Barbara Thaler
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Politik

Thaler neue Obfrau des Wirtschaftsbundes

Barbara Thaler ist neue Obfrau des Tiroler Wirtschaftsbundes. Sie setzte sich Freitagnachmittag mit 58,2 Prozent der Stimmen gegen Mario Gerber durch und ist damit Nachfolgerin von Franz Hörl, der nicht mehr kandidierte.

Im Gespräch mit dem ORF zeigte sich Barbara Thaler über den Ausgang der Wahl sehr erfreut. Sie habe sich in ihrer Rede auf das Miteinander konzentriert. Es brauche starke Werte und ein tolles Fundament, damit in den Betrieben gearbeitet werden könne.

Christiane Knapp im Interview mit Barbara Thaler

Das zweite Thema sei die Unabhängigkeit. „Wir können als Wirtschaftsbund und ich in meiner Doppelrolle als Wirtschaftskammerpräsidentin wirtschaftspolitische Forderungen in Richtung Regierung stellen, ohne dass wir auf Koalitionspartner Rücksicht nehmen müssen“, sagte Barbara Thaler im ORF-Interview.

Gerber: „Hand in Richtung Barbara Thaler ist ausgestreckt“

Auf Mario Gerber entfielen 41,8 Prozent der Stimmen. Er habe sich mehr erwartet, gab er im ORF-Interview offen zu. Er sei natürlich enttäuscht. „Aber wir dürfen uns nicht spalten lassen, wir müssen in die gemeinsame Richtung gehen.“ Es gehe für ihn darum, gemeinsam für die Wirtschaft zu arbeiten. Die Hand Richtung Barbara Thaler sei ausgestreckt und er gratuliere ihr herzlich zu diesem doch eindeutigen Erfolg.

Christiane Knapp im Gespräch mit Mario Gerber

„Im Vorfeld habe ich einiges versucht zu klären und wenn man sich die Historie anschaut, so bin ich ja eigentlich gegen Franz Hörl angetreten. Es hat sich dann herauskristallisiert, dass nicht er, sondern Barbara antritt. Für mich war klar, wenn man einen Weg einschlägt, dann bleibt man dann auch drauf.“

Gerber überraschte im September mit Antritt bei Wahl

Der nunmehrigen Wahl vorausgegangen war ein fast halbjähriges „Hauen und Stechen“, das im vergangenen September mit der überraschenden Ankündigung von Wirtschaftslandesrat Mario Gerber, kandidieren zu wollen, seinen Ausgang genommen hatte.

Damals warf der Wirtschaftslandesrat seinen Hut noch gegen den wortgewaltigen Zillertaler Seilbahnen-Chef Franz Hörl in den Ring – mehr dazu in Streit im Wirtschaftsbund: Gerber vs. Hörl. Ein „Generationenwechsel“ müsse her und Hörl wie von ihm ursprünglich angeblich selbst angekündigt anderen Platz machen, meinte der 43-jährige Gerber in Richtung des Nationalratsabgeordneten. Dieser war darüber durchaus erbost, ortete Verrat bzw. ein hinterlistiges Spiel und sprach gegenüber der APA davon, „überfallen“ worden zu sein.

Barbara Thaler, Cornelia Hagele und Mario Gerber
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Barbara Thaler, Cornelia Hagele und Mario Gerber

Hörl favorisiert Thaler als Nachfolgerin

Im Jänner schließlich die Wende: Hörl, der heuer wieder in den Nationalrat einziehen will, verzichtete auf eine Kandidatur für die Wirtschaftsbundspitze zugunsten Thalers. Die erst seit kurzem als Kammerpräsidentin amtierende 41-jährige Noch-EU-Abgeordnete wollte mit einem möglichen Sieg auch wieder die vor der Hörl-Ära bestandene „Personalunion“ von Kammer- und Wirtschaftsbundführung herbeiführen, die „ein Vorteil“ wäre – mehr dazu in Machtkampf im Tiroler Wirtschaftsbund.

Thaler wurde auf ihrem Wahlvorschlag unter anderem von einflussreichen Granden wie dem Wirtschaftskammervizepräsidenten, Landesinnungsmeister und Bauunternehmer Anton Rieder, unterstützt. Rieder kandidierte als ihr Stellvertreter.

Wirtschaftslandesrat gegen „One-Woman-Show“

Gerber wiederum wartete unter anderem mit seiner Regierungskollegin, Landesrätin Cornelia Hagele, sowie einer Mehrheit der Bezirks-Wirtschaftskammer- und Wirtschaftsbundchefs auf. Der Wirtschaftslandesrat und Touristiker – seit 2022 in der Landesregierung – wandte sich gegen eine „One-Woman-Show“ sowie jene erwähnte „Personalunion“ und warb stattdessen mit seinem Landesratsposten als „Asset“.

Tirols LH und ÖVP-Landesparteichef Anton Mattle, selbst Wirtschaftsbündler, hielt sich übrigens aus dem schwarzen Wettrennen, das sich immer mehr zur Zerreißprobe entwickelte, wohlweislich heraus. Dem Landeschef seien beide an der Bund-Spitze recht, verlautete es sinngemäß.