Martin Nagiller und Andreas Krismer (IKB)
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Chronik

Müllmänner retten Mann vor Erfrierungstod

Drei Mitarbeiter der Innsbrucker Müllabfuhr sind am Samstag vor einer Woche zu Lebensrettern geworden. In der Früh fanden sie einen Mann bewusstlos in einem Park nahe des Hauptbahnhofes liegen. Den Männern hatte dieser offenbar Obdachlose sein Leben zu verdanken.

Kurz vor 6.30 Uhr waren die Mitarbeiter der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB), Martin Nagiller und Andreas Krismer mit einem Kollegen, auf ihrer üblichen Tour unterwegs. In der Pechestraße samt Park mussten die Mülltonnen ausgeleert werden. Als die beiden IKB-Bediensteten den Mann am Boden neben einer Parkbank liegend fanden, waren sie zuerst geschockt. Sie zögerten aber nicht, ihm zu Hilfe zu eilen.

Ursprünglich wären sie an diesem Tag gar nicht im Dienst gewesen. Wegen des Feiertages eine Woche zuvor war der Plan für die Müllabfuhren nach hinten verschoben worden. So waren sie an diesem Samstagmorgen unterwegs und wurden durch Zufall, aber auch durch großes Engagement zu Lebensrettern.

Martin Nagiller und Andreas Krismer (IKB)
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Martin Nagiller (l.) und Andreas Krismer wurden durch ihr beherztes Handeln vermutlich zu Lebensrettern.

Mann war schon bewusstlos

„Wir sind zu ihm hingegangen. Man weiß ja nicht, ob da einer betrunken ist, man weiß ja nicht, was mit so einem Menschen los ist. Und dann haben wir gesehen, dass er kein Zeichen mehr von sich gibt. Wir haben ihn geschüttelt, aber er war schon bewusstlos“, erzählte Martin Nagiller aus Mieders. „Wir haben sofort eine Jacke über den Mann gelegt, dann Decken geholt und gleichzeitig die Rettung gerufen“, ergänzte Andreas Krismer aus Sistrans.

Die beiden Kollegen setzten ihren Dienst fort, während der stark unterkühlte Mann von Sanitätern in die Klinik gebracht wurde. Dort wurde der Mann aufgewärmt und ärztlich behandelt. Auf Nachfrage des ORF Tirol konnte er die Klinik am selben Tag wieder verlassen.

Pechepark
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Im Pechepark nahe des Innsbrucker Bahnhofs lag der vermutlich obdachlose Mann neben einer Parkbank auf dem Boden.

„Zum Nachdenken kommt man erst am Abend“

Der Arbeitstag ging dann ohne weitere Komplikationen zu Ende. Am Abend realisierten die IKB-Mitarbeiter erst, wie knapp der vermutlich obdachlose Mann am Tod vorbeigeschrammt sein könnte. Hätten sie ihn erst eine Stunde später entdeckt, wäre die Hilfe wohl bereits zu spät gewesen.

„Wenn man dann weiterarbeitet, dann kommt man nicht mehr dazu, darüber nachzudenken. Es wirkt dann erst am Abend nach. Und man denkt an diesen Menschen, wie es ihm wohl geht, weil er hat ja wirklich kein Lebenszeichen mehr gegeben“, so Krismer.

Als Helden sehen sich die beiden nicht. Dass man in Not geratenen Menschen hilft, scheint für beide zum Alltag und zum Menschsein zu gehören: „Wenn was passiert, muss man so viel sein, dass man hilft“, sagte Krismer. „Das ist etwas ganz Selbstverständliches, dass man nicht wegschaut“, meinte Nagiller.