Insgesamt 28 Tirolerinnen und Tiroler sind 2022 an Drogen gestorben – die große Mehrzahl davon durch eine Überdosis Heroin, aber in Einzelfällen auch durch synthetische Opioide wie beispielsweise Fentanyl oder Methadon vom Schwarzmarkt, wie das Kompetenzzentrums Sucht der Gesundheit Österreich GmbH bestätigte. Der Tod tritt dabei durch Atemstillstand ein – und genau hier setzt seit Juni 2023 das Tiroler Projekt „Take-home-Naloxon“ an.
Nasenspray hilft bei Atemstillstand
Naloxon ist ein Notfallmedikament, das als Nasenspray verabreicht wird. Es verdrängt Opioide von den Andockstellen im Gehirn. Die Betroffenen können dadurch wieder atmen, bis die alarmierten Rettungskräfte die weitere Behandlung übernehmen.
Bei dem Projekt arbeiten die Caritas der Diözese Innsbruck, die Station B3 des Landeskrankenhaus Hall, die Drogenambulanz der Tirol Kliniken und die Kinder- und Jugendhilfe des Landes Tirol zusammen. Sie schulen Drogenkonsumentinnen und -konsumenten in der Anwendung und geben ihnen den Spray in einem Notfall-Set mit.
Seit Juni vergangenen Jahres sind tirolweit 52 drogenkranke Menschen geschult worden – eine überraschend hohe Zahl über die man sich freue, wie wie Wolfgang Sparber von der Caritas erklärte. Zwei Drittel dieser Betroffenen waren Männer. Sie alle sind Klientinnen und Klienten in der Caritas Mentlvilla in Innsbruck, beziehungsweise Patientinnen und Patienten des LKH Hall oder der Klinik: „Die Schulung ist kein mehrstündiger Erste-Hilfe-Kurs, sondern passiert in Gruppen- oder Einzelsettings. Es geht dabei um eine schnelle Intervention, bei denen wir ihnen die wichtigsten Dinge, die notwendig sind, näherbringen“, erläuterte Sparber.
Bereits mehrfach erfolgreich eingesetzt
Die Notfall-Kits erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos nach erfolgter Schulung. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mentlvilla und des Bahnhofssozialdienstes lernen, den Nasenspray in Notfallsituationen einzusetzen. 26 Fachkräfte sind bereits eingeschult worden, in den jeweiligen Einrichtungen liegt permanent ein Notfall-Set mit den lebensrettenden Sprays auf.
Wie ein erster Zwischenbericht nach einem guten halben Jahr jetzt bestätigt, zeigt das Projekt bereits Erfolge: Insgesamt sechsmal konnten Betroffene den Spray bisher anwenden, zudem kam er dreimal in der Mentlvilla zum Einsatz. Neun Menschen konnten somit also wieder selbstständig atmen – und wären ohne die Intervention vermutlich an einer Überdosis gestorben.
„Es freut uns, dass es bereits jetzt so viele gute Rückmeldungen gibt und dass unser Ziel erreicht wurde – nämlich die Überdosierung mit dieser Maßnahme zu bekämpfen und Leben zu retten“, freute sich Sparber. Das „Take-home-Naloxon“-Projekt läuft noch bis Jahresende 2024 und wird dann abschließend noch einmal bewertet.
Hoffnung auf weitere Unterstützung
Die Verantwortlichen hoffen bereits jetzt, dass es danach weitergeführt wird: „Das Land Tirol übernimmt derzeit die Kosten für die Naloxon-Sets. Betroffene, die die Schulung machen, müssen dafür nichts bezahlen. Wir hoffen jetzt, dass es weitergehen wird, weil die Zwischenbilanz eben so positiv ist: Der Spray wird angewendet und damit stirbt ein Mensch weniger an einer Überdosis.“