbst, die technische und maschinelle Ausstattung soll vom Bund getragen werden.