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Israelitische Kultusgemeinde
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Chronik

Nazi-Eklat bei Vortragsabend in Innsbruck

Im Innsbrucker Treibhaus ist es am Mittwochabend zu einem Vorfall mit nationalsozialistischen Botschaften gekommen. Bei einer Veranstaltung über den Überfall der Hamas auf Israel zeigte eine Besucherin mehrmals den Hitler-Gruß. Sie soll auch „Heil Hitler“ gerufen haben, was für große Aufregung sorgte.

Bei der Veranstaltung im Innsbrucker Kulturzentrum Treibhaus referierten zwei Historiker unter dem Titel „Israel nach dem Überfall der Hamas“. Dabei behandelten sie Ursachen und Folgen des 7. Oktober – dem Tag, als die Terrororganisation Hamas Israel überfallen und zahlreiche Menschen ermordet und verschleppt hatte. Veranstaltet wurde der Abend vom Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus in Tirol.

Bei der anschließenden Diskussion sei ein Mikrofon in der Mitte des Raumes platziert worden, um Fragen und Kommentare des Publikums zuzulassen. Eine Besucherin habe dann etwa drei Mal den Hitler-Gruß gezeigt und mindestens einmal „Heil Hitler“ gerufen, wie ein Teilnehmer gegenüber dem ORF Tirol berichtete. Die Frau sei sehr laut gewesen und habe stramm stehend die rechte Hand gehoben.

„Beim ersten Mal war jeder sehr überrascht, ob es wirklich ein Hitler-Gruß war. Ich war mir nicht ganz sicher und dachte, das Scheinwerferlicht blende sie, aber die darauffolgenden Male war es ganz klar“, so der Besucher, der von einem „Nazi-Eklat“ spricht.

„Publikum war schockiert“

Dabei habe es auch Rufe aus dem Publikum gegeben. Die Menschen hätten sie aufgefordert, damit aufzuhören, berichtete Peter Grüner, Mitveranstalter vom Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus. „Wir haben natürlich darauf reagiert, das Publikum war schockiert, und wir haben der Person zu verstehen gegeben, dass sie den Raum verlassen soll, was dann mit einigem Widerstand auch passiert ist.“

Jemand habe umgehend die Polizei verständigt. Diese bestätigte am Donnerstag den Vorfall auf Anfrage des ORF Tirol. Nach bisherigen Erhebungen der Exekutive sei die Frau venezolanische Staatsbürgerin und 39 Jahre alt. Sie habe sich bei der Diskussion nicht gehört gefühlt, wie sie gegenüber der Polizei gesagt habe. Den Hitler-Gruß habe sie gemacht, um sich Gehör zu verschaffen. Sie habe gedacht, dass das nur in Deutschland verboten sei. Nähere Hintergründe sind unklar. Weitere Erhebungen der Polizei zur Causa laufen. Der Frau, die Deutsch gesprochen haben soll, droht voraussichtlich eine Anzeige nach dem Verbotsgesetz.

Debattenkultur sehr polarisiert

Auch Treibhaus-Chef Norbert Pleifer bekam den Vorfall mit. Insgesamt sei die Veranstaltung sehr informativ und friedlich abgelaufen sowie mit circa 200 Anwesenden auch gut besucht gewesen. Im Vorfeld wurde er jedoch heftig kritisiert. „Bedrückend ist vor allem auch, dass ich als ‚Kriegstreiber‘ bezeichnet wurde, weil wir die Veranstaltung durchführen“, so Pleifer. Das habe er in vielen Jahren Kulturarbeit noch nie erlebt.

Veranstalter Peter Grüner spricht ebenfalls von einer äußerst polarisierten Debattenkultur. Trotzdem sei die Veranstaltung sehr wichtig gewesen und auch vom Großteil der Teilnehmenden als sehr gut empfunden worden.

Veranstalter spricht von positiven Rückmeldungen

„Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, auch die Diskussion anschließend war durchaus hitzig. Das muss es in einer pluralistischen Gesellschaft vertragen, aber da wurde eindeutig eine Grenze überschritten“, meinte er mit Verweis auf den Hitler-Gruß. Es war eine Grenzüberschreitung, die wohl einige Besucherinnen und Besucher irritiert zurückließ.

Das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus in Tirol wollte mit der Veranstaltung Aufklärung betreiben, wie Grüner sagte. „Wir erleben, dass seit dem Überfall vom 7. Oktober viele auf die Straße gehen, aber insbesondere um für die ‚Befreiung‘ des palästinensischen Volkes zu demonstrieren und gleichzeitig vergessen, was für eine Terrororganisation die Hamas ist.“ Dabei werde auch auf die israelischen Opfer des Überfalls vergessen und das dürfe nicht sein.

Offenbar kein neonazistisches Motiv

Heiko Heinisch, einer der beiden vortragenden Historiker, meinte in einer Reaktion auf der Social Media Plattform X (ehemals Twitter), dass die Frau zu einer „kleinen Störfraktion“ gehört habe. Sie soll nicht aus rechtsextremen Motiven gehandelt haben. Vielmehr sei es ihr darum gegangen, „Israel, Referenten, Veranstalter“ sowie die Besucherinnen und Besucher im Sinne der „Palästinasolidarität“ mit Nazis gleichzusetzen, sagte er. Bereits vor Beginn der Veranstaltung habe die venezolanische Staatsbürgerin die Vortragenden verbal angegriffen.