Barbara Thaler EU Abgeordnete
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Wirtschaft

WK-Chefin Thaler will Vollzeitkräfte belohnen

Die Tiroler Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler (ÖVP) hat am Mittwoch mit einem Vorstoß zur Attraktivierung von Vollzeitarbeit aufhorchen lassen. Sie forderte als „Sofortmaßnahme“ einen Absetzbetrag in der Höhe von 500 Euro für Vollzeitbeschäftigte.

Damit würde den Menschen „mehr netto vom brutto“ bleiben, es würde „Leistung attraktiver“ machen und „Druck vom Arbeitsmarkt“ nehmen. Auch die NEOS hatten bereits einen Vollzeit-Absatzbetrag gefordert.

Anreiz für Teilzeitkräfte

„In einer Zeit, in der die Arbeitskosten unaufhörlich steigen, müssen wir effektive und unbürokratische Maßnahmen ergreifen, um die Tiroler Wirtschaft zu stärken“, meinte Thaler. Für 74 Prozent der Tiroler Betriebe würden die Arbeitskosten eine Belastung darstellen, zitierte sie aus dem „Top Tirol Konjunkturbarometer“ der Wirtschaftskammer.

Zweitgrößte Herausforderung sei der Arbeitskräftemangel: „Der Absetzbetrag bietet auch einen Anreiz für die Ausweitung von Teilzeitarbeit“, sah die Kammerpräsidentin und EU-Abgeordnete einen Hebel, denn: „Jede hinzukommende Vollzeitkraft entlastet daher alle Beschäftigten und lässt zudem die Steuereinnahmen steigen.“

Forderung nach Senkung der Lohnnebenkosten

Wie bereits ihr Parteichef, Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), forderte die Tiroler WK-Chefin eine Senkung der Lohnnebenkosten. „Es ist entscheidend, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, indem wir die Belastung der Unternehmen durch Lohnnebenkosten reduzieren. Eine solche Senkung ist ohne Einschränkungen für die Versicherten machbar, wie die Vergangenheit gezeigt hat.“

Der Vorschlag auf einen Absetzbetrag auf Vollzeitarbeit ist nicht neu. Die NEOS forderten einen solchen „Vollzeitbonus“ bereits. Für jeden Monat Vollzeitbeschäftigung sollte laut dem pinken Vorschlag ein Absetzbetrag von 100 Euro gutgeschrieben werden.

Grüne Abgeordnete sieht Verfassungswidrigkeit

Die Tiroler Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler (Grüne) konnte Thalers Vorschlag nichts abgewinnen. Diese Wahlkampfparole wäre wegen Ungleichbehandlung verfassungswidrig. „Es würden Menschen mit niedrigem Einkommen stärker besteuert als Menschen mit hohem Einkommen. Bei dieser Umverteilung an die besseren Verdienenden verlieren hauptsächlich junge Menschen und Frauen.“

Neßler plädierte vielmehr für einen „Ausbauturbo bei der Kinderbetreuung. Denn Frauen können nicht arbeiten gehen, wenn sie keine Möglichkeit haben“.