Eine Person beim Laden eines Elektro-Autos bzw. E-Autos
APA/BARBARA GINDL
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Umwelt

Zweites Leben für Akkus von E-Autos

Vor gut zehn Jahren ist der Verkauf von E-Autos in Tirol angelaufen. Damit geht jetzt auch die Lebensdauer der Akkus dieser Autos zu Ende. Was aber passiert mit diesen gebrauchten und defekten Akkus? In Tirol werden sie jedenfalls nicht recycelt. Verantwortlich dafür sind die Auto-Hersteller selbst, solange die Garantie gilt.

In Tirol sind im vergangenen Jahr rund 4.100 E-Autos neu zugelassen worden. Zum überwiegenden Teil waren es geleaste Firmenwagen. Nur etwa 20 Prozent davon waren private Kunden, ein Großteil davon hat ebenfalls geleast. Der Hauptgrund, warum viele Menschen bei E-Autos zögern, ist der Akku. Wenn er an Leistung verliert, verringert sich die ohnehin begrenzte Reichweite deutlich. Und das ist spätestens nach zehn Jahren der Fall. So lange sind die ersten E-Autos in Tirol schon auf der Straße.

Lange Garantien auf Auto-Akkus

Die Hersteller versuchen, diese Unsicherheit mit langen Garantieangeboten von bis zu acht Jahren zu nehmen, sagte der Sprecher des Autohandels in Tirol, Dieter Unterberger im ORF Tirol Interview. „Acht Jahre sind wirklich eine lange Zeit. Und auch danach gibt es die Möglichkeit, einzelne Akkuzellen zu tauschen, den Akku also zu reparieren, sodass sich das finanzielle Risiko in Grenzen hält.“ Ein neuer E-Auto Akku ist mit ca. 9.000 Euro und mehr allerdings teuer, ergaben die Nachfragen des ORF Tirol.

Akku E Auto Reparatur
ORF
Aus Auto-Akkus können einzelne Zellen ausgetauscht werden, der Akku wird quasi repariert

In Tirol kein zweites Leben für Akkus

In Tirol werden derzeit Auto-Akkus nicht recycelt. Ebensowenig nehmen Schrotthändler E-Autos an. Zu groß sei die Sorge wegen der Brandgefahr, hieß es auf die Frage des ORF Tirol aus beiden Branchen. Derzeit gibt es in ganz Österreich nur zwei Firmen, die sich mit alten E-Akkus befassen. In der Nähe von Graz werden alte Akkus zu Strom-Speichermodulen für Photovoltaikanlagen umgerüstet, in der Nähe von Linz werden einzelne Speicherzellen ausgetauscht, die Akkus also quasi repariert. Derzeit obliegt es den einzelnen Auto-Herstellern selbst, was sie mit den gebrauchten Akkus machen.

Emanuel Jahn, Geschäftsführer vom Autohaus Dosenberger in Rum: „Wir schicken gebrauchte Akkus zunächst nach Linz, dort wird entschieden, ob der Akku zu reparieren ist. Wenn nicht, kommt er in unser zentrales Recyclingwerk in der Nähe von Paris, es ist derzeit das größte der Welt. Dort werden die Akkus zu Pufferspeichern für Photovoltaikanlagen umgebaut und in der Region auch bereits genutzt.“

Pufferspeichermodule aus alten E-Auto Akkus
ORF
Aus gebrauchten Akkus von E-Autos können Pufferspeicher für Photovoltaikanlagen gebaut werden, in ganz Österreich macht das derzeit aber nur ein Unternehmen

Zweites Leben für alte Auto-Akkus

Auch in Graz werden aus alten E-Auto Akkus solche Pufferspeicher. Das sei ein Markt mit viel Potenzial, glaubt Jahn. „Das Interesse unserer Autokunden an dieser Technologie ist groß. Denn damit könnte der Strom aus den eigenen Photovoltaikanlagen gespeichert und somit auch in der Nacht genutzt werden.“ Die Branche spricht hier von einem Second Life, also von einem zweiten Leben für die oft tonnenschweren Auto-Akkus. Weil die ersten alten Akkus nach gut zehn Jahren aber erst jetzt zurückkommen, sei dieser Markt in Österreich noch am Beginn. Andere Länder wie Frankreich und Spanien sind da schon wesentlich weiter.

Branchensprecher Dieter Unterberger sagte aber auch: „Diese Wiederverwertung der Akkus muss gelingen. Es macht keinen Sinn, immer neue Akkus zu produzieren und dann vor riesigen Mengen Sondermüll zu stehen. Dann hätten wir für die Umwelt nichts erreicht. Ich glaube, dass sich die Technologie dem Bedarf anpassen wird.“ Das sieht auch Emanuel Jahn so, allein schon aus wirtschaftlichen Gründen: „In diesen Akkus steckt sehr viel Wert, es wäre Unsinn, diesen nicht weiter zu nutzen.“

Akku-Kapazität bestimmt Wert des E-Autos

Die Frage, wie gut ein Akku bei einem gebrauchten E-Auto noch ist, ist beim Weiterverkauf vorrangig. Die aktuelle Akkuleistung lässt sich in Fachwerkstätten auslesen. Bei über 90 Prozent lassen sich Autos in der Regel gut weiterverkaufen. Allerdings haben zwei der weltweit größten Autovermieter gerade bekannt gegeben, keine E-Autos mehr zu kaufen, weil der Verkaufswert schon nach zwei Jahren so stark sinke. Unter 90 Prozent Akkuleistung sei der Wert des Gebraucht-Wagens noch geringer. Das wiederum ist für private Käufer interessant. Sie nehmen eine eingeschränkte Reichweite für den günstigen Preis oft in Kauf und nutzen den Wagen nur für Kurzstrecken. Denn die Reichweiten des E-Autos sind dann schon stark eingeschränkt.

E-Autos besser leasen?

Weil sich die E-Auto Technologie gerade im Bereich der Akkus derzeit noch rasant entwickelt, seien Leasingangebote oft attraktiver als Käufe. „Ich empfehle grundsätzlich, E-Autos zu leasen. Die Technologie in der E-Mobilität entwickelt sich so rasant, vielleicht gibt es bald eine neue Batterie-Generation, das wäre ein großer Vorteil,“ sagte Dieter Unterberger.

Die Leistungsfähigkeit der Akkus und die Möglichkeiten, sie etwa als Pufferspeicher für Photovoltaikanlagen weiter zu verwenden bzw. sie möglichst gut zu recyceln, werden großen Einfluss darauf haben, wie sich E-Mobilität entwickelt, heißt es in der Branche.