Im vergangenen Jahr sind in Tirol über 4.100 Elektro-Autos neu zugelassen worden. Das ist eine Steigerung von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Durch die Zunahme der Elektromobilität werden auch die heimischen Autowerkstätten vor neue Herausforderungen gestellt. Die Reparatur von Hochvolt-Fahrzeugen erfordert zusätzliches Wissen und besondere Sicherheitsstandards.
Für die Reparatur von E-Autos braucht es neben Spezialwerkzeug und Messgeräten auch einen separaten Arbeitsplatz mit einer dementsprechenden Absicherung rundherum. Das sei vor allem dann notwendig, wenn Arbeiten an der Batterie des Fahrzeugs durchgeführt werden, erklärt Elmar Schmarl, Fahrzeugtechnik-Innungsmeister der Wirtschaftskammer Tirol. Auch die persönliche Schutzausrüstung von Mechanikerinnen und Mechanikern ist von großer Bedeutung: „Die Schutzausrüstung muss man sehr ernst nehmen. Das fängt bei den Handschuhen an, geht über isolierte Schuhe, bis hin zu Overall und Schutzhelm“, erklärt Schmarl.
„Kein Schnitt in den Finger“
Bei der Arbeit an Elektro-Autos sei die Gefahr eines Stromschlags gegeben, weshalb Sicherheitsvorkehrungen von oberster Priorität sind, so Elmar Schmarl: „Ich sage es immer wieder: Das ist kein Schnitt in den Finger. Ein Stromschlag kann lebensbedrohlich sein!“
Insgesamt seien die Tiroler KFZ-Werkstätten aber schon sehr gut für diese zusätzlichen Herausforderungen gerüstet, so das Resümee des Innungsmeisters.
Zusatzausbildung und neue Lehre
Neben Schutzausrüstung und zusätzlichem Werkzeug verlangt der Umgang mit E-Autos aber auch Spezialwissen von KFZ-Mechanikerinnen und Mechanikern. In eigenen Kursen werden sie geschult, wie an einem E-Auto gearbeitet wird und welche Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden müssen. Solche Kurse werden vom WIFI Tirol oder auch von freien Trainern am Markt angeboten. Das Interesse daran sei sehr groß, bestätigt das WIFI.
Auch der Plan für die Lehre zum KFZ-Mechaniker werde aktuell gerade überarbeitet, erzählt Schmarl: „Wir wollen die Ausbildung zum Mechaniker in Module aufteilen. An einem E-Auto darf nämlich erst ab einem Alter von 18 Jahren gearbeitet werden. Jüngere Lehrlinge können so die anderen Module schon absolvieren und ab 18 dann das Zusatzmodul für Hochvolt-Mechanik machen.“
Seltener in die Werkstatt
Was Elektro-Fahrzeuge zusätzlich von herkömmlichen Autos unterscheidet, ist die Tatsache, dass weniger Reparaturarbeiten anstehen und sie so auch seltener in die Werkstatt müssen, weiß der Innungsmeister: „Bei einem Verbrennungsmotor muss man regelmäßig das Öl wechseln und Service machen, dass fällt beim E-Auto weg. Die Batterien von Elektro-Autos sind generell wenig anfällig für Störungen.“
Bei Hochvolt-Fahrzeugen sind in der Regel dafür aber die Bremsanlagen schneller von Verschleißerscheinungen betroffen als bei herkömmlichen Autos. Das hat damit zu tun, dass E-Autos die Rekuperation nutzen und beim Abbremsen die Energie so wieder in die Batterie fließt. „Durch diesen Mechanismus werden die Bremsen bei Elektro-Autos nur ganz wenig betätigt. Durch das wenige Bremsen verrosten die Bremsscheiben und Bremsbeläge viel schneller“, erklärt der Experte.