Blick auf den Unglücksort, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 1999 in Galtür. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer.
APA/HANS KLAUS TECHT
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Chronik

25. Jahrestag: Lawinenunglück von Galtür

Am Freitag jährt sich die Lawinenkatastrophe von Galtür zum 25. Mal. Am 23. Februar 1999 riss eine Jahrhundertlawine 31 Menschen in den Tod. Einen Tag später kamen im benachbarten Valzur weitere sieben Menschen durch eine Lawine ums Leben.

Es war 16.00 Uhr, als die Ereignisse in der rund 800 Seelen-Gemeinde im Hinteren Paznauntal ihren Lauf nahmen. Nach Wochen mit massiven Schneefällen und seit Tagen gesperrten Zufahrtsstraßen löste sich vom nördlich von Galtür gelegenen Hang unterhalb des Grates zwischen Grieskopf und Grieskogel auf über 2.700 Metern Höhe eine Lawine und donnerte mit mehr als 200 km/h – und einer rund 100 Meter hohen Staubwolke – auf einer Breite von 400 Metern ins Tal. Mehr als 300.000 Tonnen Schnee setzten sich in Bewegung und rissen im hauptbetroffenen Ortsteil Winkl elf Häuser zum Teil mit sich. Die Schneemassen kamen erst mitten in Galtür zum Stillstand.

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 Blick auf den Unglücksort, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 1999 in Galtür. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer.
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Blick auf den Unglücksort, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 1999 in Galtür.
 Rettungsarbeiten, aufgenommen am 24. Februar 1999 in Galtür im Paznauntal. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer.
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Rettungsarbeiten, aufgenommen am 24. Februar 1999 in Galtür im Paznauntal.
 Ein von den Schneemassen zerstörtes Haus, aufgenommen am 24. Februar 1999 in Galtür im Paznauntal. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer
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Ein von den Schneemassen zerstörtes Haus, aufgenommen am 24. Februar 1999.
 Aufräumungsarbeiten im von einer Lawine betroffenen Ort Galtür, aufgenommen am Dienstag, 23. Februar 1999. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer
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Aufräumungsarbeiten im von einer Lawine betroffenen Ort Galtür, aufgenommen am Dienstag, 23. Februar 1999.
Ein zerstörtes Haus, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 1999 in Galtür. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer.
APA/HANS KLAUS TECHT
Ein zerstörtes Haus, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 1999 in Galtür.
 Rettungsarbeiten, aufgenommen am 24. Februar 1999 in Galtür im Paznauntal. Die Lawinenkatastrophe in Galtür forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer.
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Rettungsarbeiten, aufgenommen am 24. Februar 1999 in Galtür im Paznauntal.

Spur der Verwüstung mit vielen Toten

Das immense Schneebrett hinterließ eine Spur der Verwüstung. Einwohner und Urlauber waren bis zum Morgen des nächsten Tages auf sich allein gestellt. Der Schneesturm verhinderte den Start von Bundesheerhubschraubern mit Hilfsmannschaften. Erst 14 Stunden nach dem Unglück war Galtür aus der Luft erreichbar.

Bis zum Eintreffen der Hilfsmannschaften waren bereits neun Tote geborgen. Insgesamt wurden mehr als 50 Personen verschüttet, über 20 konnten relativ rasch geborgen werden. Zusätzliche Rettungskräfte, Lawinenhunde und Medikamente wurden in das Hintere Paznauntal geflogen, Verletzte konnten in die Krankenhäuser gebracht werden.

18.000 Menschen aus dem Tal geflogen

Am Nachmittag des 24. Februar wurde dann der zu Ischgl gehörende Weiler Valzur von einer Lawine überrascht. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben. Galtür 1999 – das war auch die größte Luftbrücke in der Geschichte Österreichs. Unter Mithilfe ausländischer Streitkräfte aus Deutschland, den USA, Frankreich und der Schweiz wurden mehr als 18.000 Personen aus dem Tal geflogen, über 3.000 Flüge absolviert. Viele Tote konnten erst Tage nach dem Unglück aus den betonharten Schneemassen geborgen werden – der letzte am 27. Februar. Hunderte Journalisten aus aller Welt berichteten in diesen Tagen live von den Ereignissen.

ABD0009_20240218 – GALT†R – …STERREICH: Landeshauptmann Anton Mattle (…VP), damals BŸrgermeister von GaltŸr, vor dem UnglŸckshang aufgenommen am Mittwoch, 14. Februar 2024. Die Lawinenkatastrophe in GaltŸr forderte am 23. Februar 1999 31 Todesopfer. Am kommenden Freitag jŠhrt sich die Katastrophe von GaltŸr zum 25. Mal. – FOTO: APA/MATTHIAS BLIEM-SAUERMANN
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Der damalige Bürgermeister von Galtür Anton Mattle (ÖVP) vor dem Hang, von dem die todbringende Lawine kam. Heute ist Mattle Landeshauptmann von Tirol.

Mattle: Erinnerungen bis „ins kleinste Detail“

Auch ein Vierteljahrhundert später sind die Ereignisse in der Erinnerung des damaligen Bürgermeisters und heutigen Tiroler Landeshauptmannes Anton Mattle (ÖVP) indes bis in kleinste Details präsent. Nicht nur die Stunden des Lawinenabgangs, auch die verhängnisvollen Tage zuvor. Durch die Straßensperren habe sich ein gewisser „Druck“ aufgebaut, erinnerte sich Mattle im APA-Gespräch. „Auf einmal haben wir gespürt: Es ist etwas anders“, erzählt Mattle. Angst vor einem Lagerkoller habe er dennoch nicht gehabt. Vielmehr sei man bereits zuvor „zusammengewachsen“. „Die Gäste haben sich mit uns solidarisiert“, erinnert sich Mattle: „Hätte es das gute Miteinander mit den Gästen nicht gegeben, wäre es viel schwieriger gewesen.“

Die Lawinen von Galtür und Valzur forderten insgesamt 38 Menschenleben. In Galtür waren sechs Einheimische und 25 Urlauber betroffen. Die ausländischen Opfer stammten aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark.

Gedenkstätte für die Opfer im Alpinarium

Die Aufräumarbeiten mit Unterstützung des Bundesheeres dauerten mehrere Wochen. Noch im Sommer 1999 wurden in dem rund 1.600 Meter hoch gelegenen Tourismusort umfangreiche Lawinenverbauungen in Angriff genommen. Zwei 104 bzw. 360 Meter lange und bis zu zwölf Meter hohe Dämme aus Naturstein wurden errichtet. Unmittelbar dahinter entstand 2003 das „Alpinarium“ – ein Dokumentationszentrum über den Lebens- und Kulturraum hochalpiner Regionen. Es enthält eine Gedenkstätte für die Lawinen-Opfer. Auf dem Grieskogel wurde ebenfalls eine Verbauung mit Stahlschneebrücken angebracht. Die zerstörten Häuser wurden unter strengen Bauauflagen wieder errichtet. Insgesamt wurden in Galtür zehn Millionen Euro in den Lawinenschutz investiert.