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Alpenverein/Mössmer
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Umwelt

Alpenverein in Sorge um Hütten und Klima

Auf den Österreichischen Alpenverein (ÖAV) kommen in naher Zukunft besondere Herausforderungen zu: Teilweise über 100 Jahre alte Hütten müssen generalsaniert werden, Trockenheit und auftauender Permafrost erschweren die Erhaltung von Wegen und Steigen.

Der neue ÖAV-Präsident Gerald Dunkel-Schwarzenberger richtete am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck einen Appell an die politischen Entscheidungsträger, den Verein zur Erhaltung der alpinen Infrastruktur stärker zu unterstützen. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen, doch es werde ein größerer zweistelliger Millionenbetrag nötig werden, um die Infrastruktur in den Bergen aufrechtzuerhalten.

Große Investitionen werden nötig

Bei vielen Hütten stehe eine Generalsanierung an, zudem werden wegen des Klimawandels Investitionen nötig. „Wir diskutieren vor allem bei höher gelegenen Hütten über Ersatzbauten, weil unter den Hütten der Permafrost wegbricht“, beschrieb Dunkel-Schwarzenberger die Veränderungen im alpinen Gelände. Der Neubau einer Hütte koste rund drei Millionen Euro, und es seien auch solche in mittleren Lagen betroffen, auch was Trockenheit und Wasseraufbereitung betrifft: „Wir müssen sehr tief in die Tasche greifen, um uns gut aufzustellen.“

Totalphuette Schlafraum
Thomas Hennerbichler
Die Sanierung der Hütten mit neuen und komfortablen Schlafräumen kostet viel Geld

Folgende Hütten in Tirol wurden vom Alpenverein als sanierungsbedürftig genannt: Glungezerhütte, Peter-Anich-Hütte, Wangenitzseehütte, Muttekopfhütte, Innsbruckerhütte, Bonn-Matreierhütte, Lienzerhütte, St. Pöltenerhütte, Neue Reichenbergerhütte sowie der Weg zur Oberissalm im Bereich der Franz-Senn-Hütte. Allein heuer betrage der Investitionsbedarf für die Hütten in Tirol rund 2,2 Mio. Euro. Für die Sanierung der oben genannten Hüttenprojekte werden ab zehn Mio. aufwärts veranschlagt.

Alpenverein bietet 10.000 Schlafplätze auf Bergen

Der erst seit Jahresbeginn amtierende Alpenvereinspräsident will das Jahr nützen, um die Politik dafür zu sensibilisieren. Sein Vorgänger, Andreas Ermacora, hatte sich kurz vor Ende seiner Präsidentschaft von der Politik enttäuscht gezeigt und vehement gefordert, dass die Förderung alpiner Vereine gesetzlich festgeschrieben und angepasst werden sollte.

Auch Dunkel-Schwarzenberger argumentierte nun, dass der ÖAV immerhin vermutlich der größte Beherbergungsbetrieb Österreichs mit 10.000 Schlafplätzen sei und durch ehrenamtliche Arbeit rund 25.000 Kilometer Wege betreut würden. Für den Tourismus Österreichs sei das wesentlich, schließlich würden 50 Prozent der Urlauber vor allem zum Wandern ins Land kommen.

ÖAV-Mitglieder im urbanen Umfeld

Doch nicht nur Touristinnen und Touristen sind in Österreichs Bergen viel unterwegs, wie die aktuelle Mitgliederstatistik des ÖAV zeigt. Mit Jahresende 2023 hielt der Verein bei über 710.000 Mitgliedern, im Jahr 1990 waren es noch 222.254. Auffallend sei, dass der Alpenverein ein wenig urbaner geworden sei. Die meisten Mitglieder habe weiterhin Wien, gefolgt von Tirol und Oberösterreich. Den prozentuell größten Anstieg verzeichnete aber das Burgenland. Die Entwicklung habe auch mit Trendsportarten wie Sportklettern und Mountainbiken zu tun. Im Osten Österreichs würden diese Themen vermehrt ankommen, sagte Dunkel-Schwarzenberger.

Versicherung als guter Grund für Mitgliedschaft

Ein Grund für viele Menschen, zum Verein zu gehen, sei die Versicherung, erklärte Generalsekretär Clemens Matt. Eine Statistik zeige, dass die Unfälle – angesichts steigender Mitgliederzahlen – ebenfalls zunehmen. Im Durchschnitt ereignen sich pro Tag fünf bis sechs Fälle, insgesamt 2.045 Schadensfälle wurden im Vorjahr registriert. Die meisten Vorfälle passieren beim Wandern. „Es fällt auf, dass zwischen 30 und 39 Jahren ein gefährliches Alter ist“, las Matt aus den Zahlen. 21,7 Prozent der Unfälle betreffen diese Altersgruppe.

Immer wieder werde zudem diskutiert, ob ein Unfall etwa durch mangelnde Vorbereitung verursacht werde. Das spiele für den ÖAV aber keine Rolle: „Wir beurteilen nicht, ob ein Handeln unverantwortlich war oder nicht“, sagte Matt. Für den Verein zähle nur, dass es sich um ein in Not geratenes Mitglied handle, und die Versicherung übernehme die Kosten.