Die Kunstprojekte, die sich assoziativ mit dem kirchlichen Gebetsjahresschwerpunkt auseinandersetzen, beackern ein weites künstlerisches und thematisches Feld.
Glettler: „Hawking war der Experte für Schwarze Löcher“
Bei der zweiteiligen Installation „Black Holes“ von Henry Jesionka spielt der 2018 verstorbene britische Astrophysiker Stephen Hawking eine gewichtige Rolle. Ästhetisch einer Ikone gleichend, prangt ein Kunstwerk mit ihm als Sujet im Eingangsbereich der Kirche, den Hochaltar ziert darüber hinaus neuerdings eine große, schwarze Metallscheibe.
„Hawking soll natürlich nicht idealisiert werden, aber er war eben der Experte für Schwarze Löcher“, erklärte Bischof Hermann Glettler den Kontext. Für den ebenfalls anwesenden Künstler soll die Installation kraftvoll und emotional wirken und auch einen Blick auf die aus seiner Sicht problematische Idolisierung von Wissenschaftern sein.
Fastentuch mit „Sog nach oben“
In der Spitalskirche ist die 180 mal 180 Zentimeter große Zeichnung „Das Tor der zwei Hände“ des Innsbrucker Künstlers Rudolf Wach zu sehen. Glettler entdeckte auch hier Ambivalenz und Vielschichtigkeit: „Auf der Zeichnung könnte man nicht nur Hände, sondern auch Lungenflügel oder gar Figuren sehen.“
Etwas eindeutiger in seiner Abstraktion ist hingegen das titellose Ölgemälde von Herbert Brandl, das als Fastentuch in der Servitenkirche hängt. Das Bild nehme den Betrachter in einen „Sog nach oben“, Glettler attestierte dem Bild Wucht und Unbeschwertheit zugleich.
35 Jahre Kunstraum Kirche
Ebenjene Unbeschwertheit fehlt der Skulptur im Innsbrucker Dom. Das Kunstwerk mit dem Titel „geköpft“ erinnert an das Schicksal des Paters Franz Reinisch, der 1942 vom NS-Regime enthauptet wurde. In das Kunstwerk führte Propst Florian Huber ein: „Der Kopf wird von einer Art Sichtschutz vor dem Altar ergänzt.“ Damit solle der Blick ganz auf den Kopf gelenkt werden, fügte er hinzu.
Für Huber ist dies die letzte Ausgabe von Kunstraum Kirche vor seinem Ruhestand. Er erinnert sich an Arbeiten, die in den vergangenen 35 Jahren durchaus auch Unmut erregt haben. Die Kritik habe zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der jeweiligen Thematik geführt und das habe bestimmt nicht geschadet, so Huber.
Noch ein weiteres Kunstwerk steht ab dem Aschermittwoch parat. Unter dem Titel „Kreuzweg – wegschauen? 8 Tafeln“ lädt der Tiroler Künstler Hans Seifert zu einer persönlichen Kreuzweg-Mediation ein. Auf den Tafeln sind Menschen dargestellt, die in doppelter Hinsicht „ein Kreuz tragen“, so Seifert.