Kletterer beim Klettern
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Sport

Kampf gegen Unterernährung beim Klettern

Der internationale Kletterverband hat Maßnahmen im Kampf gegen Unterernährung bei Athletinnen und Athleten in Kraft gesetzt. Es soll künftig unter anderem umfangreiche Tests geben. Für viele Brancheninsider ist dieser erste Schritt aber nicht ausreichend.

Der Klettersport hat ein Gewichtsproblem. Schließlich zählt jedes Gramm auf der Kletterwand. Doch Magersucht, das Ausbleiben der Periode und Verletzungen wegen zu geringer Knochendichte sind die Folgen einer andauernden Unterernährung. Das Fachwort dafür heißt „RED-S“, „relatives Energiedefizit-Syndrom“.

Athletinnen und Athleten, aber auch Mitglieder der medizinischen Kommission des Internationalen Kletterverbandes (IFSC) lehnten sich schon lange dagegen auf. Sie forderten Maßnahmen für den Schutz der Profi-Kletterinnen und -kletterer, denn viele würden sich zum Erfolg „hungern“. „Wollen wir die nächste Generation an Skeletten heranziehen?“, stellte etwa Janja Garnbret, eine der weltbesten Wettkampfkletterinnen in den Raum.

Strengere Regeln

Erst vor wenigen Tagen, im Vorfeld von Olympia, gab der Internationale Kletterverband (IFSC) nun Maßnahmen heraus, um Athletinnen und Athleten vor gefährlicher Unterernährung zu schützen. „Ich bin schon lange Teil der Athletenkommission. Wir diskutieren schon seit Jahren darüber und wir haben darum gebeten, dass etwas dagegen gemacht wird. Es hat einfach unglaublich lange gedauert und es ist ein toller Schritt in die richtige Richtung, dass da endlich mal was unternommen wird“, freute sich der Tiroler Wettkampfkletterer Jakob Schubert.

Neue Maßnahmen des Internationalen Kletterverbandes IFSC gegen Unterernährung
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Die neuen Maßnahmen des Internationalen Kletterverbandes – wie umfassende medizinische Fragebögen – sind für viele nicht ausreichend.

Entscheidung liegt bei nationalen Verbänden

Doch die Maßnahmen des Internationalen Kletterverbandes gehen manchen zu wenig weit. Künftig sind umfassende medizinische Tests der Verbände und Fragebögen, die die Athletinnen und Athleten selbst auszufüllen haben, vorgesehen. Der Internationale Verband schiebt die Entscheidung, ob ein Athlet antreten darf, dann den nationalen Verbänden zu.

„Es basiert alles ein bisschen auf Goodwill, würde ich sagen. Der nationale Verband kann seine eigenen Athleten einfach durchwinken. Das wird er sehr wahrscheinlich auch machen“, kritisierte der Trainer des Nationalteams des österreichischen Kletterverbandes, Kilian Fischhuber. Auch für Wettkampfkletterer Alex Megos ist das völlig unverständlich: „Ich glaube nicht, dass nationale Föderationen sich selber ins Bein schießen würden, wenn es darauf ankommt und ihre eigenen Athleten melden oder sperren würden.“

Nationaltrainer: Gewichtsuntergrenze notwendig

Eine Gewichtsuntergrenze sieht der Internationale Verband definitiv nicht vor. „Meiner Meinung nach würde es das im Klettern brauchen“, so Fischhuber im ORF-Gespräch. „Es kann schon sein, dass man den einen oder die andere vielleicht zu unrecht bestraft. Die Person kennt diese Richtwerte aber davor und könnte auch Maßnahmen setzen, zum Beispiel Muskelaufbautraining machen und ein bisschen Gewicht zulegen.“ Auf diese Weise würde man dem entgegenwirken, dass sich Athletinnen und Athleten gezielt herunterhungern und „sich einen unfairen Vorteil verschaffen“, meinte der Nationaltrainer.

Jakoba Rauter, Nachwuchs-Kletterin, Aufbaukader U16, Kletterverband Österreich
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Im Österreichischen Kletterverband herrscht mittlerweile beim Thema Gewicht große Sensibilität. Die Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten werden regelmäßig medizinisch untersucht.

Gewicht bei Nachwuchs großes Thema

Im Kletterverband Österreich herrscht mittlerweile beim Thema Gewicht große Sensibilität, auch in der Nachwuchsförderung. „Sie werden einmal im Jahr durchgecheckt, das ist meistens im Herbst. Wir Eltern kriegen dann den Befund zugeschickt, in dem – Gott sei Dank – alles sehr genau aufgelistet ist“, schilderte Kathrin Oblasser, die Mutter einer Nachwuchskletterin dem ORF. „Vonseiten des Verbandes wird da schon sehr gut darauf geschaut, dass sich die Jugendlichen gut entwickeln können.“