Nach wie vor gibt es Vorbehalte, wenn in der Medizin die Technik menschliche Arbeit übernimmt und teilweise ersetzt. Am Bezirkskrankenhuas (BKH) Kufstein zog Urologie-Primar Lorenz Höltl mit seinem Team nach umfangreicher Praxiserfahrung eine äußerst positive Bilanz: Der OP-Roboter ist von Montag bis Freitag im Dauereinsatz.
„Das Instrument hat vorne eine 360-Grad-Beweglichkeit, die wir bei den alten Instrumenten nicht gehabt haben“, meinte Höltl. Außerdem biete die Technik eine 3D-Darstellung und eine optische Vergrößerung sowie einen zusätzlichen Arbeitsarm, den die Chirurgen nutzen könnten. „Sinn und Zweck ist natürlich, dass die Operation leichter und besser vonstatten geht und die Ergebnisse verbessert werden.“
Roboter soll Mensch nicht ersetzen
Bei einem großen chirurgischen Eingriff muss beispielweise nicht die halbe Bauchdecke aufgeschnitten werden. Es sind nur wenige kleine Schnitte notwendig. Der operierende Arzt sitzt an der Konsole und steuert den Roboter, der praktisch sein verlängerter Arm ist. In bis zu 40-facher Vergrößerung können äußerst präzise Bewegungen ausgeführt werden.
Das OP-Team verfolgt dabei alle Schritte über Computerbildschirme mit. Auch die Urologin Susanne Selmayr arbeitet mittlerweile robotergestützt, wie sie sagte: „Ich glaube ganz wichtig ist, dass es eine Unterstützung für uns ist und wir können mit dem Roboter ein Stück weit exakter operieren, aber er macht ja nichts alleine.“
„Hätte mir das nie vorstellen können“
Der Robotereinsatz reduziert Folgebelastungen. Darüber hinaus verringert sich die Verweildauer für Patientinnen und Patienten bis zur Entlassung nahezu um die Hälfte. Das Spital profitiere damit von finanziellen und personellen Einsparungen. Den größten Mehrwert hätten die Betroffenen selbst, wie Selmayr regelmäßig beobachtet. „Mich verblüfft wirklich der Allgemeinzustand auch direkt nach der Operation.“
Teilweise sei es so, dass das OP-Team in der Früh eine radikale Prostatektomie, das heißt eine komplette Entfernung der Prostata, oder eine Nierenteilentfernung durchführt. Am frühen Nachmittag treffe sie dann beispielsweise auf den Patienten mit sehr wenigen Schmerzen. „Das hätte ich mir nie vorstellen können, dass das möglich ist“, so Selmayr.
OP-Roboter bald auch in Innsbruck und Hall
Das Bezirkskrankenhaus nutzt aktuell als einzige Tiroler Krankenanstalt einen derartigen OP-Roboter. Bewerbungen dafür hatte es im Vorfeld mehrere gegeben. Die Klinik Innsbruck und das Landeskrankenhaus Hall bekommen Ende Jänner je ein 1,8 Millionen Euro teures Gerät. Diese sollen dann bald zum Einsatz kommen.