Emil Kaschka ist in erster Linie leidenschaftlicher Geschichtenerzähler: „Gute Literatur, eine gute Geschichte oder ein guter Film ist nicht nur etwas Intellektuelles, also etwas das nur ’l’art pour l’art’ (Kunst für die Kunst) ist. Sie muss auch unterhalten, Spaß machen und Gefühle berühren“, sagt der 27-jährige Schriftsteller aus Pfaffenhofen (Bezirk Innsbruck-Land).
Spüren, wie ein Text bewegt
Der Tiroler trat mit seinen Texten schon während seines Germanistikstudiums in Innsbruck und Wien auf zahlreichen Poetry-Slam Bühnen in Österreich und im Ausland auf. Bei seinen ersten Österreichischen Meisterschaften 2018 belegte er den 3. Platz, im vergangenen Jahr holte er schließlich den Sieg. Vor kurzem wurde der Tiroler außerdem Vierter bei den Europäischen Poetry Slam Meisterschaften und darf deshalb Österreich heuer bei den Weltmeisterschaften in Togo in Westafrika vertreten.
„Das Schönste am Poetry Slam ist, dass man spürt, was ein Text, den man gerade geschrieben hat und vorträgt, mit den Menschen macht. In der Literatur – zum Beispiel wenn man ein Buch schreibt – bekommt man selten sofort eine Rückmeldung“, schildert der 27-Jährige. „Beim Spoken Word steht man auf der Bühne, trägt den Text vor und spürt eigentlich bei jedem Satz, was er mit dem Publikum macht, ob es still ist oder ob gelacht wird zum Beispiel.“
Theaterbühne auf dem Schreibtisch
Emil Kaschka ist ein vielseitiger Autor. 2021 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Grünholz“. Ein Jahr später wurde sein erstes Theaterstück „Bruder Jakob“ in Berlin und Innsbruck – später auch in Rosenheim – aufgeführt. Aktuell schreibt der Autor an seinem bisher größten Theaterstück.
In diesem sind oft elf Leute gleichzeitig auf der Bühne. Sich das räumlich vorzustellen und einen Eindruck zu bekommen, wie das auf der Bühne wirkt, ist eine Herausforderung. Kaschka hilft sich, indem er die Szenen mit kleinen Figuren nachstellt. „Ich lerne die Charaktere dadurch anders kennen und kann mir eher vorstellen, wie sie miteinander interagieren. Es entlastet den Kopf, das im Raum aufzubauen und auszuprobieren, was funktioniert.“
Zwischen zwei Welten
Kaschka hat belgische Wurzeln, wuchs flämischsprachig auf und arbeitete und studierte eine Zeit lang in Chile und Spanien. Mittlerweile lebt er in Wien und studiert an der Filmakademie Drehbuch und Regie. Seine Wurzeln führen ihn aber immer wieder zurück in seine Heimat Tirol, wo Familie und Freunde sind. Er pendelt zwischen zwei Welten, wie er sagt: „Wenn ich in Wien bin, ist das schon eine eigene Kunstblase: Man trifft sich viel mit Schauspielern und Filmschaffenden, sieht aber wenig darüber hinaus.“
Es sei deshalb unglaublich wichtig und wertvoll, einen Ausgleich zu haben und immer wieder nach Pfaffenhofen und nach Tirol zu kommen: „Hier habe ich meine Ruhe und nicht mehr den Wirbel, den ich die ganze Zeit in Wien habe. Ich kann mich dann wirklich für ein oder zwei Wochen nur auf das Schreiben konzentrieren. Das tut unglaublich gut.“
Kreativer Kopf von Kindesbeinen an
Die Kreativität wurde Kaschka quasi in die Wiege gelegt: „Ich habe viel meinen Eltern zu verdanken. Sie haben immer gesagt ‚Fernsehen ist Gift‘ und ich habe bis heute keinen Fernseher. Dadurch gewinnt man als Kind natürlich extrem viel Zeit, die man mit anderen Sachen füllen muss. Ich habe dann viele Sachen erfunden.“
Der Schriftsteller besuchte außerdem fast seine ganze Schulzeit lang Alternativschulen, die ihm viel Freiraum für seine kreativen Interessen ließen – die Jacoby Schule in Telfs und die Montessori-Schule in Innsbruck: „Ich habe da nie Hausübungen gemacht, nie Prüfungen gehabt, nie einen fixen Unterricht gehabt. Ich habe deshalb immer sehr viel Zeit gehabt zum Schreiben, zum Lesen und zum Fußballspielen“, erinnert sich der Autor.
Träumt von den Volksschauspielen
Emil Kaschka hat große Pläne für die Zukunft. Er wünscht sich, irgendwann von seinem kreativen Schreiben und seinen erfundenen Geschichten leben zu können. Der junge Autor träumt auch davon, dass eines seiner Theaterstücke eines Tages bei den Tiroler Volksschauspielen aufgeführt wird oder dass eines seiner Romane in jeder Buchhandlung in Österreich aufliegt.
Der Tiroler möchte aber vor allem Geschichten erzählen, die die Menschen berühren, die in Erinnerung bleiben und die Welt vielleicht auch etwas verändern: „Etwas zu schreiben, das bei den Leuten hängen bleibt, oder das die Leute so sehr prägt, wie mich die Harry-Potter-Romane geprägt haben – das wäre die absolute Krönung“, so der 27-Jährige. Für Emil Kaschka sind seine Geschichten mehr als nur Worte auf dem Papier. Sie sind lebendig und greifbar und er möchte die Geschichten zum Leben erwecken.