Die Innsbruckerin Hansi Sikora hat ein Leben lang virtuos gestickt. Sie war von Beginn an Mitglied der Tiroler Künstlerschaft. Doch zeigen durfte sie ihre Arbeiten dort nicht. Sie wurde zeitlebens mit dem Klischee, dass nähen, sticken, weben oder stricken Frauensache, aber keine Kunst seien. Wie ihr ging es vielen Tiroler Künstlerinnen, die auch in renommierten Akademien ausgebildet wurden.
Delia Scheffer, die Kuratorin im Ferdinandeum, erzählt dazu: „Man hat sogar in einem Jahr bei einer Weihnachtsausstellung viele Arbeiten von Künstlern wieder zurückgeschickt, weil sie nicht ausstellungswürdig waren.“
Textile Arbeiten erzählen viele Geschichten
Die aktuelle Schau im Ferdinandeum will mit dem Vorurteil von Frauenkunst aufräumen. Die Technik spiele längst keine Rolle mehr, sondern allein die Qualität. Dabei haben die textilen Kunstwerke einiges zu erzählen – von der Renaissance bis heute und von echten, aber auch von inneren Landschaften. Es werden intime Einblicke ins Wohnzimmer geboten.
Eine Batikarbeit über das düstere Ende von Hänsel und Gretel der in Tirol kaum bekannten Kinderbuchillustratorin Edda Reinl ist genauso dabei wie ein flauschiger Fernsehsessel der US-Amerikanerin Anja Brogan, auf dem sie mit einer Schrift provokativ fragt, wem man heute noch trauen kann. All diese Arbeiten sind im Depot gelandet. Kurator Florian Waldvogel: „Ich würde jetzt vorsichtig sagen, ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen, dass es natürlich was mit Sexismus zu tun hat, dass man diese Positionen nicht zeigt. Das, was wir zeigen, ist eigentlich etwas Universelles, etwas Zeitloses.“